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Über Geld im Überfluss und die Knappheit des Goldes

14.10.2019  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Quelle: USGS, Federal Reserve of St. Louis; Berechnungen Degussa. Die Serien sind indexiert (1900 = 100).


(3) Anfang der 1970er Jahre wurde der Goldpreis freigegeben - der US-Dollar war fortan bei der US-Zentralbank nicht mehr einlösbar in physisches Gold. Der US-Dollar hatte also seine Golddeckung verloren, der Goldpreis bildete sich frei im Markt. (4) Seither ist der Goldpreis - also die Anzahl der US-Dollar, die für eine Feinunze Gold zu bezahlen sind - stetig angestiegen.

Genauer gesagt: Der Goldpreis ist dabei dem Verhältnis zwischen US-Dollar-Geldmenge und Weltgoldmenge nachgefolgt - mal weniger, mal mehr stark. Aber ganz unverkennbar sind beide Zeitreihen nach wie vor - trotz Beendigung der Goldeinlösepflicht des US-Dollar - positiv miteinander verbunden. Was lässt sich daraus ableiten?

Eine Interpretation lautet: Im Zuge der unablässigen Ausweitung der US-Dollar-Geldmenge ist nicht nur der Preis des Goldes angestiegen, sondern auch viele andere Güterpreise sind in die Höhe geklettert. Daher ist der Preisverbund zwischen Geldmenge und Goldpreis nichts Besonderes. Eine andere Deutung (der wir anhängen) lautet: Dass die Ausweitung der US-Dollar-Geldmenge - also die Ausweitung der Weltreservewährung - im Vergleich zur Weltgoldmenge seit Jahrzehnten im Trendverlauf begleitet ist von einem steigenden Goldpreis, deutet darauf hin, dass das Gold nach wie vor wie Geld beziehungsweise geldähnlich gehandelt wird.

Zwar wird das Gold nicht (mehr) als allgemeine Recheneinheit verwendet - diese Rolle haben zweifelsohne heutzutage die offiziellen Währungen inne. Aber Gold wird nach wie vor nachgefragt für Wertaufbewahrungszwecke und vor allem vermutlich als "Versicherung" gegenüber den Unwägbarkeiten des ungedeckten Papiergeldsystems. Gold ist im Grunde eines der ganz wenigen liquiden Mittel, im Grunde die einzig verbliebene internationale Geldart, die eine praktikable Alternative zum US-Dollar sein kann. Nicht zu vergessen ist, dass das Gold im wahrsten Sinne ein weltweit bekanntes Medium ist: Jeder kennt Gold.

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Quelle: Thomson Financial; Berechnungen Degussa. Die Serien sind indexiert (Januar 1999 = 1). (1) Anzahl der Feinunzen Gold, die man mit einer Währungseinheit kaufen kann.


Die Aufwertung des Goldes zeigt sich derzeit nicht nur gegenüber dem US-Dollar, sondern auch gegenüber allen anderen Währungen (Abb. 3). Wenn die Zentralbanken die Geldmengen weiter ausweiten, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Goldpreis in allen Währungen im Zeitablauf noch weiter ansteigen wird - denn das Wachstum der ungedeckten Papiergeldmengen wird sehr wahrscheinlich die Ausweitung der physischen Goldmenge auf der Welt weiterhin überschreiten.

Je stärker die ungedeckten Papiergeldmengen anschwellen, desto knapper wird das Gold. Man kann sagen, dass die Politiken der Zentralbanken für eine relative Goldknappheit sorgen und dass diese Knappheit für ein weiteres Ansteigen des Goldpreises spricht.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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