Hubbert-Linearisierung für Gold
24.10.2017 | Dr. Jürgen Müller
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Abb. 4: Charttechnische Interpretation der Hubbert-Linearisierung am Beispiel der Südafrikanischen Goldförderung von 1884 bis 2016.
Im Jahr 2011, bei der Erstellung meiner Dissertation lagen die Förderdaten bis 2010 vor. Die HL der globalen Goldförderung, und deren Interpretation, sah damals wie folgt aus.
Abb. 5: Hubbert-Linearisierung der globalen Goldproduktion bis 2010 mit drei möglichen Extrapolationen
(Quelle: Eigene Berechnungen und Darstellung).
(Quelle: Eigene Berechnungen und Darstellung).
Die untere Unterstützungslinie endet unverändert bei Q∞ = 440.000 t. Die obere Widerstandslinie implizierte jedoch einen Wert Q∞ = 330.000 t und die Extrapolation der letzten Geraden einen Wert von 245.000 t. Zitat aus der Dissertation 2011:
"In Abbildung 5 sind wiederum die vier Unterzyklen zu erkennen, sodaß sich insgesamt noch kein klarer linearer Trend entwickelt konnte. Der bisherigen Literatur nach wird jedoch das P/Q-Verhältnis ab dem Zeitpunkt bestmöglich mit einer linearen Funktion approximiert, ab dem sich eine solche Gerade ergibt.
Im Falle für Gold ist dies erst ab ca. dem Jahr 1998 der Fall. Approximiert man die Datenpunkte dieser letzten Jahre mit einer linearen Funktion, so ergibt sich für Q∞ ein Wert von ca. 245.000 t, wobei dieser Wert sehr anfällig für zukünftige Schwankungen im Verhältnis P/Q ist. Aus diesem Grunde scheint es sinnvoller, in charttechnischer Art und Weise, wie zuvor gezeigt, sowohl eine Unterstützunglinie als auch eine Widerstandslinie zu definieren, um mögliche Szenarien zu ermitteln."
Der aus heutiger Sicht mit den Förderdaten bis einschließlich 2016 charttechnisch ausgewertete HL läßt einen Schätzwert für Q∞ für die globale Goldförderung von 420.000 t erwarten. Dieser Wert liegen sinnvoll im Einklang mit der Abschätzung nach Skinner (geochemische Daumenregel, vgl. Artikel "Wieviel Gold?"), sowie den letzten Reserven-Abschätzungen des USGS [5]:
D. h. das Szenario von Q∞ = 420.000 t geht davon aus, daß die vom USGS angegebenen Reserven in Zukunft zu 100% abgebaut werden können und zusätzlich in der Zukunft noch 188.000 t neu entdeckt und ebenfalls zu 100% ausgebeutet werden können. Selbst beim einem mittleren Szenario von Q∞ = 330.000 t müssen in der Zukunft noch 98.000 t förderbares Gold neu entdeckt werden. Geht man von einem branchenüblichen Wert der Gewinnbarkeit von Reserven von 75% aus (McKeith 2009b) [6], so müssen die Ressourcen dementsprechend sogar noch weiter anwachsen.
Die Schlußfolgerung aus der Hubbert-Linearisierung für das "Peak-Gold-Jahr" ergibt sich wie folgt. Ausgehend von einer symmetrischen logistischen Funktion für den übergeordneten Produktionszyklus von Gold zeigen die Werte der bisherigen Förderung, daß das "Peak-Gold-Jahr" bei Q∞/2 rein aus geometrischen Überlegungen heraus noch keinesfalls erreicht sein muß, bzw. daß der aktuelle vierte Unterzyklus noch nicht notwendigerweise der letzte in der ansteigenden Flanke der Goldförderkurve sein muß oder daß sich dieser zeitlich noch weiter in die Zukunft erstrecken kann.
Aus heutiger Sicht ist das Peak-Gold-Jahr um das Jahr 2028 zu erwarten, wenn die Förderung in den kommenden Jahren auf dem aktuellen Niveau um 3.000 t/a verbleibt.
© Dr. Jürgen Müller
Einkaufsgemeinschaft für Sachwerte GmbH
www.goldsilber.org
Aussteller der Edelmetallmesse 2017: Stand Nr. 40
Quellen:
[1] Hubbert, M.K. (1982): "Techniques of prediction as applied to the production of oil and gas", US Department of Commerce, NBS Special Publication 631, Mai 1982, http://www.goldsilber.org/artikel/hubbert-1982.pdf
[2] Deffeyes K.S. (2006): "Beyond Oil - The view from Hubbert's peak", Hill and Wang, New York, ISBN 978-0-8090-2597-0, 224 Seiten.
[3] Smith F.E. (1963): "Population growth in daphnia magna and a new model for population growth", Ecology Vol. 44, S. 651-663.
[4] Hartnady C.J.H. (2009): "South Africa's gold production and reserves", South African Journal of Science, Vol. 105, Nr. 9/10, 2009, S. 328-329.
[5] U.S. Geological Survey: https://minerals.usgs.gov/minerals/pubs/commodity/gold/
[6] McKeith T. (2009b): "Exploration: A gold industry perspective", World mining investment congress Juni 2009 London. http://www.goldfields.co.za/presentations/2009/world_mining_congress_09.pdf (Zugriff 07.06.2010). Heute abrufbar unter http://docplayer.net/20828335-Exploration-a-gold-industry-perspective-world-mining-investment-congress-june-2009-london-tommy-mckeith.html