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Das Risiko steigender US-Zinsen

01.10.2018  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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In den Vereinigten Staaten von Amerika zum Beispiel belief sich die Verschuldung der Zentralregierung Ende 2017 auf 103 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Die Zinskosten auf diese Schuld betrug 1,3 Prozent des BIP und war damit so niedrig wie Anfang der 1970er Jahre, in denen die öffentliche Schuld nur ungefähr 40 Prozent des BIP betrug. Die seit Anfang der 1990er Jahre fallenden Zinsen haben also die Zinsbelastung der US-Regierung gesenkt, obwohl die Schuldenquote gestiegen ist.

Noch deutlicher tritt dieser Zusammenhang mit Blick auf die japanischen Verhältnisse zutage. Dort sinkt der Zins seit Anfang der 1980er Jahre im Trendverlauf, und im Trendverlauf ist die Staatsverschuldung gestiegen - sie belief sich Ende 2017 auf 236 Prozent des japanischen BIP. Der gesunkene Zins erklärt, warum die Zinslast einen historischen Tiefstand erreicht hat, obwohl die japanische Staatsschuld sich nahe ihrem Höchststand befindet.

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Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen.
(1) Nur US-Bundesregierung. (2) Zinszahlungen errechnet aus dem Mittel von Kurz- und Langfristzins; bis 2017.


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Quelle: Thomson Financial.


Die US-Zinssteigerungen haben nicht nur eine Reihe von Schwellenländern unter Druck gesetzt. Sie sorgen auch für Unruhe in zum Beispiel Hong Kong und China, insbesondere auch wegen der fulminanten Immobilienpreissteigerungen in diesen Regionen. Hong Kong hat seit 1983 ein sogenanntes "Currency Board", mit dem der Hong Kong Dollar gegenüber dem US-Dollar bei derzeit 7,8 HK$ pro USD fixiert ist. Die stark gestiegenen HK$-Zinsen zeigen wachsende Spannungen im Interbankenmarkt als Folge der gestiegenen US-Zinsen (Abb. 4 a).

Die chinesische Währung steht seit 2014 merklich unter Abwertungsdruck, der sicherlich auch durch steigende US-Zinsen verursacht wird (Abb. 4 b). Damit einhergehend lässt sich beobachten, dass die chinesischen Fremdwährungsreserven abnehmen. Vermutlich versucht die chinesische Zentralbank durch Fremdwährungsverkäufe (vor allem in US-Dollar) die Abwertung des chinesischen Renminbi etwas entgegenzusetzen beziehungsweise sie abzubremsen. Das läuft im Kern auf eine restriktive Geldpolitik im Inland hinaus, die die chinesische Konjunktur auf Dauer in Probleme bringt.


Zwei Szenarien

Eine Rückkehr der derzeit immer noch extrem niedrigen Zinsen auf ein "normales Niveau" würde weltweit vermutlich zu einer großen Rezession führen: die Konjunkturen geben nach, die Vermögenspreise fallen, die Kreditausfälle nehmen zu, der Bankenapparat gerät in Bedrängnis. Mit welchen Zinsszenarien ist also zu rechnen? Die Schlüsselstellung zur Beantwortung dieser Frage hat unzweifelhaft die US-Notenbank (Fed). Sie bestimmt mit ihrer Geldpolitik die monetären Konditionen auf den weltweiten Finanzmärkten maßgeblich (mit).


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