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Das Ende des Booms. Rückt es näher?

15.10.2018  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Wenngleich auch im aktuelle Umfeld eine relative Sorglosigkeit in den Finanzmärkten vorherrscht, sollten bestehende Krisenherde nicht übersehen werden: Etwa die Gefahr, dass die Fed die Zinsen zu stark anzieht; oder das sich die "Italienkrise" zu einer neuen "Euro-Krise" ausweitet; oder dass die Wirtschafts- und Finanzprobleme der Türkei verstärkt auf andere aufstrebende Volkswirtschaften überschlagen; oder dass aus den Aktienmärkten die Luft entweicht. Bringt man etwa die Kursentwicklung des US-Aktienmarktes in Verbindung mit der heimischen Wirtschaftsleistung und den Zinsen, so zeigt sich derzeit - mit aller Vorsicht interpretiert - tendenziell eine Überbewertung (Abb. 5 a, b).

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Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen. (1) S&P 500 wird erklärt mit dem US-Bruttoinlandsprodukt und dem Langfristzins. Periode: Q1 1980 bis Q2 2018.


Gold - Eine Frage des Preises

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Quelle: Thomson Financial


Die erhöhten Kurzfristzinsen scheinen jüngst insbesondere institutionelle Investoren (Fonds, Pensionskassen etc.) zum Rückzug aus dem Goldmarkt veranlasst zu haben. Darauf deutet der Abfluss aus den Gold-ETFs hin (Abb. 6 a). Der Rückgang der ETF-Goldnachfrage hat sich in einem Nachgeben des Goldpreises gezeigt (Abb. 6 b), und es ist durchaus bemerkenswert, wie eng der Goldpreis (in US-Dollar gerechnet) und die Bestände der Gold-ETFs sich in den letzten Jahren miteinander bewegt haben. (Es lohnt sich also, insbesondere auch die Geschäfte der Gold-ETFs stets im Blick zu behalten!)

Doch der Ausblick für das Gold ist besser, als es die Preisentwicklung der letzten Wochen und Monate vielleicht nahelegt. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass es der Fed und den anderen Notenbanken gelingt, den Boom dauerhaft in Gang zu halten, dass die steigenden US-Zinsen nicht die kritische Schwelle überschreiten, bei der das Wirtschafts- und Finanzsystem in die Krise gerät, ist nicht allzu hoch anzusetzen. Zu groß sind die Unsicherheiten und Unwägbarkeiten, die einer "zielgerechten Steuerung" der Wirtschaften und Märkte durch die Zentralbanken entgegenstehen.

Am 10. Oktober 2018 kritisierte US-Präsident Donald J. Trump wiederholt die Fed für ihre Zinserhöhungen mit deutlichen Worten ("I think the Fed has gone crazy"). Wie jeder Präsident, wie jede Regierung hat natürlich auch Trump eine Abneigung gegen steigende Zinsen, die den Konjunkturaufschwung abschwächen beziehungsweise gefährden. Trumps Kritik hat jedoch eine Berechtigung: Die raschen Zinssteigerungen nach der langen Phase extrem niedriger Zinsen erhöhen nun einmal die Wahrscheinlichkeit, dass der Boom abbricht. Und genau mit dieser Einsicht tritt das ganze Dilemma zutage, für das die Zentralbanken gesorgt haben: Der Boom, damit er weitergehen kann, braucht niedrige Zinsen.

Die kräftigen Kursverluste, die in den letzten Tagen an den weltweiten Börsen zu beobachten waren, sind daher vermutlich in erheblichem Maße von Befürchtungen ausgelöst worden, die Zinsen könnten unbeirrt weiter ansteigen - und das hat viele Investoren zum Aktienverkauf verleitet. Allerdings heißt das noch nicht, dass auch der Konjunktur- und Aktienmarkt-Boom jetzt schon zu Ende geht. Schließlich ist nicht auszuschließen, dass die Fed doch noch eine "Zinserhöhungspause" einlegt oder ihren Zinserhöhungszyklus früher als angekündigt abschließt - so dass der inflationäre Boom doch noch länger weiter laufen kann.

Ob nun aber der inflationäre Boom zu einen jähen Ende kommt - mit Wachstumsabschwächung und negativen Folgen für das Kredit- und Finanzsystem -, oder ob der künstliche Aufschwung noch etwas weitergeht: Das Halten von Gold als Teil der liquiden Mittel ist für langfristig orientierte Anleger eine "Versicherung" gegen die Negativfolgen des ungedeckten Papiergeldes. Vor allem weil das Gold zum aktuellen Preis günstig zu sein scheint, weil die Wahrscheinlichkeit wächst, dass der Boom dann doch zum Ende kommt. Gerade in Zeiten von Turbulenzen ist Gold eine Versicherung, die zum aktuellen Preis Wertsteigerungspotential bietet.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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