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Aus der Erfahrung mit dem Sozialismus wird man nicht klug

12.05.2019  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Es gibt keine Vernunftgründe für die Idee, Eigentum zu enteignen.

Nein, aus Erfahrung wird man nicht klug, jedenfalls nicht notwendigerweise. Das zeigen die jüngsten Vorschläge des Juso-Vorsitzenden Kevin Kühnert nur allzu deutlich. Er hatte in einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit unter anderem gefordert, den Automobilbauer BMW zu kollektivieren und allen Immobilienbesitz, der über die private Nutzung hinausgeht, zu enteignen und die Bewirtschaftung von Wohnraum dem Staat anheimzustellen.

"Ohne Kollektivierung ist eine Überwindung des Kapitalismus nicht denkbar." Kevin Kühnert

Das sind sozialistische Enteignungs- und Gewaltphantasien, über die man erschreckt sein kann und sollte angesichts der furchtbaren Erfahrungen, die mit sozialistischen Experimenten und Eifereien immer wieder gemacht wurden. Gerade auch in Deutschland: Man denke nur an den Nationalsozialismus im Dritten Reich oder das sozialistische Regime in der Deutschen Demokratischen Republik. Gleichzeitig sollte man aber nicht verwundert darüber sein, dass all diese schlimmen Geschehnisse die kollektivistischen-sozialistischen Ideen immer noch nicht vollends diskreditiert und zu Grabe getragen haben. Das hat vor allem einen Grund.

Er lautet: Im Bereich des menschlichen Handelns, der menschlichen Geschichte, kann die Erfahrung niemals den überzeugenden und abschließenden Beweis dafür liefern, dass etwas so verlaufen musste, wie es verlaufen ist. Der Geschichte des menschlichen Handelns lassen sich nämlich keine Gesetzmäßigkeiten entnehmen. Eine menschliches Handeln betreffende Theorie wie zum Beispiel der Sozialismus kann durch Erfahrung weder bestätigt noch widerlegt werden.

Von genau dieser Einsicht machen die Sozialisten üblicherweise regen Gebrauch. Dass der Sozialismus, wo und wann er in die Tat umgesetzt wurde, nicht die erhofften Ergebnisse gebracht hat, erklären sie regelmäßig wie folgt:

Der Sozialismus sei nicht konsequent genug umgesetzt worden. Beim nächsten Versuch müsse man nur beherzter und geschickter vorgehen - und dann werde sich schon zeigen, dass der Sozialismus funktioniert; oder beim nächsten Mal müssen nur bessere, wohlmeinendere und fähigere Personen an den Schaltstellen des Sozialismus platziert werden, und sie werden dann den Sozialismus zum Sieg führen und wie versprochen eine gerechtere und friedvollere Welt erschaffen. Viele weitere Ausflüchte und Rechtfertigungsversuche ließen sich anführen, mit denen das Scheitern des Sozialismus und die Schrecken, die er den Menschen bringt, entschuldigt werden.

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Die Einsicht, dass der Sozialismus und alle seine Spielarten nicht funktionieren, dass sie nicht funktionieren können, lässt sich zwar nicht aus der Erfahrung ableiten, sie lässt sich glücklicherweise aber mit ökonomischem Denken zweifelsfrei gewinnen. Die abschließende und endgültige Widerlegung des Sozialismus hat der Ökonom Ludwig von Mises (1881-1973) bereits im Jahr 1919 vorgelegt, und zwar in seinem Aufsatz "Die Wirtschaftsrechnung im sozialistischen Gemeinwesen".

Kurz gefasst lautet Mises‘ Erklärung wie folgt: Im Sozialismus gibt es kein Eigentum an den Produktionsmitteln. Daher gibt es auch keine Marktpreise für die knappen Güter. Ohne Marktpreise aber kann eine Wirtschaftsrechnung nicht durchgeführt werden. Und daher kann man nicht wissen, wie mit den knappen Mitteln umzugehen ist. Man weiß nicht, wann was wo und in welcher Menge gebraucht wird. Und man weiß auch nicht, was am dringlichsten und was weniger dringlich ist.

Das Wirtschaften ist daher im Sozialismus unmöglich. Armut und Verelendung sind die unweigerlichen Folgen, verbunden mit Gewalt- und Willkürherrschaft. Der furchtbare Blutzoll des Sozialismus unter Stalin, Hitler, Mao und Pol Pot war so gesehen alles andere als "zufällig".


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