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Beginnt die Schuldenkrise früher als gedacht?

13.11.2018  |  John Mauldin
- Seite 2 -
Manche argumentieren, dass die USA über Privat- und Unternehmensvermögen von mehr als 150 Billionen Dollar verfügen, um diese Verschuldung auszugleichen. Das ist wahr, aber ich fürchte, dass die Regierung auf geringfügigen Widerstand stoßen könnte, wenn sie 15% Ihres Gesamtvermögens, einschließlich Ihres Hauses, Ihres Grundstücks, Ihrer Investments, Möbel und Besitztümer fordert, um die Staatsschulden zu begleichen. Diese Abgabe wäre zusätzlich zu Ihren normalen Steuern zu leisten, und anschließend würde der Staat wahrscheinlich umgehend beginnen, neue Schulden anzuhäufen.

Obwohl Sie mit Sicherheit gelesen haben, dass das Haushaltsdefizit in diesem Jahr unterhalb von 800 Milliarden Dollar liegen soll, hat sich die tatsächliche Schuldensumme im letzten Jahr um weit mehr als 1 Billion Dollar erhöht. Grund dafür sind die "außerbilanziellen Posten", die nach Meinung des Kongresses in seiner grenzenlosen Weisheit nicht Teil des normalen Haushaltsverfahrens sein sollten. Das betrifft Posten wie Sozialleistungen und die gesetzliche Krankenversicherung Medicare, die von Jahr zu Jahr schwanken und überall im Bereich von 200 Milliarden bis fast 500 Milliarden Dollar liegen können.

Hier ist der Punkt, den Sie verstehen müssen: Das US-Finanzministerium leiht diese Dollars und addiert sie zu dem Gesamtbetrag, den die Steuerzahler schuldig sind. Das wahre Defizit, das zu den bereits vorhandenen Schulden dazukommt, ist viel höher als die Zahl, die Sie in den Medien lesen.

Auch die Verschuldung der privaten Haushalte und der Unternehmen nimmt immer weiter zu, und das nicht nur in den Vereinigten Staaten. Hier ist eine Anmerkung von Lakshman Achuthan zu diesem Thema:

"Bemerkenswert ist, dass die Gesamtverschuldung der USA, der Eurozone, Japans und Chinas im vergangenen Jahr mehr als zehnmal so stark gestiegen ist, wie ihr gemeinsames Wirtschaftswachstum."

Ja, das haben Sie richtig gelesen. Im letzten Jahr haben die größten Wirtschaftsräume der Welt zehnmal schneller Schulden generiert als Wachstum. Wenn sich dieses Tempo der Neuverschuldung fortsetzt, wird es das Verhältnis zwischen den Staatsschulden und dem BIP alarmierend schnell ansteigen lassen.

Lakshman fährt fort:

"Bemerkenswerterweise findet sich die Weltwirtschaft - die sich trotz der rasant ansteigenden Schulden synchron abschwächt - in einer Situation wieder, die an den Red-Queen-Effekt erinnert, den wir vor 15 Jahren angesprochen hatten, als die Steuersenkungen das Haushaltsdefizit stärker steigen ließen als das BIP. Wie die Königin in Lewis Carrolls 'Alice hinter den Spiegeln' zu Alice sagt: 'Nun, hier muss man so schnell rennen, wie man kann, um auf der Stelle zu bleiben. Wenn man irgendwo anders hin will, muss man mindestens doppelt so schnell rennen!'"

Ich versuche, mir ein Szenario auszumalen, das nicht in Chaos und Krise endet. Das Beste, was ich mir vorstellen kann, wäre ein Jahrzehnt (oder mehr) der Stagnation, während die Schulden abbezahlt werden. Aber realistisch ist das nicht, denn das werden die Schuldner nicht zulassen - und sie sind weit zahlreicher als die Kreditgeber. Folglich muss es zunächst zu einem Neustart kommen.

Die rationale Vorgehensweise würde nun darin bestehen, das Unvermeidliche so lange wie möglich hinauszuzögern. Doch zumindest in den USA beschleunigen wir es.


Der Verlust exorbitanter Privilegien

In diesem Monat hat das US-Finanzministerium die Bücher des Finanzjahres 2018 geschlossen. Dieses war in dem Sinne ein Erfolg, dass die Regierung noch immer arbeitet und die Dinge tut, die sie tun sollte. Finanziell gesehen war es allerdings ein weiterer schuldenfinanzierter Fehlschlag.

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Die US-Regierung hat im Finanzjahr 2018 rund 4,1 Billionen Dollar ausgegeben, von denen sie 779 Milliarden Dollar für den offiziellen Haushalt und ein paar hundert Milliarden Dollar für außerbilanzielle Posten leihen musste (der genaue Betrag ist noch nicht bekannt). Und mehr als 40% der offiziellen Haushaltsdefizits wurden für Zinszahlungen im Umfang von 325 Milliarden Dollar auf zuvor ausgegebene Schuldtitel aufgewendet.

Offensichtlich sollte die Regierung weniger ausgeben. Aber wo kann gekürzt werden? Darüber gibt es keine politische Einigung und die Chancen dafür stehen schlecht. Ebenso wenig werden wir - wenn nicht starker und langanhaltender Wirtschaftsboom einsetzt, den ich für unwahrscheinlich halte - dieses Problem durch Wachstum lösen. Ich gehe also davon aus, dass uns die Defizite auch weiterhin begleiten und immer weiter anwachsen werden.

Defizite bedeuten, dass das Finanzministerium Geld leihen muss. Das geschieht durch die Ausgabe von kurz-, mittel- und langfristigen Staatsanleihen. Das war während der letzten zehn Jahre meist kein Problem, aber es wird zu einem, da die Beträge immer höher werden.

Dank der "exorbitanten Privilegien", die ich eher in diesem Monat angesprochen hatte, gab es lange Zeit immer genügend Ausländer, die bereit waren, unsere Schulden zu kaufen. Jetzt verlieren Sie das Interesse, weil die Absicherung ihres Währungsrisikos teurer wird. Das hat komplexe Gründe und hängt sowohl mit den Swaps als auch mit den Unterschieden zwischen der US-Wirtschaft und anderen Wirtschaftsräumen zusammen, aber das Fazit ist: Europäische und japanische Investoren können US-Staatsanleihen nicht länger mit positiver Rendite kaufen, wenn sie kein Währungsrisiko eingehen wollen - was die meisten vermeiden möchten.


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