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Monatsanalyse Juni 2004

04.07.2004  |  Robert Hartmann
GOLD

               

Per Saldo bewegte sich der Goldpreis im Vergleich zum vergangenen Monatsultimo kaum. Dennoch kam es im Berichtszeitraum zu großen Kursausschlägen. Zeitweise wurde dabei die psychologisch wichtige Marke von 400 US$ pro Feinunze überschritten, konnte jedoch auf Basis des Monatsschlusskurses nicht verteidigt werden. Wie geht es nun weiter?


Rückblick

Der Goldpreis schwankte im Berichtszeitraum zwischen 381,25 US$ und 404,25 US$ pro Feinunze. Die gesamte Schwankungsbreite erreichte somit 23 US$ oder rund 5,25%. Nach wie vor bleibt der Kursverlauf des US-Dollars der dominierende Einflussfaktor für das gelbe Metall. Der Greenback bewegt sich zum Euro schon seit geraumer Zeit innerhalb einer klar definierten Bandbreite zwischen 1,18 und 1,23. Einem Ausbruch aus einer dieser Begrenzungslinie messen wir mittelfristig große Bedeutung zu. Es ist davon auszugehen, dass sich das Gold entgegengesetzt zum US-Dollar entwickeln wird. Steigende Zinsen in Amerika sind für uns kein zwingendes Argument für einen fallenden Goldpreis. Als im Januar 1980 die Goldnotierung mit rund 850 US$ pro Feinunze ihr historisches Hoch erreicht hat, rentierten amerikanische Anleihen im Zehnjahresbereich zwischen 13% und 15%. Entscheidend ist vielmehr die Realverzinsung nach Abzug der Inflation. Die Perioden negativer Realverzinsung waren stets gute Zeiten für das Gold. Zudem kommen natürlich noch Einflussfaktoren wie die Verschuldung der Staaten oder die globale Sicherheitslage. Zusammenfassend kann man derzeit wohl ohne schlechtes Gewissen für ein fundamental positives Umfeld für den Edelmetallkomplex plädieren. Unsere Kunden sehen dies offensichtlich genauso und bescherten pro aurum ein sehr umsatzstarkes Monat. Bei den Goldmünzen waren vor allem die Unzenstücke Krügerrand und Maple Leaf, aber auch durchaus kleinere Einheiten von einer halben und einer Zehntel Unze gefragt. Umsatzrenner bei den Goldbarren waren einmal mehr die Gewichte von 100Gramm und 1000 Gramm. Das Verhältnis von Kaufaufträgen zu Verkaufsaufträgen verblieb auch im Juni bei neun zu eins.

Die Vereinigung der Goldproduzenten, der World Gold Council, sieht weiterhin eine durchweg positive Entwicklung der weltweiten Goldnachfrage. Nach Darstellung des Sprechers James Burton hat sich die physische Nachfrage in den vergangenen drei Monaten stark erhöht. Weltweit stieg der Absatz um rund 12%, in Indien sogar um 25%. Immerhin ist dieses Land der bedeutendste Goldimporteur der Welt. Goldschmuck gilt hier als eine Art Ersatzzahlungsmittel und Absicherung für Krisenzeiten und Tagen der Not. Im Nahen und Mittleren Osten belebte sich das Geschäft um durchschnittlich 22%. Ebenso verzeichneten die Türkei, Kuweit, Saudi Arabien und Dubai zweistellige Zuwachsraten.

