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China setzt unerwartet positive Akzente

14.01.2020  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1137 (07:02 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1111 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110,06. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122,57. EUR-CHF oszilliert bei 1,0816.

China als weltgrößte Volkswirtschaft (Basis Kaufkraftparität) setzte in den letzten 24 Stunden unerwartete positive Akzente.

Wider aller Erwartungen legten die Exporte sportlich um 7,6% per Dezember im Jahresvergleich zu (Höchstwert seit März 2019). Die Prognose war bei nur 3,2% angesiedelt. Der Importhunger war markant, nahezu massiv. Hier ergab sich ein Anstieg um 16,3% (Prognose 9,6%) und damit der höchste Wert seit Oktober 2018.

Wir wollen hier nicht ein Monatsdatum zu hoch hängen, aber diese Daten dürfen als Ermutigung interpretiert werden, dass in den strukturell stark aufgestellten Ländern die endogenen Konjunkturkräfte unverändert ausgeprägt sind (siehe Jahresausblick 2020 SOLVECON-INVEST) trotz der von den USA ausgehenden Aggressionen gegen Länder und Institutionen.

Der zweite Teil der positiven Nachrichten um China herum wurde aus Washington geliefert. China manipuliert laut US-Definition nicht am Währungsmarkt, um sich Vorteile gegenüber den USA zu verschaffen.

Der dritte Teil der positiven Nachrichten betrifft die positive Erwartungshaltung über die anstehende Unterzeichnung des ersten Teilabkommens im Rahmen des Handelsdeals USA/China.

Bei aller Freude weisen wir darauf hin, dass auch mit der voraussichtlich anstehenden Teileinigung die Konflikte der USA mit bedeutenden aufstrebenden Ländern, die sich nicht den Ansprüchen der USA unterwerfen, und der EU nicht abgeschlossen sind. Ein Thema ist aber fraglos in der Komplexität temporär entschärft. Das freut uns und nährt Hoffnungen auf weisere zukünftige Politik!


Konfliktlösung Libyen interessant!

Die politischen Machtachsen sind in Bewegung, nachdem die finanzökonomische Machtachsenverschiebung zu Gunsten der aufstrebenden Länder längst weit fortgeschritten ist.

Erfordert das von der EU und Deutschland geistige Flexibilität oder reflexartiges Verhalten nach dem Muster der Vergangenheit?

Sind die jüngsten Entwicklungen in Frankreich und Deutschland bezüglich der Außenpolitik Anzeichen eines Bruchs der Reflexe der Vergangenheit in Europa?

Bezüglich der Konfliktlösung in Libyen sind zukunftweisende Tendenzen erkennbar. Die USA waren ein wesentlicher Verursacher des Umsturzes in Libyen (Rolle Hillary Clintons als US-Außenministerin).

Bei der Konfliktlösung stößt man nicht auf die USA. Hier sind andere Kräfte am Werk, deren Interesse nicht die Zerstörung von Strukturen ist, sondern ultimativ Strukturaufbau!

Die jetzt zwar noch nicht zum Abschluss gebrachten Verhandlungen in Moskau sind Ausdruck neuer globaler außenpolitischer Ansätze. General Haftar braucht angeblich noch Bedenkzeit, weswegen es in Moskau nicht zu einem Abschluss kam.

Die anstehende Libyenkonferenz in Berlin ist Ausdruck dafür, dass Europa erkennt, sich mehr auf sich selbst verlassen zu müssen. Aber es geht auch um die Etablierung neuer belastbarer und verlässlicher außenpolitsicher Achsen, die Betonung liegt auf den Begrifflichkeiten verlässlich und belastbar (Organigramme, Institutionen, Verträge).

Bezüglich einer Entspannung der Lage in Libyen sind wir zuversichtlich, da auch ein General Haftar nicht ohne Unterstützung von außen seine Interessen durchsetzen kann. Das weiß er und das wissen alle Beteiligten.

Die in Kürze anstehende Konferenz in Berlin kann Überraschungen offerieren, die mit dem Besuch der Kanzlerin Merkel in Moskau eng verflochten wären/sind – die Signifikanz des letzten Satzes ist zwischen den Zeilen angesiedelt. "Food for thought!"

Eine Konfliktlösung über die Achse Moskau/Berlin hätte einen erheblichen Charme. Es setzte auch Zeichen für Washington. Sehen sie in dieser Äußerung eine zarte Prognose positiver Natur für die Konferenz in Berlin.

Fazit: Zuversicht, dass Europa beginnt, eine neue außenpolitische Balance zu etablieren, die fraglos überfällig ist, da die USA weder verlässlich noch belastbar sind, darf zunehmen.

Was bedeutet das für den zukünftigen Status der USA und des USD (langfristig)?


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

China: Unerwartet starke Exporte und Importe!

Per Dezember nahmen die Exporte Chinas im Jahresvergleich um 7,6% (Prognose 3,2%) nach zuvor -1,3% zu. Importe stiegen um 16,3% (Prognose 9,6%) nach zuvor 0,5%. Der Handelsbilanzüberschuss lag bei 46,79 nach zuvor 37,93 Mrd. USD.


Eurozone: Daten der 2. Reihe neutral

In Italien legten die Einzelhandelsumsätze per November im Jahresvergleich um 0,9% nach zuvor 1,0% zu. In Griechenland stiegen die Verbraucherpreise per Dezember im Jahresvergleich um 0,8% nach zuvor 0,2%. In Portugal nahmen die Verbraucherpreise per Dezember im Jahresvergleich um 0,4% nach zuvor 0,4% zu.


UK: BIP enttäuscht, Zinssenkungstendenz verstärkt

Das BIP des UK sank per November im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose 0,0%). Im Jahresvergleich stellte sich eine Zunahme um 0,6% nach zuvor 1,0% ein.


USA: Temporäre Entspannung im Haushaltsdefizit per Dezember

Das Federal Budget als Teilmenge der öffentlichen US-Verschuldung lieferte ein Defizit in Höhe von 13,3 Mrd. USD. Im Vorjahr stellte sich das Defizit auf 14,0 Mrd. USD.


Japan: Zart positiv

Der Index „Economy Watcher‘s Poll“ legte per Dezember von zuvor 39,4 auf 39,8 Punkte zu. Die Kreditvergabe der Banken nahm im Jahresvergleich per Dezember um 1,8% nach zuvor 2,1% zu. Der Leistungsbilanzüberschuss stellte sich per November in der saisonal bereinigten Fassung auf 1.794, 9 nach zuvor 1.732,2 Mrd. JPY.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem US-Dollar favorisiert. Ein Durchbrechen der Unterstützungszone bei 1.0950 - 1.0980 negiert den positiven Bias des EUR.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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