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EZB will die Zinsen nicht anheben

24.01.2019  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auf seiner heutigen Sitzung hat der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) die Leitzinsen unverändert gelassen (Hautrefinanzierungszins: 0,0%, Einlagezins: -0,4%, Spitzenrefinanzierungszins: +0,25%).

Die EZB erinnerte zudem daran, dass sie seit Ende 2018 zwar keine neuen Anleihen mehr ankauft, dass sie aber in vollem Umfang die Rückzahlungsbeträge, die sie auf ihr Schuldpapierportfolio erhält, reinvestiert.

Die EZB ist und bleibt damit ein aktiver Käufer in den Euro-Schuldpapiermärkten, sie übt weiterhin einen Abwärtsdruck auf die Kapitalmarktrenditen aus. Zudem ließ die EZB keinen Zweifel daran, dass sie im Fall der Fälle die Banken mit neuen Krediten (sogenannte "TLTRO") versorgen wird.

Besonders bedeutsam: EZB-Präsident Mario Draghi betonte die wachsende Abwärtsrisiken für die Euro-Konjunktur und hob auch hervor, dass die Preisinflation im Euroraum gemäßigt bleibe. 

Im Grunde hat die EZB sich selbst eine Wirtschafts- und Inflationsdiagnose gestellt, mit der sie das Fortführen ihrer Null- und Negativzinspolitik rechtfertigen kann.

Nicht nur wegen der konjunkturellen Probleme im Euroraum, vor allem auch aufgrund der Probleme im Euro-Bankenapparat muss die Bereitschaft der EZB, die Zinsen wieder anzuheben, als relativ gering eingestuft werden.

Das ist auch der Grund, warum wir denken, dass die Zinsen in 2019 nicht angehoben werden; und dass es auch in 2020 äußert fraglich ist, ob die Kreditkosten steigen. (Bislang schon hat die EZB verkündet, die Leitzinsen mindestens bis zum Sommer 2019, wenn nicht länger, auf der Nulllinie halten zu wollen.)

Die anhaltende Niedrig- und Negativzinsen (auch in realer, d.h. inflationsbereinigter Rechnung) verursachen natürlich weitreichende Verzerrungen und Probleme.

Sie inflationieren beispielsweise die Vermögenspreise, ermutigen zur Kapitalfehlallokation und machen das Wirtschaften zusehends abhängig vom Fortbestand der niedrigen Zinsen. Und je länger die Niedrigzinsphase andauert, umso schwieriger wird der Ausstieg - und so größer wird auch der Anreiz, eine immer inflationärere Geldpolitik zu verfolgen.

Was bedeutet der geldpolitische Kurs der EZB für den Anleger?

Die nachstehende Graphik zeigt die Wertentwicklung (kaufkraftbereinigt) für 100 Euro, die in Euro-Bankeinlagen mit dreimonatiger Laufzeit investiert wurden, und für 100 Euro, für die Gold gekauft wurde.

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Seit Beginn der Euro-Währungsunion betrug der gesamte Ertrag auf Euro-Bankguthaben (vor Steuern) nur 1,5%, während das Gold dem Anleger einen Wertzuwachs von 188% erbrachte. Das Ergebnis ist offenkundig: In den letzten 20 Jahren war Gold besser als der Euro.

Nun ist zwar die Vergangenheit kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Mit Blick auf die geldpolitische Haltung der EZB ist aber die Wahrscheinlichkeit recht groß, dass der innere wie äußere Wert des Euro künftig merklich leiden wird.

Anleger sind gut beraten, kein "Euro-Klumpenrisiko" einzugehen. Mit Blick auf ihre liquiden Mittel beispielsweise ist und bleibt Gold (und auch Silber) eine attraktive Alternative zum Euro-Termin- und Spareinlagen - insbesondere für langfristig orientierte Anleger.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Degussa Goldhandel GmbH



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