Handelskriege, Gold und eine einmalige Chance
12.07.2018 | The Gold Report
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Ein vergleichbares Niveau hatte das Verhältnis zwischen den beiden Sektoren zuletzt während der Dotcom-Blase erreicht. Sie erinnern sich sicher daran, dass die Märkte damals sehr überschwänglich waren. Die Erwartungen waren hoch und die Technologiebranche führte die Kursliste an. In den Rohstoffsektor investierte damals kaum jemand. Das war jedoch der Ursprung der umfassenden Industrialisierung, die anschließend in China einsetzte, und ein großartiger Katalysator. In den darauf folgenden zehn Jahren entwickelte sich der S&P-Rohstoffindex etwa viermal besser als der S&P 500.Der Chart macht deutlich, dass wir uns heute in einer ähnlichen Lage befinden. Wenn wir uns ansehen, was vor zwei Jahrzehnten passiert ist, erkennen wir, dass sich auch aktuell wieder eine solche Chance bietet und der Ressourcensektor das Potential hat, eine um ein Vielfaches bessere Performance zu zeigen als die allgemeinen Märkte, gemessen am Aktienindex S&P 500. Beim letzten Mal lag das Verhältnis der Kursgewinne bei 4:1. Ich bin mir nicht sicher, wie es dieses Mal ausfallen wird, aber in meinen Augen ist der Chart ein sehr überzeugender Grund für Investitionen im Rohstoffbereich.
Diese Chance lässt sich zudem mit den mittel- und langfristigen Trends verknüpfen, die einen Einfluss auf die Rohstoffmärkte haben: Auf der einen Seite ist festzustellen, dass es weltweit nur sehr wenig interessante Großprojekte im Bergbau gibt. Auf der anderen Seite steht die viel diskutierte Initiative der "Neuen Seidenstraße", in deren Rahmen China Partnerschaften mit dutzenden von Ländern schließt, um die alten Handelsrouten wiederzubeleben.
Es werden Zugstrecken, Highways, Häfen und Kraftwerke gebaut. Es handelt sich um ein generationenübergreifendes Entwicklungsprojekt, welches enorme Mengen an Ressourcen erfordern wird. Im letzten Zyklus haben wir die sprunghafte Entwicklung in China gesehen. Vielleicht wird der neue Zyklus nun ähnliche Fortschritte im zentralasiatischen Korridor mit sich bringen, der China mit Europa verbindet.
Ein weiterer interessanter Katalysator könnte das geplante Infrastrukturprogramm von Präsident Trump sein. Falls Sie kürzlich an dem New Yorker Flughafen La Guradia waren, konnten Sie selbst sehen, wie rasant dieser umgebaut wird. Ich denke, dass wir mit einer regelrechten Welle der Erneuerungen und Sanierungen in den ganzen USA rechnen können. Da die Vereinigten Staaten weiterhin die größte Volkswirtschaft der Welt sind, dürfen wir nicht außer Acht lassen, wie bedeutsam ein solches Programm für die gesamte Weltwirtschaft wäre, insbesondere für den Rohstoffsektor.
Der dritte Punkt ist vielleicht etwas schwerer zu quantifizieren. Doch wenn wir uns mit der Literatur zu den natürlichen Ressourcen befassen, stellen wir fest, dass neue Technologien es den Bergbauunternehmen in der Vergangenheit immer wieder ermöglichten, Lagerstätten günstiger zu erkunden und zu entwickeln und die Vorkommen mit größerem Gewinn abzubauen. Allerdings weisen die heutigen Lagerstätten und Ölfelder eine deutlich geringere Qualität auf, als die Vorkommen, die vor 30 Jahren gewonnen wurden. Die Mineralgehalte sind gesunken und das Öl muss aus immer größerer Tiefe an die Oberfläche gepumpt werden.
Wir haben diesen Wettlauf gegen die Natur praktisch schon verloren. Von allen neu entdeckten Lagerstätten ist keine mit denen vergleichbar, die in früheren Zeiten abgebaut wurden, wie z. B. die große Kupfermine im Bingham Canyon in der Nähe von Salt Lake City, die 1906 eröffnet wurde. Wir haben keine Lagerstätten von vergleichbarer Qualität mehr, schon gar nicht in Gebieten, in denen der Bau einer solchen Mine sowohl in Hinblick auf den Umweltschutz als auch in Hinblick auf die allgemeine Sicherheit unproblematisch wäre.
All das deutet darauf hin, dass es immer schwieriger werden wird, wirtschaftlich rentable Vorkommen zu finden, und das ist wiederum ein positives Signal für die Preisentwicklung im Bereich der natürlichen Ressourcen und Rohstoffe - insbesondere, wenn das Projekt der Neuen Seidenstraße und die Infrastrukturpläne der USA weiter voranschreiten.
Also zurück zu meinem eigentlichen Punkt: Obwohl die Schlagzeilen zu der Annahme führen könnten, dass die Rohstoffbranche derzeit kein geeigneter Sektor für Investitionen ist, glaube ich aufgrund der mittel- und langfristigen Trends - die sich auch in dem gezeigten Chart spiegeln - dass wir hier eine der besten Chancen erhalten von diesem großartigen Wachstum zu profitieren, die sich uns in unserem ganzen Leben bieten wird.
The Gold Report: Welche Anzeichen sehen Sie für eine Trendwende im Rohstoffsektor?
Samuel Pelaez: Eine Zunahme der Fusionen und Übernahmen ist ein Signal, auf das wir gewartet haben. Der Juni war in dieser Hinsicht sehr interessant, während wir zuvor nur wenige solcher Transaktionen hatten. Es handelte sich zumeist um reine Aktientauschgeschäfte, bei denen ein Unternehmen ein anderes nur durch Ausgabe eigener Aktien erwarb. Fusionen und Übernahmen dieser Art setzen am Markt allerdings kein Kapital frei.
Wenn ein Unternehmen ein anderes dagegen durch Barzahlungen übernimmt, entspricht das einem Liquiditätszufluss in den Rohstoffmarkt. Kapital wird von der Bilanz eines Unternehmens an die Investorengemeinschaft des Sektors übertragen. Diese Deals führen häufig zu weiteren Transaktionen am Markt. Eine gewisse Aufregung greift um sich, die Marktteilnehmer müssen ihre Anlagen umverteilen und es kommt zu positiven Veränderungen. Das sind äußerst spannende Zeiten für Investoren.