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Über den Nullzins und seine Folgen

29.12.2018  |  Dr. Jürgen Müller
Leser der Goldseiten haben das folgende Zitat von Ludwig von Mises bestimmt schon des öfteren gelesen:

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Ich habe dieses Bild vor einigen Tagen auf unserer Facebook-Seite [1] veröffentlicht, sehr offen gestanden ohne weiteren Hintergrund. Doch gestern habe ich auf Youtube einen Vortrag von Markus Krall (Bestseller-Autor "Der Draghi-Crash") gehört [2], der für mich wie ein "Aha-Erlebnis" war und der mir relativ schlagartig dieses Zitat von von Mises verständlicher machte. Ich möchte daher dieses Aha-Erlebnis mit Ihnen nun teilen, nicht ohne vorher erwähnt zu haben, dass ich Naturwissenschaftler bin und kein Betriebs- oder Volkswirt.

Warum also führt eine Kreditexpansion (durch Zinssenkung) in den finalen Zusammenbruch? Markus Krall bezeichnet dies in seinem Vortrag als einen der kommenden Schwarzen Schwäne. Betrachten wir nur Europa, so ergibt sich folgendes Bild.

Es ist hinlänglich bekannt, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen auf Null gesenkt hat, damit die hochverschuldeten Staaten und auch Unternehmen nicht sofort bankrott gehen. Anhand der Insolvenzstatistik ist dies sehr schön zu sehen. Krall bezeichnet dies als "Zombifizierung" der europäischen Wirtschaft.

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Abb. 1: Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland
(Quelle: Creditreform [3])


Unternehmen, die eigentlich aufgrund mangelnder Innovation, schlechter Investitionen, zu hoher Kosten oder schlechter Führung vom Markt hätten verschwinden müssen, werden durch billige Kredite künstlich am Leben gehalten. Dadurch sei in den letzten Jahren ein Stau an Insolvenzen entstanden, der sich in einer kommenden Krise massiv und geballt auflösen wird.

Im geschichtlichen Maßstab "normal" wäre eine Insolvenzquote von ca. 1,5 - 2,0 Prozent pro Jahr, so Krall. Aktuell wäre die Quote jedoch auf nur 0,5 Prozent gefallen. Zitat Krall: "75 Prozent aller Unternehmenspleiten die stattfinden hätten sollen, fielen quasi aus". Dieser Ausfall bzw. diese Verschleppung an Insolvenzen hätte sich mittlerweile in Deutschland auf 14 Prozent aller Unternehmen summiert und in der gesamten EU wären es nicht weniger, so Krall.

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) schätzt den Anteil dieser Zombiunternehmen in den entwickelten Volkswirtschaften auf etwa 12 Prozent aller Unternehmen [4]. Daniel Stelter : "Immerhin neun Prozent der Unternehmen in Europa sind nach Schätzungen der Bank of America "Zombies", also eigentlich insolvent und nur noch am Leben, weil sie mit Mühe die Zinszahlungen leisten können." [5]. Die Zahlen variieren je nach Quelle und Schätzung, aber das Problem ist klar: Billiges Geld verleitet viele Unternehmen zu vielen schlechten Entscheidungen und hemmen dadurch insgesamt den Innovationsfortschritt einer gesamten Wirtschaftszone. Die klassische Fehlallokation von Mitteln.

Gleichzeitig führt nun diese Zombifizierung zu einer Verseuchung der Bilanzen der Banken, die diese schlechten Kredite an Zombi-Unternehmen mit ihren üblichen Kennzahlen und Bonitätsprüfungsmethoden nicht mehr identifizieren können, so Krall. Das Volumen dieser Kredite hätte das Eigenkapital des gesamten Europäischen Bankensystems erreicht bzw. übersteige dieses bereits.


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