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Ein paar Worte zu "Splendid Isolation" des Empire versus UK

02.04.2019  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1210 (07:32 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1194 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.37. In der Folge notiert EUR-JPY bei 124.85. EUR-CHF oszilliert bei 1.1194.


Kurz zu den neuen Fakten:
  • Alle vier Pläne im Rahmen der Lösungsfindung des Brexits, die vom Parlamentspräsidenten zur Abstimmung zugelassen wurden, sind abgelehnt worden.

  • Heute wird die britische Regierung über das weitere Vorgehen im Brexit-Prozess beraten.

  • Laut einer Studie von Goldman Sachs liegt der Schaden durch den Brexit bislang bei circa 2,5% des britischen BIP. Pro Woche läge der Schaden bei 600 Mio. GBP.

Das britische Parlament ist ein Tollhaus, das bar jeder Verantwortung für die Res Publica agiert. Das ist nichts Neues. Es ist die Fortsetzung des Bekannten. Manche Ausstiegswilligen im UK träumen in alten Vorstellungen. Dabei steht der Begriff der "Splendid Isolation" (wunderbare Isolation), der im Jahr 1896 durch den kanadischen Politiker George Eulas Foster geprägt wurde, im Fokus.

Was beinhaltete dieser Ansatz der "Splendid Isolation"? Charakteristisch für die "Splendid Isolation" war eine große Zurückhaltung bei der Beteiligung an dauerhaften Allianzen oder an Verpflichtungen gegenüber anderen Weltmächten. Dieser Wunsch ist bei den Kräften, die den Brexit forcieren, klar erkennbar. Nur ist die Basis für diesen Wunsch realistisch?

Im Rahmen der "Splendid Isolation" wurde der Ausbau der Kolonien, Protektorate und abhängigen Gebiete forciert.

Gut man hält Gibraltar und einige andere unbedeutende Flecken dieser Welt, unter anderem die Falkland Inseln vor Argentinien (dafür hat man gerne Krieg geführt!), aber reicht das, um in der global aufgestellten Welt mit kurzfristig organisierten Lieferketten so richtig Gas zu geben? Wie will man heute Kolonien ausbauen? Was müsste man dafür tun?

Als Empire war man faktisch unangreifbar. Das Potential des UK ist vergleichsweise überschaubar, auch wenn der britische Außenminister zuletzt gegenüber China bezüglich des südchinesischen Meers (Warum heißt das eigentlich so, es ist doch wohl nicht Teil der Nordsee?) die Zähne zeigte.

Machtillusionen und reale Macht sind bisweilen divergierende Größen. Man versuchte im Rahmen der "Splendid Isolation" sich wenig auf dem Festland einzumischen. Wenn man intervenierte, dann gerne als Schiedsrichter, um eine Machtbalance im Eigeninteresse zu etablieren. Dieser Ansatz klingt verlockend, da er Ausdruck einer profunden Machtposition ist. Die Größenordnung EU versus UK sollten die Freunde des Brexits im UK jedoch nicht verkennen. In der heutigen Zeit zählen Skaleneffekte sowohl wirtschaftlich als auch politisch.


Fazit:

Der Blick zurück offeriert, dass die aktuelle Ausgangsposition des UK nicht in zartesten Ansätzen mit den Bedingungen der "Splendid Isolation" konform ist. Wer in einer globalisierten Welt (Kapitalstock-Lebensnerv für Ökonomie und Gesellschaft) "wunderbare Isolation" sucht, mag ernüchternde Isolation mit entsprechend negativen Folgen erfahren. Nur politische Traumtänzer können das übersehen. "Dream on and good luck"!


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone:

Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stellte sich auf 47,5 Punkte laut finaler Berechnung (Prognose 47,6). Die Stimmung in Kontinentaleuropa ist im Vergleich zu Asien auch dank des Brexits angeschlagen. Die Verbraucherpreise der Eurozone stiegen per März laut Erstschätzung im Jahresvergleich um 1,4% nach zuvor 1,5%. Die Kernrate nahm um 0,8% nach zuvor 1,0% zu. Die Arbeitslosenrate der Eurozone verharrte per Februar mit 7,8% am Tiefpunkt der letzten 10 Jahre.


USA:

Die Einzelhandelsumsätze sanken unerwartet per Februar um 0,2% (Prognose +0,3%). Gleichzeitig wurde der Vormonatswert von 0,2% auf 0,7% revidiert, so dass das aggregierte Ergebnis der Zweimonatsperiode saldentechnisch den Erwartungen entsprach. Im Jahresvergleich stellte sich der Anstieg auf 2,73% nach 2,80% (nicht inflationsbereinigt). Der Blick auf den nachfolgenden Chart belegt die Dynamikverluste ab dem vierten Quartal 2018. Man darf das mit den Folgen der US-Handelspolitik durchaus in Verbindung bringen.

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© Reuters


Der von Markit ermittelte PMI für das Verarbeitende Gewerbe stellte sich laut finaler Berechnung per März auf 52,4 nach 52,5 Punkten. Das war der schwächste Wert seit Januar 2017.

Ganz im Gegensatz dazu legte das Pendant von ISM für das Verarbeitende Gewerbe per März sportlich von 54,2 auf 55,3 Punkte zu.Wer liegt wohl richtiger ISM oder Markit? Die Lagerbestände nahmen per Januar um 0,8% nach zuvor 0,8% zu. Stehen dahinter verfehlte Absatzerwartungen?

Positiv stach die Entwicklung der US-Bauausgaben hervor. Per Februar kam es zu einem Anstieg im Monatsvergleich um 1,0% (Prognose -0,2%) nach zuvor +2,5% (revidiert von +1,3%).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1,1100 - 1,1520 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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