Michael Pento: "Der kommende Crash wird schlimmer als 2000 und 2008"
26.07.2018 | Chris Martenson
Michael Pento, Vermögensverwalter und Autor des Buches "The Coming Bond Market Collapse" ist in dieser Woche für unseren Podcast zu Gast und erklärt, warum er davon ausgeht, dass die Welt auf ein wirtschaftliches Chaos und einen heftigen Börsencrash zusteuert. Die sich abzeichnende Umkehr der Zinsstrukturkurve in den USA betrachtet er als zuverlässigen Indikator für den Beginn einer Rezession noch in diesem Herbst.
Chris Martenson: Willkommen zur aktuellen Ausgabe unseres wöchentlichen Podcasts! Es ist Zeit für ein Geständnis: Niemals, und ich meine wirklich niemals, hätte ich geglaubt, dass die weltweite finanzielle und monetäre Verantwortungslosigkeit so weit führen und so lange anhalten könnte. Wir haben zehn volle Jahre des endlosen Gelddruckens erlebt und erst jetzt denken die Zentralbanken so langsam darüber nach, diese Maßnahme zu beenden.
Ja, die Federal Reserve hat begonnen, ihre Bilanz allmählich zu reduzieren, indem sie zulässt, dass gewisse Finanzinstrumente ihre Fälligkeit erreichen und nicht ersetzt werden. Doch gemeinsam haben die bedeutenden Zentralbanken im Laufe des letzten Jahres dennoch 1,1 Billionen Dollar an neuem Geld in die Märkte gepumpt. Das Ergebnis dieses Gelddruckens ist weithin bekannt: massive Spekulationsblasen an den Immobilien-, Aktien- und Anleihemärkten, sowie ein enormes Wohlstands- und Einkommensgefälle, welches in Europa und in den USA zu großen politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen geführt hat.
Eines Tages wird der Wahnsinn enden. Aber wie? Wird sich alles höflich klären und in geordnete Bahnen lenken lassen, wie die Notenbanker hoffen? Oder wird Chaos ausbrechen und gewaltige Verluste sowie massenhafte Entlassungen mit sich bringen? Wir werden diesen Wahnsinn heute gemeinsam mit dem Finanzexperten Michael Pento analysieren, dem Vorsitzenden und Gründer des Investmentunternehmen Pento Portfolio Securities und Autor des Buches "The Coming Bond Market Collapse". Michael, schön, dass Sie heute wieder bei uns sind!
Michael Pento: Danke für die Einladung, Chris.
Chris Martenson: In einem kürzlich veröffentlichten Artikel haben Sie geschrieben, dass Sie eine weitere Finanzkrise erwarten. Erklären Sie uns, wie Sie zu dieser These gelangen.
Michael Pento: Nun, das würde wahrscheinlich mehr als eine Stunde dauern. Ich gebe Ihnen die Kurzversion: Den ersten Punkt haben Sie bereits angesprochen, die Ausweitung der Geldmenge durch die Zentralbanken. Seit 2008 haben die Notenbanken ihre Bilanzen gemeinsam von 3 Billionen Dollar auf insgesamt 15 Billionen Dollar erhöht, weil sie den Konjunkturzyklus und Rezessionen ein für alle Mal abschaffen wollten.
Sie druckten - man könnte auch sagen sie fälschten - also 12 Billionen Dollar, um einen Kollaps der Assetpreise zu verhindern. Das ist ihnen gelungen. Die Aktienkurse sind auf neue Spitzenstände gestiegen und in den USA entspricht die Marktkapitalisierung aller börsennotierten Unternehmen mittlerweile 145% des Bruttoinlandsprodukts. Dieser Wert ist ein absolutes Novum, ein neuer Rekord. Der vorherige Rekord wurde übrigens im März 2000 verzeichnet - kein gutes Zeichen.
Ein normales Verhältnis wären rund 50%. Der Wert aller Unternehmensaktien sollte also etwa 50% der gesamtwirtschaftlichen Leistung entsprechen, doch heute liegt er bei 145%. Daran zeigt sich, welche Unmengen an Geld wir gedruckt haben. Dieses Geld ist in die Aktienmärkte geflossen und hat dort zu einer Spekulationsblase geführt. Offensichtlich ist gleichzeitig auch an den Anleihemärkten eine Blase entstanden, denn weltweit sind Staatsanleihen im Wert von Billionen von Dollar im Umlauf, die negativ verzinst sind. An den Immobilienmärkten hat sich ebenfalls eine neue Blase gebildet.
All diese Blasen sind parallel entstanden, haben sich gemeinsam aufgebläht. Und jetzt haben die Notenbanken beschlossen, ihre Geldpolitik wieder zu straffen. Viele Menschen werden mir jetzt sicher widersprechen, aber meine persönliche Meinung ist, dass die Federal Reserve noch nie einen so aggressiven Straffungskurs verfolgt hat wie heute. Ich will auch erklären, warum ich das denke.
