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Von der Finanzmarktgeschichte langfristig profitieren

27.11.2006  |  Redaktion
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Mises und Hayek: Die Theorie des Wirtschaftszyklus

Genau diese Frage haben sich auch einige überaus kluge Ökonomen gestellt, und folgendes geantwortet: Es muss eine alle Unternehmer gleichermaßen in die Irre führende Größe geben, die dieses Rätsel lösen kann; ein in alle Planungen gleichermaßen eingehendes Datum, welches das Potenzial besitzt, selbst kluge Leute systematisch in die Irre zu führen. Die Antwort lautet: Es ist der Zins. Mit dieser Antwort ist uns der Übergang geglückt von Schumpeters beschreibendem Modell zu dem den Wirtschaftszyklus erklärenden Modell von Ludwig von Mises. Ludwig von Mises und auf seinen Erkenntnissen aufbauend Friedrich August von Hayek haben eine Theorie entwickelt, in der dem Zins eine herausragende Rolle zukommt.

Die Konsumenten planen ihre Ausgaben und ihre Ersparnisse, und die Produzenten planen ihre Investitionen. Die zentrale Rolle für die gesamtwirtschaftliche Koordination dieser Pläne im Zeitablauf spielt der Zinssatz. Der Zinssatz ermöglicht die effiziente Abstimmung dieser unüberschaubaren Menge verschiedener Pläne. Eine effiziente Koordination kann selbstverständlich nur durch den Mechanismus freier Märkte erfolgen. Je unübersichtlicher und komplexer die Welt, desto dringender wird die Notwendigkeit des Marktmechanismus, um alle vorhandenen Informationen für die Preisfindung verarbeiten zu können. Dieser Zusammenhang gilt selbstverständlich nicht nur für Butter und Brot, sondern auch für den Preis des Geldes, den Zins.

Eingriffe in den Marktmechanismus führen bekanntlich zu systematisch falschen Signalen, die im Zeitablauf den Aufbau einer nicht tragfähigen Wirtschaftsstruktur bewirken. Eingriffe in den Geldmarkt führen also zu systematisch falschen Zinssignalen, die wiederum zu systematisch falschen Investitionsplänen führen und die Konsumenten zu systematisch falschen Sparquoten verleiten.


Die Machtfülle der Zentralbank

Heutzutage garantiert die Politik den Notenbanken eine geradezu unglaubliche Macht als zentrale Zins-Planungsbehörden, eine Macht, mit der sie in der Vergangenheit immer wieder überaus zerstörerische inflationäre Exzesse entfesselt haben. Genau so, wie Planungsbehörden in der Sowjetunion der Hybris erlagen, sie wüssten den "richtigen" Preis von Brot und Butter, tun unsere Notenbank-Bürokraten so, als wüssten sie den "richtigen" Preis des Geldes, also den Zins. Die Notenbanken manipulieren die Zinsen und stören dadurch die Koordination von Konsum- und Investitionsplänen.

Auch Notenbanker können den richtigen Zins nicht kennen Sie sollen in geradezu göttlicher Weisheit bessere Zinssignale setzen als der freie Markt. Vor diesem Hintergrund kann die eigentlich rundum peinliche und offensichtlich dumme Aussage des damaligen US-Finanzministers O’Neill als konsequent zu Ende gedacht bezeichnet werden. Er kommentierte eine Zinssenkung der US-Notenbank im Herbst des Jahres 2001 folgendermaßen: "Greenspan tut immer das Richtige." Und unser Bundesbankpräsident, Axel Weber, sagte etwas später: "Ich eifere dem Vorbild Alan Greenspan nach, aber ich sehe mich hier noch lange nicht am Ziel." Ich für meinen Teil kann da nur hoffen, dass Herr Weber sein Ziel möglichst weit verfehlen und uns in der Folge eine Welle der Geldentwertung oder eine erneute Währungsreform erspart bleiben werden.

Da der US-Notenbank noch immer die Rolle des Leithammels zukommt, spielt sie in meinen Überlegungen die Hauptrolle. Die anderen Akteure sind zumindest in den vergangenen Jahrzehnten lediglich gefällige Mitläufer gewesen und es wird überaus spannend sein, zu beobachten, wie sich dieses Gefüge in der Zukunft verändern mag. Da Alan Greenspan maßgeblich die Politik der US-Notenbank in den vergangenen knapp 20 Jahren geprägt hat, fällt ihm die Hauptverantwortung für die meiner Meinung nach katastrophale Geldpolitik der vergangenen Jahre zu, deren Folgen erst in den kommenden Jahren wirksam und sichtbar werden. Aber sein Nachfolger Ben Bernanke hat bereits deutlich gemacht, dass er die Politik Greenspans für richtig hält und Kontinuität versprochen.


Dürftige Antwort auf jede Krise: Geld drucken

Der Maßnahmenkatalog der Fed war in den vergangenen Jahren ein sehr einfacher: Wann immer eine reale oder auch nur eine eingebildete Finanzkrise sich abzuzeichnen begann, wurden die Zinsen gesenkt und ungewöhnlich drastische Geld- und Kreditmengenausweitungen angeregt. Die Formel der amerikanischen Geldpolitik, der auch die europäischen Notenbankbürokraten folgen, lautet also: Kredit für jedermann! Die modernen Schuldenberge haben weltweit ein Ausmaß erreicht, das eine Rückbesinnung auf tragfähige Prinzipien des Wirtschaftens kaum noch möglich zu machen scheint.

