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Zeit, die Strategie zu ändern

05.06.2019  |  John Mauldin
- Seite 4 -
Viele Amerikaner glauben nicht länger daran, dass sie diese Chance besitzen. Teilweise ist das so, weil sie höhere Erwartungen haben - die möglicherweise zu hoch sind. Doch egal ob richtig oder falsch, die Wahrnehmung besteht. Sie beeinflusst das Verhalten und - wichtiger noch - was die Menschen von der Regierung erwarten. Wenn sie ihre Fähigkeit, das nächste Level zu erreichen, als zu gering einschätzen, bittet man die US-Regierung um Unterstützung.

Ich habe in einem vorherigen Artikel bemerkt, dass so ziemlich niemand die Staatsausgaben reduzieren möchte. Sogar diejenigen, die sich als fiskalpolitische Konservative bezeichnen, attackieren meist nur deren Ecken, indem sie hier und da Budgetwachstum eindämmen. Bill Clinton lag falsch als er 1996 meinte, dass die "Ära der großen Regierung vorbei ist." Sie ist so groß wie noch niemals zuvor und wächst sogar noch stärker. Egal, ob es Ihnen nun passt oder nicht, das ist eine Tatsache.

Die Staatseinnahmen wachsen jedoch nicht stärker als jemals zuvor, was zunehmende Schulden bedeutet; selbst in Zeiten des aktuell relativen Wohlstandes.

Es ist irrelevant, ob Ihnen das passt oder nicht. Es passiert gerade und ich sehe keinen Ausweg. Die Steuern der Reichen zu erhöhen - auch wenn diese fast beschlagnahmende Züge annehmen - wird uns nicht einmal annähernd in die Nähe eines ausgeglichen Haushalts bringen. Steuererhöhungen für die Mittelklasse wird es während einer Rezession nicht geben. Das einzige Steuersystem, das die Möglichkeit bieten könnte, überhaupt für die aktuellen Ausgaben aufzukommen (auch ohne die neuen Programme, die einige Demokraten einführen möchten) ist eine Mehrwertsteuer. Und das ist beiden Parteien ein Gräuel.

Egal wie ich es auch drehe und wende, ich komme immer wieder zu den gigantischen Defiziten zurück, die von der Federal Reserve auf irgendeine Weise monetisiert werden müssen - wahrscheinlich ähnlich der vorherigen QE-Runden, doch in deutlich größerem Ausmaß. Und demnach glaube ich, dass es zu einer Ära Japan-ähnlicher Deflation und wirtschaftlicher Flaute kommen wird.

Wenn Sie das für unmöglich oder mich für zu pessimistisch halten, dann teilen Sie mir bitte mit, warum ich falsch liege. Zeigen Sie mir, dass wir die nötigen Steuereinnahmen erhalten können, ohne der Wirtschaft ernsthaft zu schaden. Zeigen Sie mir, wie wir Zusatzleistungen kürzen können, ohne massiven Widerstand von den Politikern zu erhalten. Und bitte, zeigen Sie mir, wie wir den Pfad verlassen können, auf dem wir uns derzeit befinden. Und sagen Sie mir, welches Szenario wohl plausibler wäre. Mit fällt keines ein.


Ihre Strategie muss sich ändern

Sie lesen meine Artikel wahrscheinlich, weil sie Ihnen dabei helfen, Ihre Investmentstrategie zu planen. Wenn dem so ist, dann lassen Sie es mich laut und deutlich sagen: Ihre Strategie muss sich wahrscheinlich ändern. Die Methoden, die kürzlich noch gut funktioniert haben, werden in der neuen Ära nicht ausreichen, die wir bald betreten werden.

Bärenmärkte, die nicht von Rezessionen begleitet werden - wie im letzten Dezember - bringen V-förmige Erholungen mit sich. Bärenmärkte, die im Zusammenhang mit einer Rezession auftreten, besitzen lange Erholungen. Aufgrund der massiven Schulden, die in unglaublichen Ausmaßen zunehmen, wird der nächste Bärenmarkt wahrscheinlich eine deutlich langsamere Erholung mit sich bringen.

