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Der Konjunkturzyklus lebt

03.09.2018  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auch wenn der weltweite Konjunkturaufschwung schon fast zehn Jahre andauert: Es gibt keine überzeugenden Gründe zu meinen, die konjunkturellen Zyklen hätten ihr Ende gefunden: Solange die Währungen der Welt ungedecktes Papiergeld darstellen, bleibt die Hoffnung auf den ewig währenden Aufschwung eine trügerische Hoffnung.

Die Aktienmärkte der Welt eilen von einem Rekordhoch zum nächsten. Aktien scheinen aus Sicht vieler Investoren nach wie vor als Anlageform "alternativlos" zu sein - vor allem auch mit Blick auf die nach wie vor sehr niedrigen Zinsen. Aber auch die Investitionstätigkeit und Gewinnsituation der Unternehmen ist weiter aufwärtsgerichtet und rechtfertigt aus Sicht vieler Anleger einen weiteren Anstieg der Aktienkurse sowie auch der Aktienbewertungen. Gleichwohl mangelt es nicht an Entwicklungen, die die optimistischen Zukunftsaussichten stärker eintrüben könnten, als dies derzeit erwartet wird.

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Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen.
(1) Januar 2006 = 100; Preisindex, in US-Dollar. (2) Ergebnisse für das 3. Quartal 2018.


An dieser Stelle sind beispielsweise zu nennen: Friktionen im internationalen Handelssystem, ausgelöst durch US-Importzölle; US-Leitzinsanhebungen; Unsicherheiten über den Verlauf des "Brexits"; oder wachsende Probleme in den aufstrebenden Volkswirtschaften. Zwar liegt es nahe zu vermuten, die großen Wirtschaftsräume der Welt bestimmen nach wie vor Richtung und Intensität der internationalen Konjunkturlage.

Doch "Störfeuer" aus den aufstrebenden Volkswirtschaften (wie zum Beispiel in Form der Türkei-Krise und den damit verbundenen "Ansteckungsgefahren") könnten mittlerweile erhebliche Rückwirkungen auf die Wirtschaftslage der großen Volkswirtschaften haben - denn die Gruppe der aufstrebenden Volkswirtschaften ist mittlerweile zu einem bedeutenden Spieler im Welthandels- und Finanzsystem geworden.

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Quelle: IMF, April 2018


Hoffen, dass der Aufschwung anhält

Dem steht die Hoffnung der Investoren gegenüber, der internationale Konjunkturaufschwung werde - ungeachtet aller möglichen Probleme und Krisenherde - noch einige Zeit, vielleicht noch sehr lange - möglicherweise viel, viel länger als die meisten denken - weitergehen. Ja, so mag der ein oder andere Anleger denken, vielleicht ist es sogar ganz und gar vorbei mit den lästigen Konjunkturzyklen, den Boom-und-Bust-Zyklen, bei denen Phasen der Überhitzung ("Boom") abgelöst werden durch Phasen des Wirtschaftseinbruchs ("Bust").

Schließlich wurden seit der Krise 2008/2009 durch staatliche Regulierungsmaßnahmendie Risiken im Finanzsystem erheblich verringert. Zudem richten die Zentralbanken ihre Geldpolitik mehr denn je darauf aus, den Fortgang der Konjunkturen zu sichern und Erschütterungen auf den Finanzmärkten zu verhindern. De facto haben die Geldbehörden ein "Sicherheitsnetz" aufgespannt, das Investoren Vertrauen gibt, weiterhin Kredite zu vergeben, ihre Investitionstätigkeit fortzusetzen. Gerade diese geldpolitischen Rahmenbedingungen dürften maßgeblich dafür sein, dass der weltweite konjunkturelle Aufschwung Anfang 2009 eingesetzt und sich bis heute fortgesetzt hat.

Doch der aktuelle konjunkturelle Aufschwung hat, bei genauer Betrachtung, einen Pferdefuß. Das geldpolitische Sicherheitsnetz - in Form von sehr niedrigen Zinsen, hoher Geldmengenausweitung und verringerten Risikoaufschlägen in den Anleihemärkten - bringt Fehlentwicklungen mit sich - wie zum Beispiel Überkonsum und Flop-Investitionen. Denn die Zentralbanken, in enger Kooperation mit den Geschäftsbanken, weiten die Kredit- und Geldmengen "aus dem Nichts" aus. Und die Ausdehnung dieser Liquidität sorgt für einen künstlichen Aufschwung. Er kommt zum Ende, schlägt in einen Abschwung um, wenn der Zustrom von Kredit und Geld versiegt, wenn die Zinsen steigen.


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