Das Feuer fegt weiter
01.12.2017 | John Mauldin
- Seite 2 -
Natürlich halten Menschen aus allen erdenklichen Gründen Barmittel vorrätig - aus ihnen können wir nicht zwangsläufig ableiten, wie diese Leute die zukünftige Marktentwicklung einschätzen. Dieser Chart sagt uns auch nicht, wie deren verbleibendes unbares Vermögen angelegt ist. Das Muster ist nichtsdestotrotz frappierend.
Als die Aktienindizes im Jahr 2007 ihre Höchststände erreichten, lagen die Barbestände deutlich unter dem Durchschnitt. Sie stiegen dann sehr schnell im weiteren Krisenverlauf und erreichten ihre Höchststände genau am Markttief Anfang 2009.
Mit anderen Worten: Genau dann, als es am allerbesten gewesen wäre, Barbestände zu reduzieren und Aktien zu kaufen, taten die Merrill Lynch-Kunden genau das Gegenteil. Als sie wiederum Geld abziehen und ihre Barbestände ausbauen hätten sollen, hielten sie diese niedrig.
Ich glaube nicht, dass sich dieses Muster allein auf Kunden von Merrill Lynch beschränkt. Ich vermute stark, dass sich auch bei den meisten anderen Privatkunden-Brokern dasselbe Bild ergibt. Markt-Timing ist schwer für jeden.
Der verstörende Teil ist jedoch das Ende des Charts. Die Barmittelallokation der Merrill Lynch-Kunden liegt jetzt sogar noch niedriger als am 2007-Tief. Die Zinsen sind auch deutlich niedriger; vielleicht überrascht es deshalb nicht.
Schließlich haben die Zentralbanken die letzte Dekade über daran gearbeitet, die Investoren zum Kauf riskanter Anlagen und zur Bargeldmeidung zu zwingen. Diese Daten legen nah, dass das funktioniert hat.
Ungeachtet der genauen Gründe, legt die Höhe der Barbestände nah, dass Vorsicht aktuell ziemlich unpopulär ist. Falls Sie sich selbst als Contrarian sehen, dann wäre es vielleicht an der Zeit, ein wenig Bargeld auf die Seite zu legen.
Michael Lewitts jüngster Newsletter kam heute Morgen raus. Er begann mit jenem fabelhaften Zitat von Ralph Waldo Emerson, das ich zu Beginn dieses Artikels benutzte. Anschließend steuerte er hilfreicherweise folgende Liste von Absurditäten bei.
Wer sich noch die Frage stellt, ob sich die Finanzmärkte in einer Bubble befinden, sollte sich anschauen, was wir im Jahr 2017 schon erlebt haben.
- Ein Gemälde (das eine Fälschung sein könnte) wurde für 450 Millionen $ verkauft.
- Der Bitcoin (der möglicherweise wertlos ist) raste, um fast 700%, von 952 $ auf ~8000 $.
- Die Bank of Japan und die Europäische Zentralbank kauften Finanzanlagen im Wert von 2 Billionen $ auf.
- Die globale Schuldenlast stieg auf über 225 Billionen $ und erreichte damit mehr als 324% des globalen BIP.
- US-Unternehmen verkauften Firmenanleihen im Wert von 1,75 Billionen $, ein Rekord.
- Europäische Hochzinsanleihen wurden bei einem Ertrag von unter 2% gehandelt.
- Argentinien, ein häufig bestätigter Ausfallkandidat, verkaufte eine 100-Jahre-Anleihe in einer überzeichneten Auktion.
- Illinois, ein hoffnungslos insolventer Bundesstaat, verkaufte 3,75%-Anleihen an Anleihehalter, die krampfhaft um die Zuteilung ihrer Finanzmittel ringen.
- Die globale Aktienmarktkapitalisierung schoss um 15 Billionen $ in die Höhe auf 85 Billionen $. Damit ist ein Rekord von 113% des globalen BIP erreicht.
- Die Marktkapitalisierung der sogenannten "FANG-Unternehmen" stieg auf über 1 Billion $.
- Die Volatilität des S&P 500 sank auf ein 50-Jahre-Tief, die des Marktes für US-Staatsanleihen auf ein 30-Jahre-Tief.
- Die Verluste schreibende Tesla Inc. verkaufte 5%-Anleihen ohne jegliche bindende Verpflichtungen ihrerseits (covenants), wobei das Unternehmen 4 Milliarden $ Cash verbrannte und nur sehr wenige Autos produziert.