Sie sollten zumindest eine Art Absicherungsprogramm für ihr Aktienportfolio parat haben. Ein einfacher 200-tägiger gleitender Durchschnitt sollte Ihnen signalisieren, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Das mag nicht der beste Indikator sein, wird Sie jedoch vor den schlimmsten Auswirkungen eines massiven Bärenmarktes bewahren.

Die kürzliche Flut an IPO-Ankündigungen von "Einhorn"-Unternehmen wie WeWork, sollte Alarmglocken schrillen lassen. Die Risikokapitalinvestoren, die diese Unternehmen finanziert haben, sind bereit zum Aussteigen. Das tun sie, weil sie glauben, dass das Chance-Risiko-Verhältnis so vorteilhaft ist, wie jemals zuvor. Möglicherweise liegen sie da falsch, doch das glaube ich nicht.

Wir haben das Stadium der "Aufteilung" erreicht, in dem Insider und professionelle Investoren zu Nettoverkäufern werden, während kleine Investoren, die den Großteil des Bullenmarktes verpasst haben, endlich einsteigen. Die Geschichte verrät uns, dass das für letztere Gruppe nicht gut enden wird.

Während die Wirtschaft langsam in Richtung Rezession schwankt und sich die öffentlichen Märkte zurückziehen, werden wir meiner Meinung nach zwei strategische Trends beobachten können.

Erstens: Aktives Management wird wieder in den Vordergrund treten, wenn Investoren realisieren, dass sich die Preise in beide Richtungen entwickeln können. Die individuellen Rentenkonten, Manager von Mutual Fonds sowie Hedgefonds, die es geschafft haben, in den mageren Jahren durchzuhalten (und viele haben das nicht), werden erneut Vermögenswerte beziehen. Das heißt nicht, dass sie erfolgreich sein werden, in puncto Leistung. Doch sie werden zumindest eine Chance bekommen.

Zweitens: Die besten Investmentgelegenheiten werden die öffentlichen Märkte vollkommen verlassen. Das können wir bereits beobachten, da die Anzahl gelisteter Unternehmen abnimmt, größtenteils zu Lasten der kleinen Unternehmen. Für die erfolgreichsten Unternehmen gibt es einfach keinerlei Gründe, den Aufwand und die Kosten einer Börsennotierung in Kauf zu nehmen. Sie können all das benötigte Kapital von einer kleinen Zahl an Investoren beschaffen, auf die der Großteil des Reichtums nun verteilt ist.

Das wird die Frustration der Bürger über die bestehenden Ungleichheiten leider noch weiter anschüren. Unsere Regulierungsstruktur verbietet die meisten privaten Investitionen für den durchschnittlichen Investor oder sogar Investoren mit überdurchschnittlichem Reinvermögen. Selbst wenn Sie also Kapital anhäufen, dann könnten Ihnen tatsächlich die deutlich besseren Optionen nicht zugänglich sein, zu denen Investoren mit mehreren Millionen Dollar oder mehr Zugang haben. Die Regierung hat die Märkte zum Nachteil kleiner Investoren manipuliert - zu deren Schutz natürlich.

Das bedeutet nicht, dass erfolgreiche Investitionen unmöglich sind. Sie werden dennoch Möglichkeiten haben, nach denen Sie auf die Jagd gehen müssen. Dann müssen Sie schnell agieren, wenn Sie diese gefunden haben. Das ist es, was aktive Vermögensverwalter tun, wenn auch nicht nur am Aktien- und Anleihemarkt. Ich prognostiziere auch viele Gelegenheiten am Immobilienmarkt. Es wird ebenso unglaubliche Möglichkeiten bei den neuen Technologien geben. Ähnlich wie scharfsinnige Generäle müssen wir uns manches Mal aus dem aussichtslosen Kampf zurückziehen und einen anderen Plan entwickeln. Das ist es, was ich tue.


© John Mauldin
www.mauldineconomics.com


Dieser Artikel wurde am 3. Mai 2019 auf www.mauldineconomics.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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