Zur Palladium-Preisexplosion
22.12.2019 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Das Ertrags-Risikoprofil erscheint derzeit bei Platin attraktiver zu sein als bei Palladium.
Der Palladiumpreis (USD/oz) kratzt an der 2.000-Marke: Von Anfang 2016 bis heute ist er von etwa 550 auf nunmehr 1.990 USD/oz geklettert - ein Anstieg von 257 Prozent. Damit ist Palladium - nach Rhodium - ein "Outperformer" im Edelmetallmarkt. Was ist der Grund für den starken Preisanstieg? Etwa 85 Prozent der weltweiten Palladiumnachfrage stammen aus der Automobilindustrie. Das Weißmetall wird hier in der Katalysatorentechnik eingesetzt. (Palladium wird eingesetzt für die katalytische Abgasreinigung von Benzin-Motoren, Platin kommt üblicherweise bei Dieselmotor-Katalysatoren zum Einsatz.)
Die Palladiumnachfrage wird aktuell getrieben von China und Europa: Neue Umweltstandards sollen umgesetzt werden, für die Palladium und auch Rhodium gebraucht werden. Gleichzeitig macht sich unter Nachfragern die Sorge breit, das Palladiumangebot könnte sich verknappen; es wird insbesondere befürchtet, dass aus Russland eine Exporteinschränkung droht. Die bisherige Minenproduktion sowie Recycling halten mit der Palladiumnachfrage zumindest derzeit nicht Schritt.
Es ist also vermutlich vor allem die Verschärfung der Umweltstandards, die den weltweiten Palladiumbedarf in die Höhe treibt und den Preis in bisher ungeahnte Höhen hat schießen lassen. Das Problem aus Anlegersicht ist: Es gibt so gut wie keine überzeugende Möglichkeit, den "richtigen", den "fairen" Palladiumpreis zu bestimmen. Das heißt: Es lässt sich nicht verlässlich sagen, ob der Palladiumpreis bereits eine Art "Gleichgewichtsniveau" erreicht hat, oder ob die Preissteigerungsspekulation noch nicht ausgereizt ist, oder ob sie vielleicht schon zu weit gelaufen ist.
Anleger sollten daher Vorsicht walten lassen. Gerade bei außergewöhnlichen Preissteigerungen von Rohstoffen, die in der Industrie eingesetzt werden, besteht Absturzgefahr. Man denke an dieser Stelle nur einmal an die Entwicklung des Rhodiumpreises von Mitte 2008 bis Ende 2015: Anleger hatten in dieser Zeit 92 Prozent des eingesetzten Kapitals verloren. Die Bäume wachsen eben nicht in den Himmel. Auch nicht beim Palladiumpreis. Das Ertrags-Risikoprofil ist aus unserer Sicht für Platin derzeit attraktiver als für Palladium.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH
Der Palladiumpreis (USD/oz) kratzt an der 2.000-Marke: Von Anfang 2016 bis heute ist er von etwa 550 auf nunmehr 1.990 USD/oz geklettert - ein Anstieg von 257 Prozent. Damit ist Palladium - nach Rhodium - ein "Outperformer" im Edelmetallmarkt. Was ist der Grund für den starken Preisanstieg? Etwa 85 Prozent der weltweiten Palladiumnachfrage stammen aus der Automobilindustrie. Das Weißmetall wird hier in der Katalysatorentechnik eingesetzt. (Palladium wird eingesetzt für die katalytische Abgasreinigung von Benzin-Motoren, Platin kommt üblicherweise bei Dieselmotor-Katalysatoren zum Einsatz.)
Die Palladiumnachfrage wird aktuell getrieben von China und Europa: Neue Umweltstandards sollen umgesetzt werden, für die Palladium und auch Rhodium gebraucht werden. Gleichzeitig macht sich unter Nachfragern die Sorge breit, das Palladiumangebot könnte sich verknappen; es wird insbesondere befürchtet, dass aus Russland eine Exporteinschränkung droht. Die bisherige Minenproduktion sowie Recycling halten mit der Palladiumnachfrage zumindest derzeit nicht Schritt.
Quelle: Thomson Financial; Graphik Degussa.
Es ist also vermutlich vor allem die Verschärfung der Umweltstandards, die den weltweiten Palladiumbedarf in die Höhe treibt und den Preis in bisher ungeahnte Höhen hat schießen lassen. Das Problem aus Anlegersicht ist: Es gibt so gut wie keine überzeugende Möglichkeit, den "richtigen", den "fairen" Palladiumpreis zu bestimmen. Das heißt: Es lässt sich nicht verlässlich sagen, ob der Palladiumpreis bereits eine Art "Gleichgewichtsniveau" erreicht hat, oder ob die Preissteigerungsspekulation noch nicht ausgereizt ist, oder ob sie vielleicht schon zu weit gelaufen ist.
Anleger sollten daher Vorsicht walten lassen. Gerade bei außergewöhnlichen Preissteigerungen von Rohstoffen, die in der Industrie eingesetzt werden, besteht Absturzgefahr. Man denke an dieser Stelle nur einmal an die Entwicklung des Rhodiumpreises von Mitte 2008 bis Ende 2015: Anleger hatten in dieser Zeit 92 Prozent des eingesetzten Kapitals verloren. Die Bäume wachsen eben nicht in den Himmel. Auch nicht beim Palladiumpreis. Das Ertrags-Risikoprofil ist aus unserer Sicht für Platin derzeit attraktiver als für Palladium.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH