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Blut in den Straßen Roms - Rückkehr der Eurokrise!

02.06.2018  |  Uli Pfauntsch
Treue CompanyMaker-Leser wissen, dass ich bereits seit 2016 in regelmäßigen Abständen auf das "Albtraum-Szenario" Italien hinweise. Schon das Scheitern der Verfassungsreform mit dem Rücktritt Renzis war ein Warnsignal, das die Türe für einen möglichen Austritt Italiens aus dem Euro und der Europäischen Union weit aufstieß.

Spätestens aber beim Wahlausgang im März hätten die Alarmglocken läuten müssen. Doch der Markt, eingeschläfert und selbstzufrieden im Glauben, dass die Europäische Zentralbank jegliche Krise verhindern würde, ignorierte den Verlauf der Dinge. Bis jetzt. Sehenden Auges spielt sich nun ab, dass die Euro-Krise zurückkehrt ist - und zwar mit voller Wucht. Wir erleben eine massive Kapitalflucht aus den Anleihe- und Aktienmärkten Italiens und den restlichen Peripheriestaaten.

Kein Wunder. Denn wer das Vertrauen in die Staatsfinanzen und das Bankensystem dieser Länder verloren hat, bringt es in Sicherheit - etwa auf Konten ausländischer Banken, in Währungen wie den Dollar, Schweizer Franken oder die Norwegische Krone. Oder kauft (überteuerte) Immobilien in deutschen Ballungszentren. Der italienische Bankensektor und der Anleihemarkt befinden sich im freien Fall, und wenn kein Wunder passiert, ist es aufgrund der globalen Vernetzung innerhalb des Finanzsystems nur noch eine Frage der Zeit, ehe sich die Krise auch nach Asien und in den US-Markt ausbreitet.

Ohne zu übertreiben, sehen wir ein totales Desaster im Markt. Der amüsante Teil ist, dass die italienischen Anleihe-Renditen dank der EZB negativ in das Drama hineingingen. Lassen Sie bitte folgenden Umstand "sacken": Bis vor drei Wochen waren Investoren bereit, für das "Privileg" zu bezahlen, einer bankrotten italienischen Regierung Geld zu leihen, trotz der Tatsache, dass es praktisch keine Regierung gab.

Das ist völlig verrückt und ein Grund, warum wir nun sehen, dass es für italienische Anleihen derzeit nahezu kein "Bid" im Markt gibt - Käufer sind Fehlanzeige. So ist die etwa die Rendite der 2-jährigen italienischen Staatsanleihe binnen weniger Tage von unter 0% auf zuletzt 2,41% explodiert. Das sind Extrembewegungen, die jeden halbwegs normal denkenden Anleger umgehend aus den Sommerschlaf reißen sollten.

Donald Trump forderte die EZB nun "zum Handeln" auf, um ein Übergreifen auf den US-Bankensektor zu verhindern. Doch Fakt ist, dass der Punkt, an dem italienische Regierung noch irgendwie in der Lage wäre, aus dem produktiven Teil des Landes Steuern zu erheben, um die Schulden jemals zurückzuzahlen, längst überschritten ist. Jegliche Notfallmaßnahmen der EZB können allenfalls noch etwas Zeit kaufen. Doch Gelddrucken war noch nie eine Lösung, die dauerhaft funktionieren kann. Das Gebot der Stunde lautet: Meiden Sie sämtliche Geldwert-Anlagen bei Banken und Versicherungen. Setzten Sie weiterhin auf Gold, das einzige Asset, das keinem Gläubiger/Schuldner-Verhältnis unterliegt!

Italien ist mit 2,3 Billionen Euro oder mehr als 130% vom Bruttoinlandsprodukt eines der höchst verschuldeten Länder der Welt. Bedenkt man, dass der Staatsanteil bei rund 50% liegt, und der produktive, besteuerbare Anteil der Wirtschaft in Wahrheit im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt somit rund die doppelte Schuldenlast tragen muss, offenbart sich der hoffnungslose Bankrott des Landes. Die Problemkredite der italienischen Banken belaufen sich laut IWF auf 356 Milliarden Euro. Als "Non-Performing-Loans" oder "notleidend" gelten Kredite, die seit mindestens 90 Tagen zur Rückzahlung überfällig sind und bereits sage und schreibe 20% des italienischen BIP ausmachen.

Und ausgerechnet in diesem brisanten Umfeld wollte die neue Regierung, welche am Wochenende gescheitert ist, eine "Italien zuerst"- Politik etablieren. Matteo Salvini von der Lega Nord wollte mit der 5-Sterne-Bewegung in der Koalition das Rentenalter senken, die Steuern senken und (laut Berichten) sogar eine Parallelwährung zum Euro einführen. Letzteres hätte die Verschuldung durch die Abwertung dieser Währung wahrscheinlich verdoppelt. Deshalb schockte das beabsichtigte Regierungsbündnis die Welt noch zusätzlich, indem man einen riesigen Schuldenerlass für Italien über 250 Milliarden Euro ins Spiel brachte.

Doch nachdem der Euro- und Deutschland-Kritiker Paolo Savona (81) von der Lega zum Finanzminister ernannt werden sollte, zog Staatspräsident Mattarella die Notbremse und verkündete Neuwahlen für Herbst. Bis dahin wird eine Notregierung unter Führung von Carlo Cottarelli (64) eingesetzt. Dieser ist bevorzugter Kandidat von Silvio Berlusconi, war früherer Mitarbeiter des Internationalen Währungsfonds und ebenfalls für die Bank of Italy und den Energieriesen ENI tätig.

Staatspräsident Mattarella sagte, er habe alles unternommen, um die Entscheidungen der Parteien zu treffen, doch seine konstitutionelle Rolle als Garant habe ihn dazu gezwungen, sich gegen einen Wirtschaftsminister zu stellen, der eine Linie verfolgte, die wahrscheinlich oder sogar unvermeidlich zum Austritt Italiens aus der Eurozone geführt hätte. Mattarella sagte, dass eine solche Wahl (des Wirtschaftsministers) italienische und ausländische Anleger alarmieren würde und dass der bereits starke Anstieg des Spreads zwischen deutschen und italienischen Anleiherenditen "unsere Staatsverschuldung erhöht und die Möglichkeiten des Staates zu investieren, reduziert".

Er äußerte außerdem, er könne keine Aktienmarktverluste zulassen, um die Ersparnisse italienischer Unternehmen und Familien zu vernichten oder es den Italienern schwerer zu machen, sich Geld zu leihen. Es ist nicht überraschend, dass Matteo Salvini, der Anführer der Lega, das genaue Gegenteil argumentierte. Er sagte, er sei so wütend wie "ein Biest", und bot eine Vorschau auf eine lange und bösartige Kampagne, die ausländische Interessen, italienische Institutionen und Mattarella selbst ins Visier nahm.

"Sieht das für Sie wie Demokratie aus?", sagte er zu Reportern. Er beschuldigte Banker, Brüssel, deutsche Politiker in Berlin und "die Großmächte", die Regierungsbildung blockiert zu haben und behauptete, dass "Italiener niemandes Sklave sein würden".


Weshalb die Lage noch gefährlicher wird!

Fakt ist, dass die Notregierung Italiens nur die aller nötigsten Regierungsgeschäfte abwickeln kann. Niemand weiß, was bei Neuwahlen passieren könnte, doch die neueste Demopolis-Umfrage zeigt, dass die rechte Lega stark zulegt.

Seit den Wahlen ist ihre Zustimmung um 7 Prozent auf 24 Prozent gestiegen. Es könnte also durchaus zu einem neuen Anlauf für eine dann möglicherweise noch stärkere Koalition zwischen der Fünf-Sterne-Bewegung mit der Lega Nord kommen. Und ess ist bekanntlich genau diese Unsicherheit, die die Märkte hassen.



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