Beginnt die Schuldenkrise früher als gedacht?
13.11.2018 | John Mauldin
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Das ist eine relativ neue Entwicklung und würde vielleicht noch gar kein Problem darstellen, wenn Anleger aus den USA dies ausgleichen würden. Doch das geschieht nicht und wäre eventuell ohnehin nicht optimal. Kapital, das in staatliche Schuldverschreibungen fließt, kann nicht in Bankenkredite, Unternehmensanleihen, Hypotheken, Venture-Kapital, Aktien oder anderweitig in den Privatsektor fließen, der wiederum das Wachstum generiert, das wir brauchen, um die Staatsschulden abzubezahlen.Die Auktionsdaten des Finanzministeriums zeigen, dass es schwerer wird, Käufer zu finden. Nach Angaben von Bloomberg wies die Ausgabe von 2-jährigen Treasuries im letzten Monat das niedrigste Verhältnis zwischen Gebots- und Zuteilungsvolumen für diese Laufzeit seit Dezember 2008 auf.
Quelle: Bloomberg
Dieses Problem ist bislang noch zu bewältigen, und das Finanzministerium wird immer zu irgendeinem Preis Geld leihen können. Doch der Preis könnte in Zukunft unangenehm in die Höhe schnellen, was die Zinskosten dramatisch steigen ließe.
Angesichts der Fälligkeitsstruktur der ausstehenden Schuldtitel könnte das eher geschehen, als Sie vielleicht glauben. Das Finanzministerium hat die niedrigeren kurzfristigen Zinsen der letzten Jahre genutzt, wodurch die Zinskosten der Regierung gesenkt wurden. Gleichzeitig hat sich das Refinanzierungsrisiko jedoch erhöht. Unten sehen Sie einen Chart von Torsten Slok, den Luke Gromen auf Twitter gepostet hat:
Quelle: Luke Gromen
Beim Betrachten der Staatsschulden, die nicht von der US-Notenbank Fed aufgekauft wurden, stellen wir fest, dass das Finanzministerium in den kommenden fünf Jahren Geld in Höhe von etwa 43% des BIPs leihen muss - allein, um die bestehenden Schulden zu verlängern. Dabei sind die neuen Schulden, die wir in dieser Zeit anhäufen, noch gar nicht mit eingerechnet - und die könnten ziemlich hoch sein, falls eine Rezession oder, Gott behüte, ein neuer Krieg beginnt.
Doch lassen wir hypothetische Möglichkeiten beiseite. Schon allein die Dinge, von denen wir wissen, dass sie unumgänglich sind, wie die Sozialleistungen und Medicare, reichen vollkommen aus, um die Schulden explodieren zu lassen. Irgendjemand muss all diese Staatsanleihen ja erst einmal kaufen. Und wenn es weder ausländische Investoren, noch die Fed noch die amerikanischen Anleger sind, dann gibt es keine weiteren Möglichkeiten.
Die Käufer werden sich zum richtigen Preis natürlich finden, d. h. bei höheren Renditen. Sollte es nicht durch eine Rezession zu einem Rückgang der Zinsen kommen (was wieder ganz andere Probleme mit sich brächte), könnte die Kreditaufnahme für die Regierung ziemlich teuer werden. Was ist wahrscheinlicher: Eine zweistellige Rendite auf 10-Jahres-Treasuries oder die weltweite Verrechnung und Tilgung der Schulden? Nichts davon würde Spaß machen. Doch ich wette, dass wir das eine oder das andere irgendwann in den 2020er Jahren erleben werden.
Mögliche Krisenauslöser
Meine erneuten Befürchtungen gründen auf der sehr realen Möglichkeit, dass die Weltwirtschaft in den nächsten sechs Monaten einbricht. Alles kommt als Krisenauslöser in Frage und es könnte durchaus etwas sein, das aktuell noch niemand vorhersieht, aber hier sind drei potentielle Kandidaten.