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Auf dem Weg in die Rentner-Republik

24.09.2017  |  Manfred Gburek
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Und zwar aufgrund dieser Überlegung: Ihre de facto reale Nullrendite verleitet bestimmt unzählige Manager von Fonds, Versorgungswerken u.a. dazu, in Anleihen mit höheren Kupons zu investieren und damit mehr Risiken einzugehen. Denn je höher der Kupon, desto mehr ist damit zu rechnen, dass Anleihen bereits vor ihrer Tilgung notleidend und im schlimmsten Fall sogar wertlos werden. Dabei kann es sich sowohl um Anleihen maroder Staaten als auch um Unternehmensanleihen handeln.

Eine Besonderheit sind Anleihen der Euroländer, weil vor allem sie der EZB als Instrumente der Geldpolitik dienen, weil einige von ihnen eine interessante Geschichte haben und weil sie deshalb ein paar kritische Bemerkungen wert sind. Zum Beispiel rentierten irische, portugiesische und sogar griechische Staatsanleihen von 2002 bis 2007 etwa so niedrig wie deutsche Bundesanleihen.

Während dieser Zeit gab es also so gut wie keinen Spread, wie in der Finanzsprache Renditeunterschiede genannt werden. Doch beginnend Anfang 2008, schossen die Spreads dramatisch in die Höhe und erreichten Anfang 2012 ihre Spitzenwerte. Danach schrumpften sie, jedoch unterschiedlich: die der irischen Anleihen fast ganz, die der portugiesischen und griechischen viel weniger.

Die ganze hier beschriebene Entwicklung legt das Fazit nahe, dass man nicht allen Euroländern trauen kann, auch wenn die Renditen ihrer Anleihen von Zeit zu Zeit lukrativ erscheinen. Denn bei niedrigen Spreads sind die Renditen, verglichen mit denen der Bundesanleihen, kaum interessant, während hohe Spreads mit Kursverlusten der Anleihen dahergehen. Und wenn, wie in den vergangenen Tagen geschehen, alle großen Ratingagenturen auf einmal die Bonität Portugals hochstufen, sollte dies nicht unbedingt ein Anreiz sein, portugiesische Staatsanleihen zu kaufen.

Halten wir fest: Das deutsche Rentensystem dient den Politikern primär dazu, bei Rentnern mit immer neueren Versprechen auf Stimmenfang zu gehen. Es wird zunehmend aus Steuergeldern und Anleihen finanziert, weil das Umlagesystem nicht mehr funktionieren kann. Ergänzende private Institutionen, die vorgeben, der Altersvorsorge zu dienen, beschränken sich im Wesentlichen auf Anleihen mit lächerlich geringen Renditen.

Das Ausweichen auf ein wenig höher rentierliche Anleihen mit extrem langen Laufzeiten birgt die Gefahr von zwischenzeitlichen Kursverlusten, das Ausweichen auf Anleihen mit niedriger Bonität ebenfalls und darüber hinaus sogar die Gefahr von Totalverlusten.

Was kann man als potenzieller Rentner tun, um den Gefahren zu entrinnen? Grundsätzlich: Sich so viel Freiheit wie möglich erkämpfen. Das bedeutet: Zwar die gesetzliche Rente mitnehmen, weil sie quasi eine Staatsgarantie beinhaltet, aber darüber hinaus individuell vorsorgen.

Womit wir wieder beim hier schon häufiger geäußerten Rat wären: Je ein Viertel auf dem Tagesgeldkonto belassen, ein Viertel in Aktien, ein Viertel in Gold und Silber und ein Viertel in Immobilien anlegen. So viel zur Struktur. Doch weil es auch auf das richtige Timing ankommt, sind aktuell besonders bei Aktien mit hoch stehenden Kursen und bei Immobilien mit überhöhten Preisen Abstriche zu machen. Dafür sind Gold und Silber preiswert zu haben. Verfolgen Sie in allen Fällen die weitere Entwicklung und über Sie sich in Geduld.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu


Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.

Neu bei gburek.eu: Fondsdschungel und Volksbeglückung




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