Chris Martenson: Noch nie?
Michael Pento: Wir wissen, dass die Fed die Zinsen bereits von 0% auf 2% angehoben hat und der nächste Zinsschritt wird im September erwartet. Danach wird wahrscheinlich im Dezember eine weitere Erhöhung folgen, d. h. es wären vier Anhebungen in diesem Jahr. Nächstes Jahr sollen weitere vier Schritte folgen. Kein Problem? Oh doch. Ich werde gleich erklären, worin das Problem besteht.
Zur gleichen Zeit verkauft die Fed ihre Vermögenswerte, um die Bilanz zu kürzen. Ich sage ganz bewusst "verkaufen", denn genau das tun die Notenbanker im Grunde genommen. Sie nehmen z. B. eine Staatsanleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren, die gerade fällig wird, und lassen sich den Nennbetrag von der Staatskasse auszahlen. Diese hat allerdings kein Geld, also muss sie sich an die Öffentlichkeit wenden und das Geld auftreiben. Ab Oktober werden davon Assets im Wert von 50 Milliarden Dollar monatlich betroffen sein.
Im Moment sind es 30 Milliarden Dollar, ab Juli sind es 40 Milliarden Dollar und dann wird der monatliche Umfang auf 50 Milliarden Dollar erhöht. Insgesamt wird sich das öffentliche Angebot an US-Treasuries also schon bald um 600 Milliarden Dollar zusätzlich pro Jahr erhöhen, und diese Schuldverschreibungen müssen zu Marktzinsen finanziert werden. Sie kommen zusätzlich zur erwarteten Neuverschuldung von 1,2 Billionen Dollar im nächsten Jahr dazu.
Die Fed strafft damit stärker als je zuvor, ist "falkenhafter" als je zuvor. Es gibt nur ein Problem: Der Spread zwischen den langfristigen und den kurzfristigen Zinsen kann kaum noch geringer werden, ohne dass sich die Zinsstrukturkurve umkehrt.
Im Moment beträgt die Differenz zwischen der Rendite der 10-jährigen und der 2-jährigen US-Staatsanleihe nur 34 Basispunkte. Die Fed hat aber praktisch versprochen, dass im September eine weitere Zinserhöhung folgen wird, weil sie guten Beschäftigungszahlen fürchtet - als ob diese der Grund für Inflation wären. Die Notenbanker haben Angst, dass sich die Wirtschaft überhitzen könnte, und glauben deswegen, sie mit höheren Zinsen ausbremsen zu müssen. Das wären dann weitere 25 Basispunkte.
Chris Martenson: Willkommen zur aktuellen Ausgabe unseres wöchentlichen Podcasts! Es ist Zeit für ein Geständnis: Niemals, und ich meine wirklich niemals, hätte ich geglaubt, dass die weltweite finanzielle und monetäre Verantwortungslosigkeit so weit führen und so lange anhalten könnte. Wir haben zehn volle Jahre des endlosen Gelddruckens erlebt und erst jetzt denken die Zentralbanken so langsam darüber nach, diese Maßnahme zu beenden.
Ja, die Federal Reserve hat begonnen, ihre Bilanz allmählich zu reduzieren, indem sie zulässt, dass gewisse Finanzinstrumente ihre Fälligkeit erreichen und nicht ersetzt werden. Doch gemeinsam haben die bedeutenden Zentralbanken im Laufe des letzten Jahres dennoch 1,1 Billionen Dollar an neuem Geld in die Märkte gepumpt. Das Ergebnis dieses Gelddruckens ist weithin bekannt: massive Spekulationsblasen an den Immobilien-, Aktien- und Anleihemärkten, sowie ein enormes Wohlstands- und Einkommensgefälle, welches in Europa und in den USA zu großen politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen geführt hat.
Eines Tages wird der Wahnsinn enden. Aber wie? Wird sich alles höflich klären und in geordnete Bahnen lenken lassen, wie die Notenbanker hoffen? Oder wird Chaos ausbrechen und gewaltige Verluste sowie massenhafte Entlassungen mit sich bringen? Wir werden diesen Wahnsinn heute gemeinsam mit dem Finanzexperten Michael Pento analysieren, dem Vorsitzenden und Gründer des Investmentunternehmen Pento Portfolio Securities und Autor des Buches "The Coming Bond Market Collapse". Michael, schön, dass Sie heute wieder bei uns sind!
Michael Pento: Danke für die Einladung, Chris.
Chris Martenson: In einem kürzlich veröffentlichten Artikel haben Sie geschrieben, dass Sie eine weitere Finanzkrise erwarten. Erklären Sie uns, wie Sie zu dieser These gelangen.
