Zugunglück in Sicht
29.05.2018 | John Mauldin
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Dieses Mal glaube ich, dass der Zusammenbruch tiefer und schneller stattfinden wird, da der Dodd-Frank Act die Fähigkeit der Marktmacher eingeschränkt hat, diesen Zusammenbruch abzufedern. Im Gegenzug wird die Fed davon abgeneigt sein, lächerlich bewertete Anleihen wie WeWork und dessen ungedeckte Covenant-Lite Brüder zu retten. Und das, meiner Meinung nach, zurecht.
Aber wenn es nicht hohe Renditen tun, dann wird etwas anderes dieses Feuerwerk auslösen. Es gibt immer einen Zug, der sich dort befindet, wo er nicht sein sollte, einen Hund, der nicht bellt, immer irgendetwas. Zu diesem Zeitpunkt erkennen wir es vielleicht gar nicht. Erinnern Sie sich daran, wie der damalige Vorsitzende der Fed, Ben Bernanke, 2007 sagte, dass das Problem der Subprime-Schulden "eingedämmt" wurde. Was auch immer die nächste Krise auslösen wird, die Machthaber werden uns versichern, dass es "eingedämmt" wurde. (Spoiler: Das wird es nicht.)
Letzte Woche las ich ein starkes Stück von meinem Freund William White, ehemaliger Volkswirtschaftler bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich und jetziger Vorsitzender des wirtschaftlichen Komitees der OECD. Ich lese alles von ihm, was ich meine Finger bekommen kann. Er ist mein liebster Zentralbanker der Welt. Dieser Absatz ist mir ins Auge gesprungen:
… der Auslöser einer Krise könnte alles sein, wenn das System als Ganzes instabil ist. Außerdem muss die Größe des auslösenden Ereignisses nicht im Zusammenhang mit dem systematischen Resultat stehen. Die Lektion hierbei ist, dass sich die politischen Entscheidungsträger weniger darauf konzentrieren sollten, den potenziellen Auslöser zu identifizieren und stattdessen Zeichen einer potenziellen Instabilität identifizieren sollten.
Das lässt vermuten, dass die Beschäftigung mit makroökonomischen "Ungleichgewichten" mehr einbringt, als der Versuch, finanzielle Instabilität durch äußerst zerfallene "Risikokarten" einzuschätzen, wie sie aktuell von der G20 und dem IWF gefördert werden. Die Überwachung letzterer ist nicht nur teuer, es können sich potenzielle Zerreißpunkte im finanziellen Gewebe in Echtzeit auch rapide verändern.
Noch wichtiger ist vielleicht, dass die Wurzeln von ernsthaften Wirtschafts- und Finanzkrisen außerhalb des Finanzsystems zu finden sind.
Wie ich Ihnen in diesem Brief und einigen anderen zeigen werde, ist das System an sich instabil. Den wirklichen Auslöser vorherzusehen, ist schwierig. Ich kann mir eine Vielzahl von möglichen "Auslösern" für die kommende Kreditkrise ausmalen.
Wie im biblischen Buch der Offenbarung beschrieben, wird die anfängliche durch den Rückgang der hochrentierlichen Anleihen verursachte Schuldenkrise nur der Beginn des Leidens sein. Illiquidität wird sich ausbreiten, während Unternehmensanleihen am unteren Ende der Skala hinab auf Schrottratings fallen werden. Rechtliche und vertragliche Einschränkungen werden dann Institutionen zum Verkauf zwingen und alle unter Druck setzen - mit Ausnahme der hochwertigsten Unternehmens- und Staatsanleihen.
Die Renditen der Staatsanleihen und erstklassigen Unternehmensanleihen werden ab- und nicht zunehmen (siehe 2008 als Referenz hierzu). Die Verkäufe werden auf die Aktienmärkte übergehen und einen echten Bärenmarkt auslösen - viel schlimmer, als die Schwankungen, die wir zu Beginn dieses Jahres beobachten konnten.
Ich schätze die Wahrscheinlichkeit einer Kreditkrise am hochrentierlichen Schrottanleihemarkt auf etwa 95%. Nur zum Protokoll: Nichts ist 100% sicher, da wir die Zukunft nicht kennen. Aber ich denke, dass dies so gut wie sicher ist.
Kreditdürre
Erinnern Sie sich daran, wie Peter Boockvar den neuen Zyklus beschreibt. Anstatt einer Rezession, die Assetpreise nach unten drückt, lösen niedrigere Assetpreise die Rezession aus. Das wird die nächste Phase sein, in der fallende Aktien- und Anleihekurse die Kreditnehmer treffen. Zunehmende Zahlungsausfälle werden die Banken dazu zwingen, ihr Kreditportfolio zu reduzieren und damit Kapital für zuvor kreditwürdige Unternehmen versiegen zu lassen. Dies wird Druck auf die Einkommen ausüben und die Wirtschaftsaktivität vermindern. Eine Rezession wird folgen.
Und das wird sich nicht nur auf die USA auswirken. Sicherlich wird dies auch auf Europa übergreifen (und könnte vielleicht sogar dort beginnen) und dann auf den Rest der Welt. Die US-amerikanische und/oder europäische Rezession wird zu einer weltweiten Rezession werden, wie 2008.