Australiens Gold in der Bank of England - Ein ausführliches Interview
19.03.2019 | Ronan Manly
Vor Kurzem bat mich das Nachrichtenportal RT.com um meinen Kommentar bezüglich der 80 Tonnen Gold der australischen Zentralbank "Reserve Bank of Australia" (RBA) und ihrer angeblichen Lagerung in den Tresoren der Bank of England in London. Basierend auf einigen dieser Kommentare veröffentlichte RT einen Artikel auf der englischsprachigen Nachrichtenseite www.rt.com über dieses australische Gold, das laut RBA in London aufbewahrt werde.
Der Artikel vom 18. Februar 2018 heißt "Hey UK! Es betrifft nicht nur Venezuela, was ist mit Australiens Gold passiert?" und kann auf der RT-Webseite gelesen werden.
Für die Kommentare stellte RT mir einige wirklich interessante Fragen zum australischen Gold sowie anderen verwandten Goldthemen. Da sowohl die ausführlichen Fragen als auch die Antworten von Leserinteresse sein könnten, entschieden wir uns die kompletten Fragen und Antworten nachfolgend zu veröffentlichen:
1) Was ist mit Australiens Gold geschehen? Was ist Ihre Meinung dazu?
Die Reserve Bank of Australia (RBA) behauptet, sie besäße 80 Tonnen Gold in Barren unter einer Besitzüberlassungsvereinbarung und in einem allokierten Depot in den Tresoren der Bank of England in London. Mit Besitzüberlassung ist gemeint, dass die Bank of England eine Depotstelle ist, während die RBA der Eigentümer bestimmter, dort aufbewahrter Goldbarren mit spezifischen Seriennummern ist.
Allerdings gab es nie unabhängige Bestandsüberprüfungen dieses Goldes. Das bedeutet, dass es keinen Nachweis dafür gibt, dass die RBA so viel Gold besitzt, wie sie angibt.
Im Jahr 2013 erlaubte die Bank of England der RBA, eine Teilbestandsüberprüfung der Goldbestände der RBA durchzuführen. Jedoch bleiben die Ergebnisse dieser Bestandsüberprüfung geheim. Selbst nach Anträgen auf Informationszugang wurden die Dokumente dieser Prüfung sowohl von der Bank of England als auch von der RBA zurückbehalten und nie veröffentlicht. Das ist auch verdächtig.
Das wichtigste Dokument eines Goldbestandes in Besitzüberlassung ist eine korrekte Gewichtsliste der Goldbarrenbestände (einschließlich Seriennummern), doch so eine Liste wurde ebenfalls nie von der RBA veröffentlicht. Solch eine Gewichtsliste ist grundlegend für jeden angegebenen Goldbestand (z. B. bei goldgedeckten börsennotierten Fonds (ETFs), deren komplette Goldbarrengewichtslisten täglich online veröffentlicht werden).
Die RBA hat in den letzten 20 Jahren weder Goldkäufe noch -verkäufe getätigt, also sollte sich das Gold der RBA, ausgenommen von verliehenem Gold, aus denselben Barren zusammensetzen, die sich schon seit mindestens 20 Jahren in ihrem Besitz befinden. Es sollte also ein Leichtes sein, alle Versionen der Goldbarrengewichtsliste, die diese 80 Tonnen Gold in den letzten 20 Jahren darstellte, in einer einzigen komprimierten Datei zu veröffentlichen. Die Buchhaltung der Bank of England hat all diese Informationen zu Goldbarren im System und es wäre ein Leichtes, sie zu entnehmen.
Die RBA gibt zu, dass über die letzten 20 Jahre eine Menge ihrer Goldbestände auf dem verschwiegenen Londoner Goldleihemarkt verliehen wurde, aber es gibt überhaupt keine zugänglichen Informationen über diese Leihegeschäfte oder die Seriennummern der betroffenen Goldbarren. In anderen Worten: Es gab nie auch nur eine Veröffentlichung einer vernünftigen Gewichtsliste nach Industriestandard für diese Goldbarren der RBA (nach Seriennummer). Ebenfalls wurde die Gewichtsliste nicht jedes Mal aktualisiert, wenn die RBA Gold verlieh oder ein Goldleihgeschäft abschloss.
