Geldpolitik bereitet Kampf gegen Rezession vor
03.04.2019 | Markus Blaschzok
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Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht Gewitterwolken in der Eurozone aufziehen und Notenbankchef Mario Draghi warnte vor einer anhaltenden Verschlechterung der Nachfrage außerhalb des europäischen Währungsraums. Die Nachfrage innerhalb des Währungsraumes sei aber vermeintlich weiterhin robust. Gleichzeitig versuchte er zu beruhigen und wies darauf hin, dass die EZB-Geldpolitik die Wirtschaft unterstütze, indem sie ihren Zinsausblick anpasse: "Wir sind nicht knapp an Instrumenten, um unser Mandat zu erfüllen." Diese Aussage ist falsch, denn Draghi hat bereits alle Trümpfe ausgespielt und bei Problemen im Kreditsektor bleibt keine andere Wahl mehr, als wieder neues Geld zu drucken, um scheiternde Banken zu rekapitalisieren. Die EZB hatte wegen der jüngsten Konjunktureintrübung die Zinswende abgesagt. Ihre Leitzinsen will sie jetzt noch bis mindestens zum Jahresende nicht antasten, was wir bereits erwartet hatten.
Bauchschmerzen bereitet Investoren erneut die Entwicklung am Anleihemarkt. Dort werfen dreimonatige US-Bonds weiterhin mehr ab als Zehnjährige. Viele Marktteilnehmer sehen darin ein Signal einer nahenden Rezession. Nach Einschätzung von Manager Paul O'Connor vom Vermögensverwalter Janus Henderson sind die Ängste vor dieser sogenannten inversen Zinskurve überzogen.
"Ich glaube nicht, dass der Anleihemarkt mehr über die Weltwirtschaft weiß als der Rest", sagt er. Doch auch Donald Trump fürchtet sich und so forderte er von der OPEC via Twitter eine Ausweitung der Ölproduktion. "Die Weltmärkte sind fragil, Ölpreis wird zu hoch." Rohöl erreichte mittlerweile in dieser Woche 62 $ je Fass, was unsere Preisziel war, nachdem wir Mitte Januar bei 52 $ ein Kaufsignal ausgerufen hatten.
Die Automobilnachfrage nahm bereits deutlich ab, was ebenso ein Anzeichen einer beginnenden Rezession sein könnte. Nach China (-20%) brechen auch die Verkäufe in den USA ein. (Zum Vorquartal: GM -7%, Fiat Chrysler -7,3%, Toyota -3,5%, Nissan -11,6%, Ford -2%, Honda +4%) Immerhin handelt es sich bei dem aktuellen Konjunkturaufschwung um den zweitlängsten Boom in der Geschichte und statistisch wäre eine gesundende Rezession längst überfällig.
Palladium als reines Industriemetall reagiert sehr konjunktursensitiv und brach auf schlechte Wirtschaftsdaten hin vergangene Woche stark ein. Insgesamt verlor Palladium 300$ und der Tagesrückgang von 100 $ war der stärkste Tagesverlust seit 19 Jahren. Wir hatten vor einem Bruch des Aufwärtstrends bereits vor zwei Wochen gewarnt und eine stärkere Preiskorrektur in den Raum gestellt, sobald sich aufgrund einer Rezession das bisher herrschende Defizit in ein Überangebot wandeln würde.
Palladium erlitt vergangene Woche den größten Tagesverlust seit 19 Jahren
Nach Meldungen hat die Industrie damit begonnen das teure Palladium durch das aktuell historisch günstige Platin zu ersetzen. Platin war zur Jahrtausendwende zwar günstiger zu haben, doch berücksichtigt man die Inflation der US-Geldmenge, so ist der Preis heute günstiger als damals. Platin bietet aktuell mehr für weniger Geld und die Nachfrage seitens Investoren als auch der Industrie scheint wieder zuzunehmen und das bisher herrschende Überangebot langsam auszugleichen.
Bei 800 $ liegt aktuell eine langfristige Unterstützung im Platin, an der Investoren kaufen