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Beginnt die Schuldenkrise früher als gedacht?

13.11.2018  |  John Mauldin
- Seite 4 -
Unternehmensschuldenkrise:

Insgesamt betrachtet sind die US-Unternehmen viel stärker verschuldet als vor der Finanzkrise von 2008. Wir haben gesehen, was passiert, wenn der Markt für Commercial Papers austrocknet - und das ist geschehen, ohne dass die Fed im Straffungsmodus war. Heute haben wir eine Zentralbank, die nicht nur die Zinsen langsam anhebt, sondern auch ihre akkommodierende Geldpolitik aus Krisenzeiten zurückfährt. Die letzten Äußerungen der Mitglieder des Offenmarktausschusses lassen zudem darauf schließen, dass sie nicht vorhaben, ihren Kurs in nächster Zeit zu ändern.

Schon der Ausfall einiger hochkarätiger Junk-Bonds könnte die Ängste der Märkte in Windeseile entfachen. Es gibt niedrig bewertete Unternehmensanleihen im Wert von Billionen Dollar, die im Falle einer Rezession schnell auf Ramschniveau fallen könnten. Da die meisten staatlichen Rentenfonds, Versicherungen und Stiftungen aufgrund gesetzlicher Vorschriften keine Anleihen mit Junk-Rating halten dürfen, kann ich sehen, in welchem Bereich das leicht zu einer Schuldenkrise führen könnte, die mit der vorherigen Subprime-Krise vergleichbar wäre.


Handelskrieg:

Ein Grund dafür, dass die US-Wirtschaft derzeit zu boomen scheint, ist der Anstieg der Importe. Die Unternehmen beeilen sich, vor dem Inkrafttreten der Zollgebühren von 25% auf chinesische Waren am 1. Januar ihre Lagerbestände noch schnell aufzustocken. Da dies mit den üblichen saisonalen Lagerkäufen zusammenfällt, die die Häfen, Highways und Depots verstopfen, werden nebenbei jede Menge Arbeitsplätze geschaffen.

Das ist im Moment alles schön und gut, aber die LKW-Fahrer und Lagermitarbeiter werden nicht mehr gebraucht, sobald die Regale befüllt sind. Diese Bestände abzubauen wird Monate dauern und die daraus resultierende Abkühlung könnte die Wirtschaft nächstes Jahr in eine Rezession abgleiten lassen.

Wir können dieses Szenario vielleicht abwenden, wenn die USA und China eine Lösung für ihre Handelsstreitigkeiten finden, aber das wirkt nicht besonders wahrscheinlich. Die neusten Berichte legen nahe, dass die Regierung unter Präsident Trump sich auf eine lange Belagerung einstellt und sich künftig gegenüber China höchstens noch aggressiver verhalten wird. Und auch China wird voraussichtlich nicht einknicken.

Vielleicht haben Sie den Tennisausdruck "unerzwungener Fehler" schon einmal gehört. Es handelt sich dabei um selbst verschuldete Fehler, die nicht das Ergebnis eines guten Schlags des Gegners sind. Ich denke, dass ein solcher "unerzwungener Fehler" in der US-amerikanischen Wirtschaftspolitik einen ernsten Abschwung auslösen könnte - oder schlimmeres.


Abschwung in Europa:

In dieser Woche haben wir den aktuellen Bericht von Markit zum Purchasing Managers Index (PMI) erhalten. Der Index für den Herstellungs- und Dienstleistungssektor der Eurozone ist auf den niedrigsten Stand seit September 2016 gefallen, wobei die Zahlen für die vom Exportgeschäft abhängige Bundesrepublik besonders schwach waren. Unterdessen steht der neue italienische Haushalt in keinerlei Verhältnis mehr zu den Einnahmen und Wachstumsaussichten des Landes. Dies droht, eine weitere Eurokrise auszulösen. Zudem besteht die ernstzunehmende Gefahr eines harten Brexits Anfang 2019.

Kurz gesagt droht Europa (oder zumindest einem Teil davon) eine echte Gefahr durch eine Rezession im nächsten Jahr. Wenn das passiert, werden die Auswirkungen weltweit spürbar sein, da der Kontinent dann auch seine Importe aus den Vereinigten Staaten, China und anderen Ländern reduzieren wird. Ganz zu schweigen von dem potentiellen Chaos, das entstehen würde, falls Italien oder ein anderes Land tatsächlich die Rückzahlung der Schulden an ausländische Geldgeber einstellen würde. Betroffen wären davon in erster Linie deutsche, französische und andere europäische Banken mit minimalen Reserven.

Wenn die Europäische Zentralbank nicht bereit ist, italienische Staatsanleihen aufzukaufen und die Italiener sie selbst auch nicht wollen, dann könnten die Zinsen dramatisch in die Höhe schießen und eine Krise auslösen. Das ist im Grunde genommen das, was die EZB zu ihren ersten quantitativen Lockerungen gezwungen hatte. Theoretisch hatten sich die Italiener damals an die Vorgaben gehalten. Das ist heute allerdings nicht der Fall. Ich zeige schon seit Jahren mit dem Finger auf Italien. Dieses Land ist der Dreh- und Angelpunkt des Euro-Experiments, sowohl in Bezug auf die Schulden als auch auf die Solidarität.

Ich könnte diese Liste fortsetzen, aber Sie verstehen, was ich sagen möchte. Die US-Wirtschaft macht momentan einen guten Eindruck, aber am Horizont lauern alle möglichen Probleme. Es könnten schon bald unangenehme Dinge passieren. Was also können Sie tun? Ich habe drei Vorschläge.

1. Legen Sie Barreserven zurück. Ich weiß, dass jeder Finanzberater das sagt, aber erstaunlich wenige Menschen tun es auch wirklich. Sorgen Sie dafür, dass Sie genügend Cash und Barmitteläquivalente jederzeit verfügbar haben, um Ihre Lebenshaltungskosten ein paar Monate lang decken zu können. Stellen Sie sich Bargeld zudem als Option auf den Kauf von im Kurs gesunkenen Assets in der Zukunft vor.

2. Bauen Sie Schulden ab. Wenn Sie private oder Unternehmensschulden haben, reduzieren Sie diese so gut es nur geht und gehen Sie nicht davon aus, dass Sie sie in Zukunft refinanzieren können. Die Banken können Ihre Kreditlinie im Handumdrehen abschneiden - und das werden sie auch, wenn es nötig ist.

3. Legen Sie sich einen Plan für Ihre langfristigen Investments zurecht, seien es Aktien, Immobilien oder etwas anderes. Entscheiden Sie, was Sie verkaufen werden und an wen, denn Sie werden womöglich keine Käufer finden, wenn Sie sie brauchen. Überlegen Sie sich gleichzeitig, welche Anlagen Sie auch während einer Rezession halten wollen. Ich habe Assets in privaten und sogar einigen öffentlichen Unternehmen, die ich als wirklich "langfristig" betrachte.

Ich hoffe wirklich, dass ich falsch liege. Vielleicht sind meine Schlussfolgerungen übereilt und 2019 wird ein weiteres großartiges Jahr. Aber ich sehe gewisse Risiken voraus und ich möchte, dass Sie darauf vorbereitet sind.


© John Mauldin
www.mauldineconomics.com


Dieser Artikel wurde am 26. Oktober 2018 auf www.mauldineconomics.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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