Laut der RBA war das Gold in den Jahren 1999 bis 2004 fast vollständig verliehen. Und sie ist bis heute auf dem Goldleihemarkt tätig. Zum Beispiel sollen 10 Tonnen der besagten 80 Tonnen in der Bank of England im Jahr 2018 verliehen worden sein. Das Wichtige hierbei ist, dass die Goldbarren, die sich nach Abschluss eines Goldleihegeschäfts im Besitz der RBA befinden würden, nicht dieselben Barren wären, die sie vor dem Goldverleih an eine Bullionbank in London gehabt hätte.
Unabhängige Bestandsüberprüfungen, vollständige und korrekte Gewichtslisten, Details zu Goldleihegeschäften und vor allem eine transparente Einstellung würden eine sofortige Verifizierung der Behauptungen der RBA über die offiziellen australischen Goldbestände zulassen. Dass die RBA und die Bank of England sich weigern, auch nur eines dieser Dinge zu tun, ist sehr verdächtig. Daher kann man nicht mit absoluter Gewissheit sagen, ob die RBA die 80 Tonnen Gold besitzt, wie sie behauptet.
2) Wieso sind Länder wie Australien und Kanada bereit, sich von physischen Goldassets zu trennen? Ist das Ihrer Meinung nach eine gute Idee? Wie viel Gold besitzt Australien wirklich?
Bis 1996 besaß die australische Zentralbank fast 247 Tonnen Gold, eine beachtliche Menge. Allerdings ging sie in der ersten Jahreshälfte 1997 auf eine Goldverkaufstour und verkaufte 167 Tonnen, wonach die aktuellen 80 Tonnen übrig blieben. Warum also verkaufte die RBA dieses Gold? Damals rollte die RBA die üblichen Rechtfertigungen aus, z. B., dass Erträge aus den Goldverkäufen besser in finanzielle Vermögenswerte investiert werden sollten und dass andere Länder damals auch Gold verkauften, einschließlich Kanada, die Niederlande und Belgien.
Aber an diesen Gründen war schon immer etwas faul. Erstens fanden die Goldverkäufe der RBA, kurz bevor der riesige Bullenmarkt den Goldpreis zwischen 2000 und 2011 hochtrieb, statt, sodass der RBA eine riesige Geschäftsmöglichkeit bei den Goldverkäufen entging. Zweitens ist der Verkauf von Gold, weil eine andere Zentralbank es auch tut, widersinnig und frei von jeglichen Investmentgründen.
Der Artikel vom 18. Februar 2018 heißt "Hey UK! Es betrifft nicht nur Venezuela, was ist mit Australiens Gold passiert?" und kann auf der RT-Webseite gelesen werden.
Für die Kommentare stellte RT mir einige wirklich interessante Fragen zum australischen Gold sowie anderen verwandten Goldthemen. Da sowohl die ausführlichen Fragen als auch die Antworten von Leserinteresse sein könnten, entschieden wir uns die kompletten Fragen und Antworten nachfolgend zu veröffentlichen:
1) Was ist mit Australiens Gold geschehen? Was ist Ihre Meinung dazu?
Die Reserve Bank of Australia (RBA) behauptet, sie besäße 80 Tonnen Gold in Barren unter einer Besitzüberlassungsvereinbarung und in einem allokierten Depot in den Tresoren der Bank of England in London. Mit Besitzüberlassung ist gemeint, dass die Bank of England eine Depotstelle ist, während die RBA der Eigentümer bestimmter, dort aufbewahrter Goldbarren mit spezifischen Seriennummern ist.
Allerdings gab es nie unabhängige Bestandsüberprüfungen dieses Goldes. Das bedeutet, dass es keinen Nachweis dafür gibt, dass die RBA so viel Gold besitzt, wie sie angibt.
Im Jahr 2013 erlaubte die Bank of England der RBA, eine Teilbestandsüberprüfung der Goldbestände der RBA durchzuführen. Jedoch bleiben die Ergebnisse dieser Bestandsüberprüfung geheim. Selbst nach Anträgen auf Informationszugang wurden die Dokumente dieser Prüfung sowohl von der Bank of England als auch von der RBA zurückbehalten und nie veröffentlicht. Das ist auch verdächtig.
