Anlagetipps für meine Kinder und Enkelkinder

Das Schöne am eigenen Einkommen ist, dass Sie es besser kontrollieren können, als ein Investment, das Sie per Mausklick tätigen. Wenn Sie die Aktien eines aufstrebenden Internet-Start-Ups kaufen, haben Sie keinerlei Kontrolle über das Management (in manchen Unternehmen dürfen Sie noch nicht einmal mit abstimmen). Meine eigene Erfahrung zeigt, dass es ratsam ist, umso stärker persönlich in ein Investment eingebunden zu sein, je riskanter es ist.

Wenn Sie beispielsweise an einem Frontier-Markt Geld verdienen wollen, dann wundern Sie sich nicht, wenn Sie Ihr letztes Hemd verlieren, weil Sie die Verwaltung Ihres Kapitals jemand anderem anvertraut haben. Es könnte profitabler sein, die Ärmel hochzukrempeln und selbst einen Job in diesem Bereich anzunehmen. Nein, das ist nicht unrealistisch, schon gar nicht, wenn Sie noch jung sind. Geht es heutzutage nicht immer um die "Erfahrungen", die die junge Generation machen soll? Hier ist Ihre Chance!

Ihr Finanzberater wird Sie stattdessen nur nach Ihrem Rendite-Risiko-Profil fragen. Was zur Hölle soll das schon bedeuten? Wir alle wissen, wie viel Aufwärtsrisiko wir tolerieren können (unbegrenzt viel?!), aber wer versteht in jungen Jahren schon die abstrakte Vorstellung des Abwärtsrisikos bis zur letzten Konsequenz? Investoren lernen das Konzept im Laufe der Zeit zu schätzen, wenn sie an Erfahrung gewinnen. "Erfahrung" bedeutet in diesem Fall eine Reihe von Rückschlägen, einschließlich eines möglichen Jobverlusts, der viele dazu bringt, ihre Erwartungen bezüglich eines stetig steigenden Einkommens noch einmal zu überdenken.

Das Konzept des Risikos geht weit über eine Standardabweichung vom steten Fluss der Kapitalerträge hinaus. Das Risiko, mit dem alle Anleger konfrontiert sind, ist ein Absinken Ihres erwarteten, künftigen Cashflows unter ein bestimmtes Wohlfühl-Niveau. Dabei ist zusätzlich zu bedenken, dass nicht alle Investitionen liquide sind (entweder, weil es schwierig ist, sie zu verkaufen, oder weil Sie sie nicht verkaufen wollen, wie z. B. das eigene Haus). Studenten haben in dieser Hinsicht einiges mit den Reichen gemeinsam - sie können mehrere Jahre ohne Einkommen auskommen.

Solange man jung ist, ist das ein guter Zeitpunkt für die Gründung eines eigenen Unternehmens, denn man muss sich noch keine Gedanken um andere machen, die womöglich von einem abhängig sind. Muss man erst einmal eine Familie versorgen, ist eine Unternehmensgründung mit mehr Stress verbunden, weil dann auch das Risiko steigt. Andererseits verfügen Unternehmer, die älter als 30 oder 40 sind, eventuell über mehr Erfahrung, sind dadurch gelassener und haben höhere Erfolgschancen.

Es gibt aber auch erfolgreiche Unternehmer, die erst mit über 50 oder 60 ihr eigenes Business starteten. Das hat den Vorteil, dass die Kinder dann normalerweise schon aus dem Haus sind und man weniger Verpflichtungen hat. So kann man sich ganz auf sein Vorhaben konzentrieren und dabei alle Erfahrungen einbringen, die man im Laufe der Jahrzehnte gesammelt hat.

Die wichtigste Investition, die wir jemals tätigen, ist wahrscheinlich unsere Ausbildung. Große Auswirkungen hat aber auch die Entscheidung, mit wem wir unser Leben verbringen wollen. Ich will damit nicht sagen, dass "Investoren" bei der Partnerwahl nach dem Vermögen gehen sollen, aber eine Ehe hat unzweifelhaft einen Einfluss auf Ihre finanzielle Sicherheit. Unabhängig davon, ob in einem Haushalt beide Geld verdienen oder nicht, wird ein bescheidener Partner oder eine bescheidene Partnerin weniger finanzielle Sorgen verursachen. Auf der anderen Seite kann eine zerrüttete Ehe die persönliche Finanzplanung auch ziemlich durcheinander bringen.

Vor der Anschaffung eines neuen Gerätes schauen sich viele Menschen stundenlang am Markt um, bis sie sicher sind, dass sie für ihr Geld auch etwas Ordentliches bekommen. Das Gleiche sollte wir bei jeder Investition tun. Nur weil man etwas blitzschnell per Mausklick kaufen kann, heißt das nicht, dass man sich nicht vorher ein wenig Zeit nehmen sollte, um das Ganze in Ruhe zu überdenken.

Erfolgreiche Investoren zeichnen sich meist dadurch aus, dass sie den Markt verstehen, an dem sie ihr Geld anlegen. Für den jungen Unternehmer kann das auch der Limonadenstand sein. Während meiner Studienzeit habe ich beispielsweise eine Waschmaschine gekauft und an die Bewohner meines Wohnheims vermietet (und damit eine hervorragende Rendite erzielt!). Am Aktienmarkt kann man sich z. B. für den Kauf von Coca-Cola-Aktien entscheiden, weil man überzeugt ist, dass das Unternehmen mit seinen Getränken immer gute Gewinne erzielen wird. (Das war keine Kaufempfehlung).

Problematisch wird es erst dann, wenn man in etwas investiert, weil "alle" sagen, dass es sich um eine gute Anlageoption handelt - vor allem, wenn es sich um etwas "Offensichtliches" wie die Technologieaktien in den späten 1990er Jahren oder Immobilien im Jahr 2005 handelt.

In Bezug auf die Finanzmärkte glaube ich nicht, dass es die eine, richtige Herangehensweise gibt. Eine erfolgreiche Strategie ist meiner Erfahrung nach typischerweise dadurch gekennzeichnet, dass es sich dabei um einen Prozess handelt, der mehr beinhaltet als sich bei einem Robo-Advisor zu registrieren. Verstehen Sie mich nicht falsch, eine automatisierte Portfolio-Verwaltung hat gewisse Vorteile und wird die Branche in Zukunft womöglich revolutionieren. Aber die erste Generation der Robo-Advisor ist noch weit davon entfernt, ausgereift zu sein.

Wenn wir erst einmal in etwas investiert sind, sind wir immer versucht, dieses Investment zu rechtfertigen - auch wenn die Gründe, die uns einst dazu bewogen haben, ihre Gültigkeit längst verloren haben. Ein typisches Beispiel ist das eigene Haus. Viele halten es für sehr wertvoll, auch wenn die Immobilienpreise in der Nachbarschaft ein lächerliches Niveau erreicht haben.