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Golfkrise entspannter, aber …

09.01.2020  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1117 (06:53 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1102 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109.26. In der Folge notiert EUR-JPY bei 121,48. EUR-CHF oszilliert bei 1,0827.

Die Finanzmärkte und die Realwirtschaft atmen auf. In den letzten 24 Stunden ergab sich eine fassbare Deeskalation der Krise zwischen den USA und dem Iran.

Das lag einerseits daran, dass die aus Teheran vollmundig angekündigte Reaktion bisher schmal ausfiel.

Es wird kolportiert, dass der Iran dem Irak und damit implizit auch den USA und den anderen Teilnehmern der internationalen Gemeinschaft vor Ort dezidierte Informationen zum Angriff lieferte, so dass zwar materieller Schaden angerichtet wurde, aber keine Menschenleben verloren wurden. Damit hebt sich das Handeln des Iran von dem der USA ab (neben Opfern des Iran, acht getötete Iraker bei US-Angriff als Kollateralschaden).

Andererseits lag es an der Reaktion Washingtons. Präsident Trump verzichtete auf eine Ankündigung militärischer Vergeltung gegenüber dem Iran. Das war positiv. Weniger deeskalierend war die Ankündigung weiterer harter Sanktionen.

Trump bekräftigte, der Iran müsse alle nuklearen Ambitionen aufgeben und seine Unterstützung für Terrorismus einstellen. Wir erlauben uns zu hinterfragen, ob nicht die USA im Nahen Osten Terroristen unterstützt und aufgebaut haben. Das Thema Terroristen ist in der Region eine Zweibahnstraße und keine Einbahnstraße nach dem Narrativ Washingtons. Die Faktenlage ist hier absolut unzweideutig!

Andere Länder, auch Deutschland, müssten sich von dem Atomabkommen zurückziehen. Wir widersprechen. Das Abkommen war und ist Ausdruck der Kunst der Diplomatie und des Respekts und nicht nach der Machart des Films "12 Uhr mittags". Trump betonte, dass die USA bereit zum Frieden seien. Das hoffen wir!

In den Vereinten Nationen argumentierte der US-Vertreter, dass der US-Angriff im Irak eine Aktion der Selbstverteidigung gewesen sei.

Akte der Selbstverteidigung, wenn es dann in der Tat im Vorwege belastbare Belege für akute Bedrohungslagen gibt, richten sich grundsätzlich gegen die Kombattanten und nicht gegen politisches Führungspersonal lautet unsere Replik.

Fakt ist, dass dieses US-Verhalten eine neue Dimension in der internationalen Politik eröffnet hat.

Haben demnächst auch andere Staaten als die USA dieses Recht auf präventive Selbstverteidigung durch Tötung politischen Führungspersonals eines Drittlandes wegen angeblich akuter Bedrohungslagen?

Wie müsste dann eigentlich mit den militärisch und politisch Verantwortlichen für bisher nicht geahndete Völkerrechtsbrüche der USA mit entsprechenden Bedrohungslagen für Drittstaaten umgegangen werden?

Diese US-Aktion hat die zukünftige politische Welt unsicherer gemacht. So ist die Freude über die Deeskalation da, sie ist aber ob des Qualitätsverfalls in der internationalen Politik stark getrübt.

Somit steht ein großes "Aber" im Raum.


Das Thema Brexit kam gestern wieder in den Vordergrund.

Frau Lagarde und Frau von der Leyen zeigen sich skeptisch, ob der Zeitrahmen von elf Monaten für ein Abkommen ausreichen wird. Wir schließen uns dieser Sichtweise an, auch wenn Herr Johnson, seines Zeichens Premier des UK, diese Meinung nicht teilt.

Sollte sich Herr Johnson irren, wird es zu erheblichen konjunkturellen Belastungen insbesondere im UK kommen. Aber auch die EU wird nicht ungeschoren davonkommen. Dazu ließ sich der niederländische Zentrealbankchef ein. Klaas Knot unterstellt einen Einbruch im EU/UK Handel pro Jahr um circa 20%, sollte kein Abkommen zustande kommen. Diese Prognose erachten wir als realistisch.


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Positive Überraschungen dominieren

Der Economic Sentiment Index stieg per Dezember von zuvor 101,2 (revidiert von 101,3) auf 101,5 Punkte (Prognose 101,4). Die Industrieproduktion Deutschlands nahm um 1,1% (Prognose 0,7%) zu. Der Vormonatswert wurde von -1,7% auf -1,0% revidiert. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 2,69% nach zuvor -4,76% (revidiert von -5,33%). Der Handelsbilanzüberschuss Deutschlands stellte sich auf 18,3 nach 20,4 Mrd. Euro. Exporte sanken im Monatsvergleich um 2,3%, Importe fielen um 0,5%.


USA: Positiv

Der ADP-Beschäftigungsbericht (Jobs in der Privatwirtschaft) lieferte gestern einen positiven Akzent. Per Dezember wurden demnach 202.000 neue Jobs geschaffen (Prognose 160.000). Der Vormonatswert wurde darüber hinaus von 67.000 auf 124.000 neue Jobs revidiert. Die US-Verbraucherkredite stiegen per November um 12,51 Mrd. USD (Prognose 15 Mrd. USD) nach zuvor 18,98 Mrd. USD.


China: Keine nachhaltig neuen Erkenntnisse

Per Berichtsmonat Dezember nahmen die Verbraucherpreise im Jahresvergleich um 4,5% (Prognose 4,7%) nach zuvor 4,5% zu. Die Erzeugerpreise sanken im Jahresvergleich um 0,5% (Prognose -0,4%) nach zuvor -1,4%.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem US-Dollar favorisiert. Ein Durchbrechen der Unterstützungszone bei 1.0950 - 1.0980 negiert den positiven Bias des EUR.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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