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Das Ende des Schuldenzyklus naht

04.12.2018  |  John Mauldin
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Offensichtlich kommt nicht jeder mit einer solchen Arbeitsumgebung zurecht. Aber im Laufe der Zeit hat sich Bridgewater so in eine "Leistungsgesellschaft der Ideen" verwandelt. Wer gute Entscheidungen trifft, wird identifiziert und steigt auf.

Ich erzähle ihnen das alles, damit Sie verstehen, dass Ray Dalio äußerst empirisch vorgeht. Er stellt keine Mutmaßungen an, ohne Belege zu haben, und das ist auch bei seiner rigorosen historischen Untersuchung früherer Schuldenkrisen zu spüren. Ursprünglich handelte es sich dabei im eine interne Bridgewater-Studie, die dem Unternehmen beim (äußerst erfolgreichen) Trading während der Krise von 2008 half. Das Team untersuchte 48 Schuldenkrisen des letzten Jahrhunderts, um einen "Archetyp" bzw. ein Modell des typischen Ablaufs zu entwickeln.


Kreditfinanzierte Ausgaben

Wie ich und viele andere in der Geschichte erkennt Dalio, dass Schulden gut oder schlecht sein können, je nachdem, wie sie verwendet werden. Er teilt zudem eine wichtige Erkenntnis bezüglich der zyklischen Natur der Schulden. Diesen Umstand erklärt er so gut, dass ich ihn hier mit einem längeren Auszug zitieren werde:

"Wir wollen diese komplizierten Angelegenheiten so einfach wie möglich beschreiben: Im Grunde genommen schaffen Sie jedes Mal, wenn Sie Geld leihen, einen neuen Zyklus. Wenn Sie etwas kaufen, das Sie sich [gemessen an Ihrem Kapital oder Ihrem Barvermögen] nicht leisten können, müssen Sie mehr ausgeben, als Sie einnehmen. Sie leihen nicht nur etwas von Ihrem Kreditgeber, sondern auch von Ihrem zukünftigen Ich. Genauer gesagt schaffen Sie eine Zeit in der Zukunft, in der Sie gezwungen sein werden, weniger auszugeben, als Sie einnehmen, damit Sie das Darlehen zurückzahlen können.

Dieses Muster aus Kreditnahme, Ausgaben, die das Einkommen übersteigen und der Notwendigkeit, künftig weniger auszugeben als Sie verdienen, ähnelt sehr schnell einem Zyklus. Das gilt für eine Volkswirtschaft ebenso wie für Privatpersonen. Geld zu leihen setzt eine schematische, vorhersehbare Abfolge von Ereignissen in Gang.

Wenn Sie das Spiel Monopoly verstehen, können Sie leicht erkennen, wie Kreditzyklen auf der Ebene einer ganzen Volkswirtschaft funktionieren. Zu Beginn haben die Spieler jede Menge Bargeld aber nur wenige Grundstücke. Im weiteren Verlauf kaufen sie mehr und mehr Häuser und Hotels und benötigen immer mehr Geld, um die Mieten zu zahlen, die fällig werden, wenn sie auf einem Feld mit vielen Häusern landen.

Manche Spieler sind gezwungen, ihre Grundstücke unter Wert zu verkaufen, um Bargeld zu beschaffen. Zu Beginn des Spiels sind die Grundstücke am wichtigsten, später heißt es 'Cash is king'. Die besten Spieler wissen, wie sie im Spielverlauf den richtigen Mix aus Grundstücken und Bargeld halten.

Stellen wir uns nun vor, wie Monopoly funktionieren würde, wenn die Bank Kredite vergeben und Einlagen annehmen würde. Zum einen könnten die Spieler Geld leihen, um Grundstücke zu kaufen. Zum anderen würde sie ihr Geld - statt es untätig herumliegen zu lassen - auf ein Bankkonto einzahlen, um Zinsen zu erhalten. Dadurch hätte die Bank wiederum mehr Geld, das sie verleihen kann.

Stellen wir uns außerdem vor, dass die Spieler untereinander Grundstücke auf Kredit kaufen und verkaufen könnten (d. h. indem sie versprechen, dass Geld später zuzüglich Zinsen zurückzuzahlen). Würde Monopoly nach diesen Regeln gespielt, wäre es ein fast perfektes Modell unserer Wirtschaft. Die kreditfinanzierten Ausgaben für Hotels würden sehr schnell auf ein Vielfaches der vorhandenen Geldmenge anwachsen.

Später wird den Kreditnehmern, die die Hotels besitzen, das Geld ausgehen, das sie zur Zahlung der Mieten und zur Bedienung ihrer Schulden zu benötigen. Auch die Bank wird in Schwierigkeiten geraten, denn die Spieler werden zunehmend ihre Einlagen abheben, da sie Bargeld brauchen. Gleichzeitig geraten mehr und mehr Kreditnehmer in Zahlungsverzug. Wenn in dieser Situation niemand eingreift, werden sowohl die Banken als auch die Schuldner pleite gehen und die Wirtschaft wird schrumpfen. Im Laufe der Zeit, wenn sich diese Zyklen von Wachstum und Abschwung regelmäßig fortsetzen, werden die Bedingungen für eine große, langfristige Schuldenkrise geschaffen."


Anders gesagt: Schulden generieren ihre eigenen Zyklen. Die Aufnahme eines Kredits (vor allem bei Institutionen, die dank des auf auf Mindestreserven beruhenden Bankensystems ihr eigenes Geld schöpfen können), ermöglicht Ausgaben, die weitere Ausgaben nach sich ziehen. Dies muss sich letztlich in eine Kontraktion umkehren, die wiederum weitere Schrumpfungen zur Folge hat. Das mag offensichtlich erscheinen, aber oft vergessen wir es. Offenbar haben wir dieses Grundprinzip auch heute vergessen.

Nach der Analyse von dutzenden Kreditzyklen hat Dalios Team das folgende Modell entworfen, um die sechs Phasen einer deflationäre Krise zu beschreiben.


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