Das unabhängige Analystenteam von Gold Field Mineral Services in London stellte in London zum Monatsbeginn seinen Bericht zu den Hedging-Aktivitäten der Goldminen vor. Im ersten Quartal dieses Jahres verringerten sich demnach die vorab verkauften Positionen um weitere 2,7 Millionen Unzen Gold. Somit haben die Minen das Tempo der Reduzierung der Hedgepositionen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nahezu verdoppelt. Auffällig in diesem Zusammenhang war, dass die offenen Positionen vor allem aus der laufenden Produktion bedient wurden. Echte Käufe waren eher die Ausnahme.
In der Schweiz wird derzeit öffentlich über die Verwendung der Erlöse aus den Goldverkäufen der vergangenen vier Jahre diskutiert. Seit Mai 2000 trennten sich die Eidgenossen von über 1000 Tonnen Gold im Gesamtwert von rund zehn Milliarden Euro. Diese Transaktionen fanden im Rahmen des Washingtoner Abkommens der führenden Notenbanken Europas aus dem Jahr 1999 statt. Nun beginnt das Gerangel der politischen Kräfte um die Verteilung der jährlichen Zinseinnahmen in Höhe von ca. 500 Millionen Euro. Ähnlich dem „Welteke-Modell“ gibt es konkrete Vorschläge, die Mittel in eine Bildungsoffensive und soziale Projekte einzubringen. Andere Gruppen fordern regelmäßige Finanzspritzen für das angeschlagene Rentensystem. Wir werden die öffentliche Debatte weiter verfolgen und Ihnen mitteilen, wenn es zu einer Entscheidung i dieser Sache gekommen ist. Eines steht jedoch schon heute fest: Die Goldverkäufe werden noch gut zwölf Monate andauern, denn es warten noch über 130 Tonnen des Notenbankgoldes auf neue Besitzer.

Wie der französische Notenbankchef, Christian Noyer, in Paris mitteilte, beabsichtig Frankreich in den kommenden fünf Jahren rund 20% seiner offiziellen Goldreserven zu veräußern. Die Erlöse sollen hier im Gegensatz zur Schweiz für den Abbau von Staatsschulden verwendet werden. Neben dem Gold will sich Frankreich auch von Immobilien und Industriebeteiligungen trennen. Wir haben aufgrund der bewegten Geschichte Frankreichs und die damit hoch entwickelte Affinität zum Gold stets daran gezweifelt, ob sich die nachkommen Charles de Gaulles am Ausverkauf der Goldreserven beteiligen. Der Zusatz in der Erklärung Noyers, „das Gold wird nur in gesunden Märkten zu einem fairen Preis verkauft“, lässt uns diesbezüglich noch etwas hoffen.

Nachdem der Erwerb von physischem Gold für chinesische Privatanleger in Shanghai schon seit November letzten Jahres möglich ist, haben nun auch Bewohner des chinesischen Festlandes die Gelegenheit, Goldbarren legal zu erwerben. Die China Merchants Bank in Beijing eröffnete am Montag seine Schalter für Goldanleger. Viele Menschen nutzten die Chance, erstmals seit 50 Jahren wieder in das gelbe Metall zu investieren. Zu diesem Zweck wurden Goldbarren im Wert von über 600.000 US-Dollar in der Hauptstelle der Bank hinterlegt. Sollte sich das neue Geschäftsfeld positiv entwickeln, planen die verantwortlichen einen Ausbau auf alle Filialen. Wir sind von einem positiven Verlauf dieses Experiments überzeugt. Die fortschreitende Globalisierung und das damit verbundene Wachstum von Wirtschaft und Kaufkraft wird es vielen Chinesen erlauben, Teile des Einkommens in Gold umzuschichten.


Ausblick

Für langfristig orientierte Anleger hat sich trotz der Schwankungen der vergangenen Wochen grundsätzlich nichts verändert. Vieles deutet darauf hin, dass der langfristige Aufwärtstrend erst am Anfang steht. In unzähligen Telefonanrufen spüren wir die Verunsicherung vieler Anleger bezüglich der Entwicklung der Staatsdefizite und der sozialen Sicherungssysteme. Alternative Investments wie Gold rücken somit zwangsläufig in den Fokus der Investoren. Mit Spannung blicken wir auf die nächsten Konjunkturdaten aus Amerika. Sollte der positive Trend anhalten, sind weitere Zinserhöhungen vorprogrammiert. Aber vergessen wir nicht, die Zinsen konnten nicht ewig auf einem Niveau von einem Prozent verharren. Der Kapitalmarkt hat dieser Tatsache schon seit Mitte 2003 mit massiven Renditesteigerungen Rechnung getragen. Wir erleben derzeit quasi ein Nachziehen der Notenbanken.


