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Dead Cat Bounce & Goldhausse: Was uns die aktuellen Markttrends verraten

14.02.2018  |  Mark J. Lundeen
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Nach der Großen Depression war die Generation meiner Eltern und Großeltern mehr auf die Sicherheit ihres Geldes bedacht als auf mögliche Kapitalerträge. Die Leute ließen ihre Ersparnisse auf einem Bankkonto und für sie war das gar keine schlechte Option. Wir Babyboomer können das heute allerdings nicht mehr behaupten.

Vor Jahrzehnten waren die Einlagen der Sparer der essentielle Grundbaustein des Bankensystems. Die Banken boten daher attraktive Einlagenzinsen und schafften Anreize, Geld zu sparen. Heute erhalten die Banken ihre Mittel jedoch zum jeweiligen Leitzins von den Zentralbanken, d. h. sie brauchen die Einlagen der Sparer nicht mehr und haben es auch nicht mehr nötig, anständige Zinsen zu zahlen. Tatsächlich ärgert man sich im Bankensystem heute über Menschen, die sparen wollen. Die Kunden werden stattdessen ermutigt, sich unter einem Berg aus Schulden zu begraben und "langfristig" - als Altersvorsorge - in Aktien zu investieren. Was kann da schon schiefgehen?

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels haben die Banker in den USA den Jahreszins für Sparkonten bei 0,14% eingefroren und 5-jährige Sparanleihen werfen lediglich 0,1% ab. Nur Junk-Bonds generieren heute noch Rendite von mehr als 6% (der Satz, den früher die Banken bezahlten) und wirken daher recht attraktiv auf Personen im Ruhestand, die sonst kaum noch Einnahmen haben.

Doch zurück zum April 1942 im obenstehenden Chart. Da die Öffentlichkeit der Börse den Rücken gekehrt hatte und die USA nur wenige Monate zuvor in den Krieg eingetreten waren, wundert es mich nicht, dass der Rückgang des Dow Jones damals weitestgehend ignoriert wurde. Die Leute hatten Wichtigeres im Kopf. Der Boden im April 1942 war jedoch der Beginn einer enormen Hausse, die erst 1966 ihr Top bildete.

In den folgenden drei Jahrzehnten war die Volatilität gering, bis das US-Finanzministerium 1971 die Bindung des Dollars an einen Goldpreis von 35 $ je Unze, die im Rahmen des Bretton-Woods-Systems seit 1935 bestanden hatte, offiziell abschaffte. Die Folgen für die Märkte ließen nicht lange auf sich warten. Zwei Jahre später, im Januar 1973, begann der bis zum Dezember 1974 währende Bärenmarkt, der zu Kursverlusten von 45% führte. Interessant ist auch, dass der 200-Tages-Durchschnitt der Volatilität des Dow Jones seit August 1971 nur selten unter die -0,5-%-Linie gesunken ist, während er in der Zeit von 1942 bis 1971 oft unter diesem Niveau lag.

Das bringt mich zum nächsten Punkt, den ich im Zusammenhang mit diesem Chart ansprechen möchte. Im letzten Jahr (schwarzer Kreis) ist die Volatilität auf Tiefstwerte gefallen, die zuletzt zwischen 1945 und 1966 verzeichnet wurden. Überhaupt war die tägliche Volatilität seit Januar 1900 nur zweimal zuvor so niedrig wie in den letzten Monaten. Ist das nun gut oder schlecht? Für jemanden, der vor Jahren eingestiegen ist und kürzlich verkauft hat, waren die geringen Kursschwankungen sicherlich positiv. Doch was ist mit den Anlegern, die auch heute noch langfristig investiert bleiben wollen? Werden sie von einer ähnlich ruhigen Entwicklung profitieren können?

