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Die Zukunft der Weltwirtschaft

21.09.2017  |  John Mauldin
- Seite 5 -
Ausschlaggebend ist das Angebot, nicht die Nachfrage

Die neo-keynesianischen Ökonomen in der Regierung und der US-Notenbank Fed haben alles in ihrer Macht Stehende getan, um die Nachfrage gemessen an den ausgegebenen Dollars zu stimulieren. Sie glaubten, dadurch eine wirtschaftliche Erholung herbeiführen zu können, doch ihnen ist ein Teil der Gleichung entgangen. Besinnen wir uns zurück auf das Einmaleins der Wirtschaftswissenschaft und werfen wir einen Blick, auf das vielleicht erste Diagramm, dass Sie jemals im Wirtschaftsunterricht gesehen haben: die klassische Angebots- und Nachfragekurve mit dem Gleichgewichtspreis.

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Wenn Sie die Angebotskurve nach rechts verschieben, d. h. wenn Sie mehr von einer bestimmten Ware zur Verfügung stellen, wird der Preis sinken und sich ein neues Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen.

Gestern habe ich mich mit einem Ökonomen unterhalten, der den Unternehmer John Deere zu seinen Klienten zählt. Bei einem Rundgang durch eine Produktionsstätte erzählte dieser, dass sie heute die gleichen Teile zu 40% niedrigeren Kosten herstellen als noch vor wenigen Jahren. Bessere Qualität zu günstigeren Preisen.

Alle weisen darauf hin, dass die Reallöhne seit 40 Jahren kaum gestiegen sind. Wenn man nur die Standard-Maßzahlen der Wirtschaft betrachtet, stimmt das auch. Aber vergleichen Sie einmal das, was Sie vor 40 Jahren mit diesem Geld kaufen konnten, mit dem, was Sie heute dafür bekommen (wenn wir von gleicher Kaufkraft ausgehen). Glauben Sie, die Qualität der damaligen Fernseher konnte sich auch nur annähernd mit den heutigen Geräten messen? Wie sieht es im Bereich der Telekommunikation aus? Oder in der Automobilindustrie? Fast alles ist heute besser, in größerer Zahl verfügbar und günstiger als 1977. Für die gleiche Geldmenge können Sie heute viel bessere Waren kaufen.

Ganz zu schweigen von all den Annehmlichkeiten, die 1977 noch gar nicht existierten, wie z. B. unseren Computern und Handys. Unsere Autos waren alte Klapperkisten mit enormem Spritverbrauch, die nach 70.000 Meilen den Geist aufgaben. Und fragen Sie mich gar nicht erst nach dem Gesundheitssystem. Wir beschweren uns alle über die Kosten der Gesundheitsversorgung, aber die Qualität, die wir dafür bekommen, ist unglaublich gestiegen.

Ein persönliches Beispiel: In meiner Familie ist Tinnitus ein weit verbreitetes Problem. Meiner wurde in den letzten zehn Jahren immer schlimmer, sodass ich ein Hörgerät in Erwägung ziehen musste. Ich ließ einige Untersuchungen bei meiner Audiologin machen, die mir eine vorübergehende Hörhilfe gab, bist das neuste Modell aus der Schweiz eintrifft. Dieses kann eine Verbindung zu meinem iPhone und meinem Computer herstellen - im Ernst.

Als mir die Audiologin erklärte, was die Mikrochips in den kleinen Geräten leisten können, war ich fasziniert. Der Umfang an Echtzeit-Analysen, den diese Hörhilfen bewältigen, ist wirklich erstaunlich. Sie ändern auf diese Weise in Abhängigkeit von den akustischen Eigenschaften einer Situation permanent den Output, der an den Hörnerv weitergegeben wird.

Als meine Frau nach Hause kam, bemerkte sie zunächst gar nicht, dass ich ein Hörgerät trug. Wenn man nicht genau hinschaut, kann man es kaum erkennen. Wir gingen zusammen essen und saßen draußen und ich muss zugeben, dass es für mich zuvor schwer war, dort ein Gespräch zu führen. Ich war begeistert, wie klar ich nun alles hören konnte. Genauso gut können Sie jemanden nach seinem neuen Knie- oder Hüftgelenk fragen. Oder nach was auch immer. Jeder, der sich die gute alte Zeit von 1977 zurückwünscht, kann sie meinetwegen haben. Ich habe daran kein Interesse.

Mit diesem Gedanken möchte ich zum Ende des heutigen Artikels kommen. Ich bin der Meinung, dass in den nächsten 20 Jahre so große Mengen an hochwertigen Waren weltweit verfügbar werden, dass die Preise für fast alles sinken werden. Natürlich mit Ausnahme der Regierungskosten, die höchstens weiter steigen können. Fakt ist: Der Anteil der armen Bevölkerung in den USA hat sich in den letzten knapp 40 Jahren kaum verändert, aber die Regierungsausgaben zur Unterstützung der Ärmsten sind um 900% gestiegen. Für die Regierung gibt es keinerlei Anreiz, effizient zu arbeiten. Jerry Pournelle kommentierte das folgendermaßen:

"In jeder Bürokratie erlangen die Menschen die Kontrolle, die zum Nutzen der Bürokratie selbst arbeiten, während diejenigen, die auf die Ziele hinarbeiten, die mit Hilfe der Bürokratie eigentlich erreicht werden sollten, mehr und mehr an Einfluss verlieren und manchmal gänzlich ausgeschlossen werden."

In jedem Fall wird die stetig wachsende Angebotsmenge im Laufe der Zeit eine massiv deflationäre Wirkung entfalten und dadurch die umfassenden quantitativen Lockerungen, Schuldenschnitte etc. ausgleichen, die ebenfalls nötig sein werden. In den kommenden 20 Jahren werden wir Dinge tun, die wir uns heute noch nicht einmal vorstellen können - in erster Linie deswegen, weil wir uns dazu gezwungen sehen werden, wenn wir eine totale Katastrophe vermeiden wollen.


© John Mauldin
www.mauldineconomics.com


Dieser Artikel wurde am 10. September 2017 auf www.mauldineconomics.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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