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Wie gut Goldgeld ist, lässt sich in Zahlen ausdrücken

08.06.2019  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Gold hat in den letzten 20 Jahren den Euro wertmäßig um Längen geschlagen. Die Chancen stehen gut, dass das auch künftig so sein wird.

In Gesprächen und Diskussion bemerke ich immer wieder: Viele Menschen sind nicht über die Wertentwicklung des Goldes "richtig" informiert - das gilt für "Goldskeptiker", aber auch für so manchen enthusiastischen "Gold-Freund". Und viele Menschen haben zudem auch nicht immer klar vor Augen, was Gold eigentlich ist, beziehungsweise wie man das Gold mit Blick auf die Geldanlage sinnvollerweise einzuordnen hat.

Gold ist Geld. Man kann es auch treffend als das Grundgeld bezeichnen. Währungshistorisch zeigt sich nämlich ganz unmissverständlich, dass Gold über lange Zeiten hinweg immer wieder von den Menschen - wenn sie die Möglichkeit der freien Geldwahl hatten - als das bevorzugte Geld ausgewählt wurde: Gold ist der "Normalzustand", ungedecktes Papiergeld ist der "Ausnahmezustand".

Heutzutage wird das Gold zwar nicht mehr zu Zahlungszwecken im Tagesgeschäft verwendet. Das Gold dient aber nach wie vor als "Deckung" für viele offizielle Währungen: Es zählt zu den Währungsreserven, die die Zentralbanken auf der Aktivseite ihrer Bilanzen ausweisen. So gesehen könnte man sagen, dass die umlaufenden offiziellen Währungen wie US-Dollar, Euro, japanischer Yen und viele andere Währungen nichts anderes als Geldsubstitute darstellen - die (leider) von den Geldemittenten (den Monopol-Zentralbanken) nicht mehr in das Grundgeld Gold eingelöst werden.

Aufgrund seiner Warengeld-Eigenschaften kann das Gold zudem auch als eine monetäre Versicherung aufgefasst werden: Die Kaufkraft des Goldes lässt sich durch die Geldpolitik der Zentralbanken nicht herabsetzen; und das Gold trägt zudem auch kein Kredit- beziehungsweise Zahlungsausfallrisiko. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass das Gold in einer "Krise des ungedecktes Geldes" wieder zum allseits nachgefragten Zahlungsmittel aufsteigen würde.

Wenn man nun akzeptiert, dass das Gold Geld ist, so sind auch seine Konkurrenten ausgemacht: Es sind die ungedeckten Geldarten, die Papierwährungen, wie US-Dollar, Euro, japanischer Yen und andere mehr. Folglich bietet es sich an, die Wertentwicklung des Goldes mit der der Papierwährungen zu vergleichen (und nicht mit der von Aktien oder Häusern!). Das geschieht in der nachstehenden Tabelle, in der das Gold, in Euro gerechnet, mit der Wertentwicklung von Euro-Geldanlagen in Perspektive gesetzt wird.

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Quelle: Thomson Financials; Berechungen Degussa.
(1) Ermittelt aus dem Index der Konsumgüterpreise.
(2) Stetige, auf das Jahr hochgerechnete Veränderungsrate. Ohne Berücksichtigung von Steuern.


Es zeigt sich ein eindeutiges Bild: In den letzten 20 Jahren hat Gold eindeutig besser abgeschnitten als unverzinsliche und verzinslichen Euro-Anlagen. Wer vor 20 Jahren für 100 Euro Gold gekauft hat, der besitzt heute Gold im Wert von 462 Euro. Aber auch in der jüngeren Vergangenheit hatte das Gold "die Nase vorn" gegenüber dem Euro. Wer hingegen Euro-Bankguthaben gehalten hat, der besitzt heute nur 142,6 Euro. Selbst wer sein Geld in 10-jährige Anleihen investiert hat, verfügt heute nur über 174,4 Euro (vor Steuern wohlgemerkt).

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Quelle: Thomson Financials; Berechungen Degussa.
(1) Ermittelt aus dem Index der Konsumgüterpreise.
(2) Stetige, auf das Jahr hochgerechnete Veränderungsrate. Ohne Berücksichtigung von Steuern.


In den letzten 20 Jahren hat das Gold auch in US-Dollar gerechnet merklich besser abgeschnitten als kurz- und langlaufende verzinsliche US-Dollar-Anlagen. Für die letzten 5 Jahre gilt das jedoch nicht. Das lässt sich durch den "Reservewährung"-Status des US-Dollar erklären: Die Aufwertung des Außenwertes des US-Dollar, die seit etwa Anfang 2012 im Gange ist, wirkte wie eine "Bremse" für den Goldpreisanstieg: Aus Sicht der Anleger ist der Greenback eben nach wie vor die bevorzugte Währung. Hohes Vertrauen in das US-Geld lässt die Nachfrage nach Gold zu Absicherungszwecken schwinden.

Wie die nachstehende Graphik zeigt, hat der US-Dollar-Außenwert in den letzten Jahrzehnten nach und nach abgewertet. Doch die Aufwertung des Greenback, die etwa Anfang 2012 einsetze, hat dazu geführt, dass der langfristige Abwärtstrend des Dollar nun durchbrochen wurde: Seit etwa Mitte 2015 befindet sich der Außenwert des Greenback deutlich oberhalb des bisherigen Abwärtspfades. Ist das nur eine vorübergehende Erscheinung

Jahren vermutlich nicht nachlassen wird, sondern vielmehr an Fahrt gewinnen dürfte. So gesehen ist und bleibt das Gold das letzte, das ultimate Geld, mit dem sich der Anleger gegen eine weltweite Währungskrise wappnen kann.

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Quelle: Thomson Financial; Graphik Degussa. Steigt (fällt) die Linie, so wertet der US-Dollar auf (ab).


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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