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Das Ende des Schuldenzyklus naht

04.12.2018  |  John Mauldin
- Seite 4 -
Das Ergebnis ist ein Wohlstandsgefälle zwischen Reichen und Armen, welches natürlich immer existiert, aber in diesen Phasen zu eklatant wird, um es zu leugnen. Ein kleiner Teil der Gesellschaft lebt in Wohlstand, während die Mehrheit Schwierigkeiten hat, über die Runden zu kommen. Das geschah während der Großen Depression und wir haben ähnliche Tendenzen in den Jahren nach der letzten Finanzkrise gesehen. Der stets auf Daten fokussierte Dalio quantifiziert die Entwicklungen im nächsten Chart.

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Quelle: Ray Dalio


Wenn Ihnen das bekannt vorkommt, dann liegt es daran, dass ich dieses und ähnliche Charts bereits in früheren Artikeln verwendet habe. Dalio nutzte den Chart 2017 in einem Artikel, den ich in diesem Beitrag zusammengefasst habe. Sein wichtigster Punkt war, dass es ein Fehler sei zu glauben, man könne "die" Wirtschaft verstehen, da es in Wirklichkeit zwei Wirtschaften gäbe. Die oberen 40% der Gesellschaft leben ihm zufolge in einer anderen Welt als die unteren 60%

Wenn eine solch ungleiche Vermögensverteilung auf eine repräsentative Demokratie trifft, ist das Ergebnis Populismus und unsere in zwei Lager gespaltene politische Landschaft. In den USA könnte sich diese Tendenz weiter verstärken, da die Demokraten im nächsten Jahr das Repräsentantenhaus kontrollieren werden. Dies wird innerhalb der Legislativen zu einem politischen Stillstand führen, was nicht gänzlich schlecht sein muss, aber die Kursänderungen behindern könnte, mit deren Hilfe sich eine Rezession vielleicht noch etwas hinauszögern ließe.

Die schon jetzt enormen Haushaltsdefizite werden daher weiter wachsen, während die Federal Reserve die Zinsen anhebt und gleichzeitig die Assets in ihrer Bilanz abbaut. Bislang hat diese Kombination das Wirtschaftswachstum nicht gestoppt und noch nicht einmal erkennbar verlangsamt, aber eines Tages wird sie das. Das ist schließlich das Ziel der Maßnahmen und Dalios Modell zeigt und, dass dieses normalerweise erreicht wird.

Der Auslöser wird in diesem Fall wohl ein Verdrängungseffekt sein, da die Kreditaufnahmen des Finanzministeriums zusammen mit den geldpolitischen Straffungen der Fed die Kosten des Schuldendienstes für private Haushalte und Unternehmen erhöhen. Jeder hat eine Belastbarkeitsgrenze und dieser nähern wir uns zunehmend.

Das Ende des Schuldenzyklus ist nicht mehr fern, aber das Ergebnis können wir noch nicht abschätzen. Das Problem ist, dass niemand nur Zuschauer ist. Wir sind alle Teil des Spiels und wir werden alle entweder gewinnen oder verlieren.


Eine schöne Entschuldung

Dalio hat in den letzten Jahren mehrmals über "beautiful deleveraging", die schöne Entschuldung, geschrieben. Damit meint er ein Szenario, in dem es einer Zentralbank gelingt, die Lage einer überschuldeten Volkswirtschaft zu entschärfen, ohne dass es zu einer schweren Krise kommt. Hier ein Zitat:

"Der Schlüssel zur guten Bewältigung von Schuldenkrisen liegt im Wissen der politischen Entscheidungsträger über den sinnvollen Einsatz der ihnen zur Verfügung stehenden Maßnahmen: Sie müssen wissen, in welchem jährlichen Umfang die Kosten verteilt werden können und welche Gruppen in welchem Maße profitieren dürfen oder darunter leiden müssen, sodass die politischen und andere Konsequenzen akzeptabel bleiben. Zudem müssen sie über die nötige Autorität verfügen, um diese Maßnahmen umzusetzen.

Es gibt vier verschiedene Hebel, die die Entscheidungsträger betätigen können, um die Schulden und deren Finanzierungskosten im Verhältnis zu den Einkommen und Cashflows zu senken:

  • 1. Sparmaßnahmen (d. h. Ausgaben reduzieren)
  • 2. Abschreibung oder Umstrukturierung der Schulden
  • 3. 'Gelddrucken' und Assetkäufe (oder Ausstellen von Garantien) durch die Zentralbank
  • 4. Geld- und Kredittransfers von denen, die mehr haben als sie benötigen, zu denen, die weniger haben."

Die Punkte 1, 2 und 4 machen Verluste für Kreditnehmer wie auch für Kreditgeber unausweichlich. Punkt 3 hat ebenfalls negative Folgen für alle Beteiligten und entspricht in etwa dem Kurs, den die Fed und andere Zentralbanken von 2008 bis 2014 verfolgten, als sie finanzielle Vermögenswerte im Wert von Billionen Dollar aufkauften. Doch wahrscheinlich war das immer noch besser als das Szenario, welches ohne diese Maßnahmen eingetreten wäre.


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