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Deutschland, zunehmend Schwachpunkt in Europa

07.02.2020  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0981 (06:52 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0963 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,90. In der Folge notiert EUR-JPY bei 120,70. EUR-CHF oszilliert bei 1,0702.

Heute möchte ich mit dem ersten Vers des Gedichts von Heinrich Heine "Nachtgedanken" beginnen. Sie finden mich in einer besorgten Verfassung.

Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen.

Immer wieder haben wir an dieser Stelle über Aristoteles geschrieben. Auf Wirtschaft adaptiert war und ist eine seiner Aussagen, dass veränderte Strukturen (also Reformwirkungen) zu veränderten Konjunkturverläufen und dann zu Veränderungen der privaten und öffentlichen Einkommensströme führen. Schröders Reformwerk belegt das für Deutschland. Die erfolgreichen Reformwerke der europäischen Krisenländer von gestern belegen es.

Was hat Deutschland seit den Reformen Schröders gemacht? Hat man unser Wirtschaftsmodell weiter ertüchtigt oder hat man tendenziell konsumtive Ausgaben erhöht? Hat man investiv mit Weitblick gestaltet, beispielweise im Rahmen einer Energiewende ohne Energienetz (!)? Wo war investive Bildungs- und Infrastrukturpolitik? Wo ist der IT-Airbus?

Hat man außenpolitisch die Zeichen der Zeit erkannt (die Zukunft liegt im Osten) und frühzeitig auf einige wenige Berater gehört, die das Projekt Seidenstraße schon 2012 thematisierten, um Teilhabe zu gewährleisten und Standards mitzubestimmen oder gab es nur verächtliche Ignoranz für diesen Teil der Vordenker? Warum ist es in Berlin so still und in Paris erfrischend laut, wenn es um Europa geht. In Zeiten der Veränderung ist politische Lähmung kein gutes Rezept! Intellektuelle Paralyse führt zu Misserfolg!


Zu der aktuellen Lage bezüglich des Virus:

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Link: https://gisanddata.maps.arcgis.com/apps/opsdashboard/index.html#/bda7594740fd40299423467b48e9ecf6

Wir teilen die Ansicht des WHO, dass der Höhepunkt der Infektion noch nicht erreicht ist. Jedoch ist die Exponentialfunktion bei der Infektion wohl gebrochen.

Gleichwohl ist weiter Vorsicht geboten, da die hier genannten Daten nur bestätigte Infektionen darstellen.

Erfreulich ist der Anstieg der Anzahl der Genesenen. Die Erfahrungen bezüglich der in Deutschland festgestellten Infektionen bestätigt einen symptomarmen Verlauf. In wie weit das auf die Gesamtheit der Infektion übertragbar ist, sei dahingestellt.

Der symptomarme Verlauf gilt selbstredend nur für Infizierte mit stabiler gesundheitlicher Verfassung. Wie bei der handelsüblichen Grippe sind Menschen mit schwachem Immunsystem, Vorerkrankte, ältere Menschen und Kinder stärker gefährdet.

Die Maßnahmen, die China zur Stabilisierung der Wirtschaft nutzt, sind umfassend und auch zielgerichtet. Der milde Optimismus der PBoC ist angebracht im Hinblick auf Erfahrungswerten von SARS.

Nicht nur China ist bezüglich Stabilisierung und Stimulierung der Wirtschaft aktiv. Auch Japan erwägt Schutzmaßnahmen für die heimische Ökonomie.

Fakt ist andererseits, dass die getroffenen Maßnahmen diverser Länder (Rigiditäten für Transport/Verkehre) dazu führen, dass die globalen Lieferketten beeinträchtigt sind und absehbar auch bleiben. So meldet die Containerschifffahrt, dass die Folgen noch monatelang anhalten werden. Damit sind temporäre Bremseffekte garantiert, die aber in den Folgequartalen zu größten Teilen wieder aufgeholt werden. Der konjunkturelle Schmerz von heute ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die Freude von morgen.


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Deutschland neben Italien Schwachpunkt der Eurozone!

Per Berichtsmonat Dezember brach die Industrieproduktion im Monatsvergleich um 3,5% ein (Vormonat +1,2%).

Die Handelsbilanz Deutschlands wies per Dezember einen Überschuss in Höhe von 19,2 nach 18,5 Mrd. Euro aus. Exporte legten im Monatsvergleich um 0,1% zu, während Importe um 0,7% sanken.

In Griechenland sank die Arbeitslosenquote per November von 16,6% auf 16,5% und markierte den tiefsten Stand seit April 2011 (Höchststand September 2013 bei 27,8%, Allzeittief bei 7,3% im Mai 2008).


USA: Verhalten …

Gemäß dem Challenger Report lag die Zahl der Jobverluste durch größere Entlassungen per Januar bei 67.735 Jobs nach zuvor 32.834 Arbeitsstellen (Vorjahr 52.988). Die Produktivität legte laut BEA gemäß vorläufigen Berechnungen im vierten Quartal 2019 um 1,4% (Prognose 1,6%) nach zuvor -0,2% zu.


Japan: Private Haushalte enttäuschend!

Die Haushaltsausgaben verzeichneten per Berichtsmonat Dezember im Monatsvergleich einen Rückgang um 1,7% nach zuvor +2,6%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Einbruch um 4,8% (Prognose -1,7%) nach zuvor -2,0%. Die Devisenreserven stiegen per Januar von zuvor 1.323,8 Mrd. auf 1.342,3 Mrd. USD. Der Index der Frühindikatoren nahm per Dezember um 0,8 Punkte zu (Vormonat -0,8), während der Lageindex im Monatsvergleich unverändert ausfiel (Vormonat -0,6).


Russland: Strukturell stark!

Die Devisenreserven stiegen per Stichtag 31. Januar von zuvor 559,8 auf 562,3 Mrd. USD und markierten den höchsten Stand seit September 2008 (Allzeithoch bei 598 Mrd. USD per August 2008). Die Verbraucherpreise legten per Januar im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose 0,5%) zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,4% (Prognose 2,5%) nach zuvor 3,0% (Inflationstief der letzten 20 Jahre 2,2% per Januar 2018, Staatsverschuldung Russlands bei circa 13% des BIP, aktuelle Rendite 10-jähriger Rubeltitel im Dunstkreis von 7%, "think twice").

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem US-Dollar favorisiert. Ein Durchbrechen der Unterstützungszone bei 1.0950 - 1.0980 negiert den positiven Bias des EUR.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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