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Die Dynamik von Goldangebot & -nachfrage

26.07.2020  |  Jan Nieuwenhuijs
- Seite 3 -
• Weltweite, oberirdische Goldbestände: 190.000 Tonnen
• Jährliche, weltweite Goldbergbauproduktion: 3.300 Tonnen
• 190.000 : 3.300 = 58
→Stock-to-Flow-Ratio für Gold = 58

Verderbliche Rohstoffe besitzen ein deutlich niedrigeres Stock-to-Flow-Ratio, weil man sie aufbrauchen kann. Im Jahr 2018 belief sich das Stock-to-Flow-Ratio von Mais auf 0,14.

• US-Maisbestand: 53.709 (1.000 MT)
• Jährliche US-Maisproduktion: 366.287 (1.000 MT)
→53.709 : 366.287 = 0,14

Mais ist verderblich, deshalb ist die jährliche Produktion höher als der Bestand. Wenn er konsumiert wird, wird Mais vollkommen aufgebraucht. Deshalb wird der Maispreis durch Produktion versus Verbrauch festgelegt.

Gold kann nicht mit verderblichen Rohstoffen verglichen werden, da der Goldhandel keineswegs auf das beschränkt ist, was jährlich abgebaut wird (wie oben erwähnt, übertreffen die oberirdischen Bestände die Bergbauproduktion). Die Angebotsseite des Goldes besteht also größtenteils aus Bestand (ein hohes Stock-to-Flow-Ratio).

Und da praktisch jeder Gold als Wertanlage kauft und es kaum verbraucht wird, besteht die Nachfrageseite ebenfalls größtenteils aus Bestand. (Schmuck ist eine Wertanlage kombiniert mit Ästhetik und Status.) Deshalb wird das Metall am Goldmarkt größtenteils von einem Inventar zum nächsten gehandelt. Der Goldpreis wird nicht durch Produktion versus "Verbrauch" festgelegt.

Auf der Welt wechseln die oberirdischen Bestände über das ganze Jahr hinweg die Hände. Das ist es, was dazu führt, dass Gold wie eine Währung gehandelt wird.

Empirisch betrachtet, hat die Goldbergbauproduktion, kurz- und mittelfristig, wenig Einfluss auf den Goldpreis. Hier ein Zitat von Fergal O'Connor von der Cork University Business School:

Das [hohe Stock-to-Flow-Ratio] von Gold deutet auf geringe Marktkraft der Goldbergbauunternehmen hin und demnach eine Unfähigkeit, den Goldpreis deutlich zu beeinflussen. … Die [Bergbau]produktion folgt somit dem Goldpreis nach.

Goldbergbauunternehmen besitzen geringe Marktkraft und sind wahrscheinlich eher Preisnehmer als Preisführer ...


Fergals Zitat reimt sich perfekt mit dem Kern der Angebots- und Nachfragedynamik von Gold.


Institutionelles Angebot & Nachfrage und der Goldpreis

Lassen Sie uns nun einen genaueren Blick darauf werfen, was den Goldpreis antreibt und was nicht. Wie wir oben erwähnt haben, zeigen die Daten von GFMS, dass die Mehrheit dessen, was sie als Angebot messen, aus der Bergbauproduktion stammt und der Großteil dessen, was ihre Nachfrage ausmacht, aus dem Schmucksektor stammt. Im nächsten Chart demonstriere ich, dass die Schmucknachfrage nicht positiv mit dem Preis korreliert. Beachtenswert ist, dass die Schmucknachfrage fällt, wenn der Preis steigt und anders herum!

Tatsächlich korreliert die Goldbergbauproduktion jedoch positiv mit dem Goldpreis, doch mit einer Verzögerung von zehn Jahren. Das wird durch die Tatsache erklärt, dass es beispielsweise Jahre braucht, bis Goldbergbauunternehmen neue Vorkommen finden, wenn der Preis steigt und zusätzliche Jahre, um das Metall abzubauen, sobald es gefunden wurde.

Wir müssen schlussfolgern, dass die Schmucknachfrage den Goldpreis nicht antreibt und die Bergbauproduktion dies auch nicht kurz- und mittelfristig tut.

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Logisch betrachtet wird der Goldpreis kurz- und mittelfristig durch das Angebot und die Nachfrage der oberirdischen Bestände angetrieben. Das ist im grenzübergreifenden Goldhandel im UK sichtbar, das das Herz des weltweiten Goldmarktes beherbergt: den Londoner Goldmarkt. Die jährlichen Nettoflüsse durch das UK korrelieren in 86% der Fälle positiv mit dem Goldpreis.


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