Das wichtigste Dokument eines Goldbestandes in Besitzüberlassung ist eine korrekte Gewichtsliste der Goldbarrenbestände (einschließlich Seriennummern), doch so eine Liste wurde ebenfalls nie von der RBA veröffentlicht. Solch eine Gewichtsliste ist grundlegend für jeden angegebenen Goldbestand (z. B. bei goldgedeckten börsennotierten Fonds (ETFs), deren komplette Goldbarrengewichtslisten täglich online veröffentlicht werden).
Die RBA hat in den letzten 20 Jahren weder Goldkäufe noch -verkäufe getätigt, also sollte sich das Gold der RBA, ausgenommen von verliehenem Gold, aus denselben Barren zusammensetzen, die sich schon seit mindestens 20 Jahren in ihrem Besitz befinden. Es sollte also ein Leichtes sein, alle Versionen der Goldbarrengewichtsliste, die diese 80 Tonnen Gold in den letzten 20 Jahren darstellte, in einer einzigen komprimierten Datei zu veröffentlichen. Die Buchhaltung der Bank of England hat all diese Informationen zu Goldbarren im System und es wäre ein Leichtes, sie zu entnehmen.
Die RBA gibt zu, dass über die letzten 20 Jahre eine Menge ihrer Goldbestände auf dem verschwiegenen Londoner Goldleihemarkt verliehen wurde, aber es gibt überhaupt keine zugänglichen Informationen über diese Leihegeschäfte oder die Seriennummern der betroffenen Goldbarren. In anderen Worten: Es gab nie auch nur eine Veröffentlichung einer vernünftigen Gewichtsliste nach Industriestandard für diese Goldbarren der RBA (nach Seriennummer). Ebenfalls wurde die Gewichtsliste nicht jedes Mal aktualisiert, wenn die RBA Gold verlieh oder ein Goldleihgeschäft abschloss.
Laut der RBA war das Gold in den Jahren 1999 bis 2004 fast vollständig verliehen. Und sie ist bis heute auf dem Goldleihemarkt tätig. Zum Beispiel sollen 10 Tonnen der besagten 80 Tonnen in der Bank of England im Jahr 2018 verliehen worden sein. Das Wichtige hierbei ist, dass die Goldbarren, die sich nach Abschluss eines Goldleihegeschäfts im Besitz der RBA befinden würden, nicht dieselben Barren wären, die sie vor dem Goldverleih an eine Bullionbank in London gehabt hätte.
Unabhängige Bestandsüberprüfungen, vollständige und korrekte Gewichtslisten, Details zu Goldleihegeschäften und vor allem eine transparente Einstellung würden eine sofortige Verifizierung der Behauptungen der RBA über die offiziellen australischen Goldbestände zulassen. Dass die RBA und die Bank of England sich weigern, auch nur eines dieser Dinge zu tun, ist sehr verdächtig. Daher kann man nicht mit absoluter Gewissheit sagen, ob die RBA die 80 Tonnen Gold besitzt, wie sie behauptet.
2) Wieso sind Länder wie Australien und Kanada bereit, sich von physischen Goldassets zu trennen? Ist das Ihrer Meinung nach eine gute Idee? Wie viel Gold besitzt Australien wirklich?
Bis 1996 besaß die australische Zentralbank fast 247 Tonnen Gold, eine beachtliche Menge. Allerdings ging sie in der ersten Jahreshälfte 1997 auf eine Goldverkaufstour und verkaufte 167 Tonnen, wonach die aktuellen 80 Tonnen übrig blieben. Warum also verkaufte die RBA dieses Gold? Damals rollte die RBA die üblichen Rechtfertigungen aus, z. B., dass Erträge aus den Goldverkäufen besser in finanzielle Vermögenswerte investiert werden sollten und dass andere Länder damals auch Gold verkauften, einschließlich Kanada, die Niederlande und Belgien.
Aber an diesen Gründen war schon immer etwas faul. Erstens fanden die Goldverkäufe der RBA, kurz bevor der riesige Bullenmarkt den Goldpreis zwischen 2000 und 2011 hochtrieb, statt, sodass der RBA eine riesige Geschäftsmöglichkeit bei den Goldverkäufen entging. Zweitens ist der Verkauf von Gold, weil eine andere Zentralbank es auch tut, widersinnig und frei von jeglichen Investmentgründen.