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Chinas Datenpotpourri setzt positive Akzente - Eurozone mit "Schwalbe"!

15.07.2019  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1272 (07:40 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1236 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108.03. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122.71. EUR-CHF oszilliert bei 1.1099.

In China bewegt sich auf politischer Bühne hinsichtlich veränderter Strukturen sehr viel. Wir hatten die bereits verfügten Maßnahmen an dieser Stelle thematisiert (mehr als 700 Mrd. USD), insbesondere die Senkung von Export- und Importzöllen als auch die liberalisierten Beteiligungsunmöglichkeiten (beides Erhöhung der Potentialwachstumspfade Chinas und der Weltwirtschaft ex USA).

Zusätzlich wurden massive Steuersenkungen (laut JP Morgan circa 300 Mrd. USD) und Liquiditätsmaßnahmen (Senkung der Mindestreserven) veranlasst. Aus diesen genannten Gründen können die positiven Datensätze aus China uns per 1. Halbjahr nicht wirklich verwundern. Das gilt jedoch nicht für den Mainstream.

Dort hängt manwohl tendenziell am illustren, aber unsachlichen US-Narrativ.

Per Juni wurden die Konsensus-Prognosen deutlich überboten:
  • Das BIP legte im 2. Quartal um 6,2% nach 6,4% zu (Prognose 6,2%). Im 1. Halbjahr stellte sich das Wachstum auf 6,3%.
  • Die Industrieproduktion stieg um 6,3% (Prognose 5,2%) nach 5,0%.
  • Einzelhandelsumsätze zogen um 9,8% (Prognose 8,3%) nach 8,6% an.
  • Urbane Investitionstätigkeit nahm um 5,8% (Prognose 5,5%) nach 5,6% zu.
  • Hauspreise stiegen um 10,3% nach zuvor 10,7%.

Aktuell erreichen uns positive Nachrichten aus China, die eine strukturelle Bedeutung haben. Die Planungsbehörde NDRC stellte gestern Pläne vor, die Firmen und Investitionen fördern sollen (u.a. Schutz geistigen Eigentums, Marktzugang). Fazit: Die Öffnung Chinas schreitet mit positiven Effekten für das globale Potentialwachstum ex USA voran (=85% des Welt-BIP)!

Wann stellt sich die EU Ziel führend auf die Veränderung der Machtachsen ein?

Die europäische Wirtschaft erkennt mittlerweile, wenn auch sehr spät, die Handlungszwänge, die sich aus der finanzökonomischen Machtachsenverschiebung zu Gunsten der aufstrebenden Länder und zu Lasten des "Westens" ergeben.

Das muss eine Neujustierung der politischen Machtachsen zur Folge haben, sofern die Begriffe Zukunftsfähigkeit und Friedfertigkeit nicht nur billige Worthülsen sein sollen. Handlungszwänge gelten bezüglich der Wahrnehmung der Chancen im eurasischen Raum, der das Epizentrum und der primäre Taktgeber des globalen Wachstums ist, als auch hinsichtlich der unfundierten US-Aggression gegen das Organigramm der globalisierten Wirtschaft mit kurzfristigen Lieferketten und bezüglich der US-Aggression in bilateralen und/oder multilateralen Handelskonflikten losgelöst vom internationalen Regelwerk oder geltenden internationalen Verträgen.

Die von den USA eingeforderten Reformen, beispielsweise bei der WTO, sind sachlich korrekt und durchaus stichhaltig begründet. Derartigen US-Politikansätze setzen wir bewusst keiner Kritik aus. Ganz im Gegenteil forcieren diese systemkonformen Bestrebungen notwendige Strukturanpassungen mit einem positiven Grenznutzen für die Weltwirtschaft.

Aber der brachiale Angriff auf die WTO, sie faktisch durch Nichtbesetzung der Richterstellen zu exekutieren, ist nicht nur unzulässig, sondern zeugt von einem nicht tolerierbaren Machtanspruch (diplomatischer nicht formulierbar), der im diametralen Widerspruch zu den elementarsten westlichen Werten steht. Auch die ideologisch verankerten Transatlantiker Europas sind gefordert, sich Realitäten zu stellen.

Der Verband der europäischen Wirtschaft, (European Business Group, BDI und BDA Mitglieder) vertreten durch den Generaldirektor Markus Beyrer, erstellte für die Kandidatin von der Leyen einen Forderungskatalog, der 50 Punkte für die ersten 100 Tage definiert. Das hätte auch schon früher an die Adresse Junckers erfolgen dürfen, nein müssen, denn "time is in short supply"!

O-Ton: Wegen der Handelsspannungen und der eingetrübten Wirtschaftsaussichten müsse die Kommission zügig einen Plan entwickeln, wie die Basis und das Wachstum in Europa gestärkt werden könnten. Man erwartet eine strategische Industriepolitik, die es erlaubt, im Wettbewerb mit globalen Wirtschaftsmächten wie den USA oder China zu bestehen.

Ja, aber diese Erkenntnis hätte man früher haben können lautet unsere Replik! Der letzte Satz und insbesondere der Begriff "strategisch" implizieren, das oben genannte Aspekte in den 50 Punkten mindestens in Teilen inkludiert sind.

Am Freitag setzten die Daten der Industrieproduktion der Eurozone positive Akzente. Per Mai kam es zu einem Anstieg um 0,9% im Monatsvergleich (Prognose 0,2%). Der Vormonatswert wurde von -0,5% auf -0,4% revidiert. Im Jahresvergleich stellte sich ein Rückgang um 0,5% (Prognose -1,6%) nach -0,4% ein. Wir freuen uns über diese "Schwalbe", die jedoch noch keinen Konjunktursommer im industriellen Sektor verheißt. Dafür stimmen die Rahmenbedingungen insbesondere in Deutschland nicht.

Aus den USA erreichte uns die Veröffentlichung der Erzeugerpreise. Per Juni kam es im Monatsvergleich zu einem Anstieg um 0,1% nach zuvor 0,1%. Im Jahresvergleich stellte sich die Zunahme auf 1,7%nach 1,8%.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone 1.1100 - 30 negiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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