Anlagetipps für meine Kinder und Enkelkinder
27.09.2017 | Axel Merk
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Oder nehmen wir eine Aktie, die Sie gekauft haben: Wenn sich der Kurs zu Ihren Ungunsten entwickelt, wollen Sie womöglich nicht zugeben, dass Sie einen Fehler gemacht haben. Hier wird Investieren wieder zum Prozess. Rufen Sie sich in Erinnerung, warum Sie etwas gekauft haben. Wenn diese Umstände nicht mehr gegeben sind, versuchen Sie dann, die Daten Ihrer Geschichte anzupassen, d. h. Ihre früheren Entscheidungen zu rechtfertigen? In diesem Fall kann es von Vorteil sein, noch einmal von Vorne anzufangen. Auch ein 60-jähriger Anleger kann sich die folgende Frage stellen: Wenn ich Asset XY nicht schon besäße, würde ich es dann heute wieder kaufen? Dabei müssen Sie auch bedenken, dass beim Verkauf des Assets unter Umständen hohe Steuern fällig werden. Doch überlegen Sie sich gut, ob das im Investment im Rahmen Ihres Portfolios noch sinnvoll ist. Wenn nicht, dann haben Sie vielleicht trotzdem schon genug Kapital beiseite gelegt, um es sich leisten zu können, weiterhin in Ihr Lieblingsprojekt investiert zu sein. Aber seien Sie in dieser Hinsicht zumindest ehrlich zu sich selbst.
Viele Modelle zeigen, dass es sich wirklich auszahlt, schon früh mit dem Investieren zu beginnen, da sich die Gewinne aufsummieren. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie in etwas Dummes investieren sollten, nur um investiert zu sein. Wenn Ihr erstes Investment schiefgeht, wird das wahrscheinlich keine Katastrophe sein. Es ist in Ordnung, zu lernen (d. h. Fehler zu machen). Es ist aber auch in Ordnung, sich im Abseits zu halten. Der Vorteil, eigenes Kapital zu riskieren, besteht darin, dass Sie sich wahrscheinlich mehr für die Märkte interessieren, an Perspektive gewinnen und wichtige Erfahrungen sammeln.
Wie ist nun die Lage an den Aktienmärkten? Wenn Sie meine Artikel regelmäßig lesen, wissen Sie, dass mir weder die aktuellen Kurse noch die fehlende Marktbreite gefallen. Meine persönlichen Anlagen habe ich daher so angepasst, dass ich von einer geringeren allgemeinen Risikobereitschaft an den Märkten profitiere. Die meisten meiner Aktieninvestments habe ich liquidiert. Ich mag Gold als Vermögenswert (aber das ist erneut keine Kaufempfehlung).
Viele "normale" Anleger werden sich jetzt vielleicht sagen, "Na und? Sie versuchen hier, langfristige Investments zu bewerben und die Aktienmärkte haben sich als hervorragende langfristige Anlageoption erwiesen - gerade, wenn man jung ist." Das mag sein, aber angesichts der aktuellen Marktlage kann ich niemandem mit gutem Gewissen eine Aktieninvestition empfehlen.
Wenn jemand plant, einen gewissen Teil seines Anlagekapitals einem Robo-Advisor zu überlassen, würde ich selbst unter aktuellen Marktbedingungen nicht protestieren. Eine Sache, die die automatischen Vermögensverwalter gut können, ist das regelmäßige Ausbalancieren des Portfolios, das viele Investoren vergessen. Ich habe oft gepredigt, dass es Ende 2008 unverantwortlich war, den Anlegern, die nicht rechtzeitig einen Teil ihrer Positionen liquidiert hatten, zur "Verdopplung des Einsatzes" zu raten.
Wenn man die Hälfte seines Nettovermögens verliert, ist es ganz einfach leichtsinnig, noch mehr Kapital zu riskieren. Für jemanden, der sein Portfolio permanent umschichtet und Investieren als Prozess begreift, könnte das aber genau die richtige Strategie gewesen sein.
Im Laufe der Jahre habe ich meine Investments nicht deshalb zunehmend an die Währungsmärkte verlagert, weil ich in den Euro verliebt bin (auch wenn manche Zyniker das behaupten), sondern weil dieser Markt mir die Möglichkeit gibt, Erträge zu generieren, die keine Korrelation zu den restlichen Märkten aufweisen. In einer Zeit, in der die Zentralbanken die Assetpreise so stark nach oben getrieben haben, dass die ein oder andere Blase entstanden sein könnte, und dadurch fehlgeleitete Kapitalallokationen begünstigt haben, benötigen Investoren neue Werkzeuge, um ein robustes Portfolio für kommende Schwierigkeiten aufzubauen.
Das bedeutet nicht, dass Studenten oder 60-Jährige über Nacht zu Tradern an den Währungsmärkten werden sollen. Aber meiner Ansicht nach müssen wir über traditionelle Formen der Kapitalverteilung hinaus denken. Gold kommt in solchen Diskussionen oft zur Sprache. Das liegt nicht daran, dass Gold "besser" ist als viele andere Anlageoptionen. Aber es ist leichter, die potentiellen Vorteile und Risiken zu verstehen, die sich aus einer Diversifizierung des eigenen Portfolios mit Hilfe von Gold ergeben, als das Für und Wider einer Long/Short-Strategie am Aktien- oder Währungsmarkt.
Zum Zwecke einer sinnvollen Streuung sollte ein Anleger Gold als Ergänzung oder auch als Ersatz für Investments in einem völlig anderen Bereich (wie z. B. gewerbliche Lagerung) begreifen. (Ich bin versucht - Freunde von mir haben genau das getan. Die Mieter beschweren sich nicht und wenn sie die monatliche Gebühr nicht bezahlen, können Sie ihre Sachen verkaufen.) Habe ich schon erwähnt, dass meine Frau einen Weingarten anlegt?
Mein Ziel war es mit diesem Artikel nicht, Ihr Portfolio in Topform zu bringen. Aber ich wollte Sie zum Nachdenken anregen, Sie ermutigen, Ihre Komfortzone zu verlassen und Ihre Investmentstrategie zu überprüfen.
© Axel G. Merk
Founder, Portfolio Manager at Merk Investments LLC
www.merkfund.com
Dieser Artikel wurde am 13.09.2017 auf www.merkinvestments.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.