Was man sich in Bezug auf den obenstehenden Chart merken sollte, ist die Tatsache, dass die Tiefs der Volatilität das Ende von Bullenmärkten und den Beginn von Bärenmärkten signalisieren. Falls sich die Tage, an denen der Dow Jones eine extreme Volatilität aufweist (d. h. Kursbewegungen von mindestens 2%), nun erneut zu häufen beginnen, kann argumentiert werden, dass der Markt ein wichtiges Top gebildet hat. Diesem sollten die Investoren mit dem nötigen Respekt begegnen. Jetzt ist jedenfalls nicht der richtige Zeitpunkt für eine Liebesbeziehung zu den Aktienmärkten.

Natürlich sind die größten Bullen an den Börsen heutzutage die Zentralbanken selbst. Sie verfügen theoretisch über unbegrenzte Kaufkapazitäten, da sie alle Assetkäufe mit Ausweitungen der Geldmenge finanzieren können. Mit ein wenig Hilfe vom Plunge Protection Team könnte der Dow Jones in den kommenden Monaten durchaus weitere Allzeithochs erreichen.

Unten lesen Sie einen Auszug aus dem Marktkommentar, den John Crudele nach der extremen Volatilität am Montag letzter Woche in der New York Post veröffentlichte:

"Hat Washington die Börse am Montag gerettet?

Es erscheint vielleicht absurd zu argumentieren, dass irgendetwas oder irgendjemand der Wall Street zu Hilfe geeilt ist, als die Aktien rund 4% ihres Wertes verloren und der Dow Jones Industrial Average 1.175 Punkte in die Tiefe stürzte, nachdem er am Freitag bereits 666 Punkte gefallen war. Aber vor Beginn der letzten Handelsstunde am Montag befanden sich der Dow Jones und andere Indices im freien Fall. Der Dow, der zwar nur 30 Unternehmen umfasst, aber noch immer ein mit Argusaugen beobachteter Indikator ist, lag zwischenzeitlich sogar 1.600 Punkte im Minus. Gemessen an den Punkten war das der größte Verlust, der je an einem Tag verzeichnet wurde."


Natürlich haben die "Entscheidungsträger" in das Marktgeschehen eingegriffen. Das tun sie schließlich schon seit Oktober 1987, als Alan Greenspan erstmals einen Kollaps der Aktienkurse stoppte. Sollten die Anleiherenditen allerdings weiter steigen, wird selbst das globale Zentralbankenkartell dem Bärenmarkt nicht widerstehen können.

So oder so glaube ich, dass die Party an der Wall Street vorbei ist. In den nächsten Jahren werden diejenigen, die im Markt bleiben, mehr Verluste als Gewinne machen. Es ist an der Zeit, den Aktien den Rücken zu kehren. Wer nicht in Gold, Silber und verwandte Assets investieren möchte, sollte aus Gründen der Sicherheit zumindest kurzfristige US-Treasuries in Erwägung ziehen, die derzeit 1,5% Rendite abwerfen.

In der Übersicht weiter oben haben wir gesehen, dass es an der NYSE zuletzt drei Tage mit extremer Marktbreite (mindestens 70%) gab. Dieser Wert wird folgendermaßen berechnet:

Zahl der steigenden Aktien - Zahl der sinkenden Aktien / Gesamtzahl aller an dem Tag gehandelten Aktien

Sollte dieses Verhältnis über 69,999% steigen oder unter -69,999% fallen, handelt es sich um einen Tag mit extremer Marktbreite - ein seltenes Ereignis. Seit 1924 gab es nur 386 solcher Tage, die meisten davon während der Großen Depression und seit dem Beginn der Hypothekenkrise. Die beiden Zeitabschnitte, in denen sich die Tage mit extremer Marktbreite häuften, habe ich im folgenden Chart hervorgehoben.

Interessant ist, dass es zwischen August 1987 und März 2006, als Alan Greenspan der Vorsitzende der US-Notenbank war, nur elf Tage mit extremer Marktbreite gab, während er zuerst die massive Spekulationsblase im Sektor der High-Tech-Aktien aufblähte und anschließend die Blase am Immobilienmarkt.


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