Charttechnik

Der langfristige Aufwärtstrend ist aus charttechnischer Sicht vollkommen in Takt. Diese Linie verläuft steigend bei derzeit 371,50 US$ pro Feinunze. Widerstandlinien haben wir bei 400 US$ und 404 US$ ausgemacht. Ein Tagesschlusskurs oberhalb dieser Linie wäre ein Signal für eine neue Aufwärtsbewegung und ein sicheres Zeichen, dass das Gold seine Schwächephase endlich überwunden hat. Derzeit kämpft die Notierung mit der 200-Tageslinie (aktuell bei 396,50 US$). Die Stochastik auf dem Tageschart weist nach positiven Divergenzen ein günstiges Einstiegssignal auf. Der MACD und der RSI unterstützen das positive Szenario. Der Goldpreis gegen Euro hat auf dem Niveau um 10.200 Euro pro Kilogramm wie erwartet gut gehalten. Einem Test der Marke bei 10.750 steht nun nichts mehr im Wege. Beachten Sie weiterhin aufmerksam die Marke von 11.300 Euro. Oberhalb dieses Preises liegen gewaltige Stopporders von institutionellen Investoren und Fonds.


Silber

               

Die kurzfristige Handelsspanne im Silber ist ebenfalls klar definiert und reicht derzeit von 5,50 US$ bis 6,20US$ pro Feinunze. Unsre Kunden nutzen schon seit geraumer Zeit jede Abschwächung der Notierung in Richtung 5,60 US$ zu physischen Käufen. Gesucht sind fast ausschließlich Silberbarren in den Gewichtseinheiten 1000 Gramm und 5000 Gramm sowie Silbermünzen eine Unze Kookaburra und Maple Leaf als Beimischung. Der im Auftrag des World Silver Instituts erarbeitete World Silver Survey 2004 von GFMS enthielt nur wenig Überraschendes. Die Minenproduktion war nahezu unverändert. Mehr als 70% der Förderung resultiert als Nebenprodukt beim Abbau anderer Metalle, überwiegend Basismetalle wie Kupfer oder Zink. Der Wegfall der Filmnachfrage durch Digitalkameras in den entwickelten Industriestaaten wird weiterhin vom Wachstum der klassischen Photographie in unterentwickelten, aber schnell wachsenden Emerging Markets aufgefangen. Der industrielle Einsatz von Silber ist weiterhin auf dem Vormarsch. Hier sind vor allem die Brennstoffzellentechnologie und die Wasseraufbereitung zu nennen. Sie kennen unsere positive Grundhaltung. Inflationsbereinigt ist das Silber historisch betrachtet einfach zu billig.



Platin und Palladium

Platin und Palladium verloren im Berichtszeitraum weiter an Boden. Dabei unterschritt das Platin die Marke von 800 US$ pro Feinunze in allen relevanten Zeitfenstern. Dies gibt uns Anlass zur Sorge und deutet aus charttechnischen Gesichtspunkten auf weitere Einbußen hin. Immer wieder haben wir an dieser Stelle von einem Engagement in physischem Platin abgeraten. Wir glauben, dass der geeignete Einstiegszeitpunkt noch lange nicht erreicht ist. Bei Palladium sehen wir das jedoch etwas anders. Langfristig orientierte Anleger können durchaus auf heutigem Niveau mit dem Einstieg beginnen. Bedenken Sie jedoch, dass der Kauf von weißen Metallen, also auch Palladium, in Deutschland der gesetzlichen Mehrwertsteuer von derzeit 16% unterliegt.



© Robert Hartmann
pro aurum GmbH & Co. KG, Grillparzerstraße 46, 81675 München


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