Michael Pento: Nun, das würde wahrscheinlich mehr als eine Stunde dauern. Ich gebe Ihnen die Kurzversion: Den ersten Punkt haben Sie bereits angesprochen, die Ausweitung der Geldmenge durch die Zentralbanken. Seit 2008 haben die Notenbanken ihre Bilanzen gemeinsam von 3 Billionen Dollar auf insgesamt 15 Billionen Dollar erhöht, weil sie den Konjunkturzyklus und Rezessionen ein für alle Mal abschaffen wollten.
Sie druckten - man könnte auch sagen sie fälschten - also 12 Billionen Dollar, um einen Kollaps der Assetpreise zu verhindern. Das ist ihnen gelungen. Die Aktienkurse sind auf neue Spitzenstände gestiegen und in den USA entspricht die Marktkapitalisierung aller börsennotierten Unternehmen mittlerweile 145% des Bruttoinlandsprodukts. Dieser Wert ist ein absolutes Novum, ein neuer Rekord. Der vorherige Rekord wurde übrigens im März 2000 verzeichnet - kein gutes Zeichen.
Ein normales Verhältnis wären rund 50%. Der Wert aller Unternehmensaktien sollte also etwa 50% der gesamtwirtschaftlichen Leistung entsprechen, doch heute liegt er bei 145%. Daran zeigt sich, welche Unmengen an Geld wir gedruckt haben. Dieses Geld ist in die Aktienmärkte geflossen und hat dort zu einer Spekulationsblase geführt. Offensichtlich ist gleichzeitig auch an den Anleihemärkten eine Blase entstanden, denn weltweit sind Staatsanleihen im Wert von Billionen von Dollar im Umlauf, die negativ verzinst sind. An den Immobilienmärkten hat sich ebenfalls eine neue Blase gebildet.
All diese Blasen sind parallel entstanden, haben sich gemeinsam aufgebläht. Und jetzt haben die Notenbanken beschlossen, ihre Geldpolitik wieder zu straffen. Viele Menschen werden mir jetzt sicher widersprechen, aber meine persönliche Meinung ist, dass die Federal Reserve noch nie einen so aggressiven Straffungskurs verfolgt hat wie heute. Ich will auch erklären, warum ich das denke.
Chris Martenson: Noch nie?
Michael Pento: Wir wissen, dass die Fed die Zinsen bereits von 0% auf 2% angehoben hat und der nächste Zinsschritt wird im September erwartet. Danach wird wahrscheinlich im Dezember eine weitere Erhöhung folgen, d. h. es wären vier Anhebungen in diesem Jahr. Nächstes Jahr sollen weitere vier Schritte folgen. Kein Problem? Oh doch. Ich werde gleich erklären, worin das Problem besteht.
Zur gleichen Zeit verkauft die Fed ihre Vermögenswerte, um die Bilanz zu kürzen. Ich sage ganz bewusst "verkaufen", denn genau das tun die Notenbanker im Grunde genommen. Sie nehmen z. B. eine Staatsanleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren, die gerade fällig wird, und lassen sich den Nennbetrag von der Staatskasse auszahlen. Diese hat allerdings kein Geld, also muss sie sich an die Öffentlichkeit wenden und das Geld auftreiben. Ab Oktober werden davon Assets im Wert von 50 Milliarden Dollar monatlich betroffen sein.
Im Moment sind es 30 Milliarden Dollar, ab Juli sind es 40 Milliarden Dollar und dann wird der monatliche Umfang auf 50 Milliarden Dollar erhöht. Insgesamt wird sich das öffentliche Angebot an US-Treasuries also schon bald um 600 Milliarden Dollar zusätzlich pro Jahr erhöhen, und diese Schuldverschreibungen müssen zu Marktzinsen finanziert werden. Sie kommen zusätzlich zur erwarteten Neuverschuldung von 1,2 Billionen Dollar im nächsten Jahr dazu.
Die Fed strafft damit stärker als je zuvor, ist "falkenhafter" als je zuvor. Es gibt nur ein Problem: Der Spread zwischen den langfristigen und den kurzfristigen Zinsen kann kaum noch geringer werden, ohne dass sich die Zinsstrukturkurve umkehrt.
Im Moment beträgt die Differenz zwischen der Rendite der 10-jährigen und der 2-jährigen US-Staatsanleihe nur 34 Basispunkte. Die Fed hat aber praktisch versprochen, dass im September eine weitere Zinserhöhung folgen wird, weil sie guten Beschäftigungszahlen fürchtet - als ob diese der Grund für Inflation wären. Die Notenbanker haben Angst, dass sich die Wirtschaft überhitzen könnte, und glauben deswegen, sie mit höheren Zinsen ausbremsen zu müssen. Das wären dann weitere 25 Basispunkte.