Dabei gab es in der Menschheitsgeschichte zahlreiche Versuche, die von Politikern gemachten Probleme mit der Gelddruckmaschine zu lösen. Erfolgreiche Beispiele dieser Vorgehensweise bietet die Geschichte allerdings leider nicht. Selbst ohne jedes theoretische Rüstzeug muss uns also allein die Geschichte schon überaus skeptisch stimmen hinsichtlich des Ausgangs dieses geldpolitischen Experiments.


Was ist Inflation?

Und damit sind wir beim Thema Inflation angekommen. Es gibt zwei gängige Definitionen des Begriffs "Inflation":
  • Inflation ist der Anstieg der Geldmenge pro Produktionseinheit.
  • Inflation ist der Anstieg des Preisniveaus eines Warenkorbs.

Die erste Definition ist der in Vergessenheit geratene Klassiker, der tatsächlich zum Kern des Problems vordringt. Die zweite Definition ist die heutzutage gängige Variante, die nicht zum Kern des Problems vordringt, sondern lediglich ein ganz bestimmtes Symptom beschreibt. Damit verschleiert diese Definition ganz bewusst die Ursache von Preissteigerungen und öffnet Manipulationen Tür und Tor: Welche Preise werden gemessen? Wer misst sie? Mit welchen Methoden?

Die Defizite dieser heutzutage weitgehend akzeptierten Definition sind offensichtlich, die Vorteile der klassischen Definition ebenfalls.

Empirische Forschungen bestätigen übrigens den Zusammenhang zwischen wachsenden Geldmengen und steigenden Preisen. Aufgrund der hohen Komplexität moderner Volkswirtschaften ist dieser Zusammenhang aber kein einfacher, linearer, sondern ein hoch komplizierter und nur tendenziell gültiger.


Glauben Sie Politikern und Notenbankern nicht

Der renommierte Schweizer Professor und Regierungsberater Peter Bernholz hat in seinem 2003 erschienenen wirtschafts-historischen Buch "Monetary Regimes and Inflation" diesen Zusammenhang in aller Klarheit empirisch überprüft. Einige seiner Ergebnisse lauten wie folgt:
  • "Das politische System tendiert dazu, Inflation zu favorisieren. Alle großen Inflationen wurden von Königen oder Regierungen verursacht."

  • "Alle überlieferten Hyperinflationen haben im 20. Jahrhundert stattgefunden, also unter willkürlichen Papiergeldsystemen, mit der Ausnahme der Hyperinflation während der Französischen Revolution, als das französische Währungssystem ebenfalls auf einem Papiergeld-Standard basierte."

  • "Notwendige Bedingung zur Vermeidung von Inflation sind Währungssysteme, die den Herrschenden, Politikern und Regierungen die Hände binden."

  • "Hyperinflationen sind immer verursacht durch Defizite des Staatshaushalts, die überwiegend durch Geldschöpfung finanziert werden."

  • "Ein ständiger Fluss neuen Geldes in die Wirtschaft führt erst nach einer mehr oder weniger langen Zeit zu Inflation, wenn das alte Geld auch im Ausland verwendet wird."


Studie bestätigt Ludwig von Mises

Übrigens finden sich die meisten der von Bernholz aus der Historie abgeleiteten Schlussfolgerungen auch in den Schriften von Ludwig von Mises, dem großen Mann der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. Insofern könnte man Bernholz‘ Arbeit als empirische Überprüfung einiger Aussagen der Österreichischen Schule ansehen. Bernholz nennt 29 Episoden der Hyperinflation. Angesichts der Fülle dieser Beispiele hat der zurzeit weltweit verbreitete Glaube an die Vorzüge, ja die Notwendigkeit ungedeckten Papiergeldes, das von Zentralbanken "gehütet" wird, geradezu etwas Religiöses. Man muss fest daran glauben, um nicht vom Gegenteil überzeugt zu sein oder wenigstens Zweifel zu hegen.


Fazit: Handeln Sie!

Die Weichen für eine deutliche Zunahme der Geldentwertung sind gestellt. Für Sie bedeutet das zunächst steigende Lebenshaltungskosten. Gesamtgesellschaftlich führt Inflation dazu, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander klafft. Löhne, Renten und Zinsen hinken den Inflationsraten nämlich deutlich hinterher. Dies gilt umso mehr, da die modernen Statistiker immer kompliziertere und fragwürdigere Methoden der Inflationsberechnung ersonnen haben. Wer kein Vermögen hat, das er gezielt in Sektoren anlegen kann, die von der Inflation profitieren, hat keine Chance, sich den negativen Auswirkungen steigender Preise zu entziehen. Er gehört zu den Verlierern dieser extrem unsozialen Politik und verarmt gewissermaßen schleichend.

Als Anleger können und müssen Sie diesem Mechanismus entgegenwirken. Glücklicherweise bietet die Inflation Ihnen auch interessante Chancen. Denn auch inflationäre Zeiten kennen natürlich Gewinner. Dazu gehören Unternehmen aus dem Edelmetall- und Rohstoffsektor. Der Boom, den diese Branchen während der vergangenen Jahre begonnen haben, wird Ihnen auch in den kommenden Jahren noch viel Freude und schöne Kursgewinne bereiten.


© "Sicheres Geld", Sonderausgabe Mai 2006








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