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Die Zukunft der Weltwirtschaft

21.09.2017  |  John Mauldin
- Seite 4 -
Die Blase der Regierungsversprechen

Auf der Bilanz der US-Regierung finden sich ungedeckte Verbindlichkeiten in Höhe von 80-200 Billionen $, die sich aus künftigen Belastungen durch die Sozialprogramme ergeben. Diese sind im Grunde genommen nichts anderes als ein Versprechen der Regierung, in Zukunft großzügig zu sein. Kein Teil der Wählerschaft wird für die Kürzung ihrer Bezüge stimmen. (Mit Ausnahme der sehr Wohlhabenden, die diese Leistungen gar nicht brauchen.) Auf bundesstaatlicher und lokaler Ebene belaufen sich die ungedeckten Verbindlichkeiten mittlerweile auf rund 4-6 Billionen $. Doch selbst diese Zahlren tragen dem Ernst der Lage vielleicht noch nicht ausreichend Rechnung.

Es ist natürlich leicht, Bundesstaaten wie Illinois oder New Jersey als schlechtes Beispiel heranzuziehen, aber werfen wir doch einmal einen Blick auf einen Staat wie Kentucky. Der US-Bundesstaat Kentucky hat in diesem Jahr eine erstaunlich aufrichtige Selbsteinschätzung zum Thema Rentenverpflichtungen veröffentlicht.

Der Bericht ist äußerst ernüchternd, wenn man zu den Einwohnern von Kentucky zählt. Wenn Sie optimistisch (und unrealistisch) davon ausgehen, dass sich die durchschnittlichen Renditen in Zukunft auf 6,75% - 7,5% belaufen werden, bleibt in den Rentenkassen Kentuckys noch immer ein Fehlbetrag von 33 Milliarden $. Zum Vergleich: Die Ausgaben des Bundesstaates beliefen sich im letzten Jahr auf insgesamt 32,7 Milliarden $. Damit ist der nicht gedeckte Teil der Rentenverpflichtungen größer als das gesamte Budget Kentuckys. Doch warten Sie, es wird noch schlimmer.

Die Verfasser des Berichts haben sich gefragt, was geschieht, wenn man von realistischeren künftigen Erträgen ausgeht. Bei einer Rendite von mehr als 5% steigen die ungedeckten Verbindlichkeiten auf 42 Milliarden $. Bei 4%, einem realistischeren Wert angesichts der erwartbaren Renditen der festverzinslichen Wertpapiere im Portfolio des Bundesstaates, steigt der Fehlbetrag auf 64 Milliarden $ bzw. auf das Doppelte des Budgets. Wenn wir die Rendite der 30-jährigen US-Staatsanleihen von 2,7% als Berechnungsgrundlage verwenden, erhöht sich das Defizit der Rentenkasse auf 84 Milliarden $. Das ist das Siebenfache dessen, was sich der Fonds im Jahr an Ausgaben leisten kann.

So gestaltet sich die Lage also, bevor wir eine potentielle Rezession berücksichtigen. Wirtschaftliche Abschwünge haben in der Vergangenheit zu durchschnittlichen Verlusten von 40% an den Aktienmärkten geführt, was die Rentensorgen Kentuckys (und aller anderen Bundesstaaten) erheblich vergrößern dürfte. Wie ich zudem in künftigen Artikeln darlegen werde, wird das massive Schuldenwachstum in den USA und weltweit zur Folge haben, dass die Erholung und das Wachstum nach der nächsten Rezession noch schleppender ausfallen als der lauwarme Aufschwung, den wir in den letzten zehn Jahren erlebt haben.

Die nächste Finanzkrise wird sich deutlich von der vorherigen unterscheiden, aber es wird auch Ähnlichkeiten geben.

Der folgende Chart ist ein extremes Beispiel dafür, was gerade auf der Welt geschieht. Der Gesamtwert der Junk-Bonds mit extrem lockeren Kreditbedingungen ist erschreckend, doch die Rendite dafür sind auf ein Rekordtief gefallen. Die Bestimmungen des Dodd-Frank Acts untersagen es den Banken in den USA zudem, am Markt für Unternehmensanleihen als Marktmacher zu agieren. Diese Situation wird dazu führen, dass die Zinssätze der Unternehmensschulden bei einem Crash durch die Bank weg sprunghaft in die Höhe schießen. Darunter werden alle Unternehmen zu leiden haben, vom schlechtesten bis hin zum besten, denn die Flucht der Investoren in Barmittel wird vergleichbar sein mit dem, was wir 2009 erlebt haben.

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Vergessen Sie nicht, dass Sie in einer Krise nicht das verkaufen, was Sie verkaufen wollen, sondern das, was Sie verkaufen können - und zwar wahrscheinlich zu Schleuderpreisen. Einige der riesigen Investmentfonds und ETFs investieren in die hochverzinslichen Unternehmensanleihen, und wenn diese ihre Positionen liquidieren, wird das zu Abverkäufen an einem Markt führen, an dem es keine Käufer mehr gibt. Wenn Sie sich fragen, was das Land schließlich in eine Rezession stürzen wird, dann brauchen Sie den Blick nur auf die Finanzmärkte und die dortigen Exzesse zu richten. Ich könnte übrigens problemlos noch vier weitere Seiten nur mit erschreckenden Charts wie dem obenstehenden füllen.



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