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Jetzt kommt die Geldflut

08.05.2020  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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In welchem Gewand die Güterpreissteigerungen sich letztlich zeigen wird - ob in Form von steigenden Konsumgüterpreisen, steigenden Vermögenspreisen oder einer Kombination aus beiden -, das lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Das hängt vielmehr von den jeweilig vorherrschenden Umständen ab. Die Vergangenheit zumindest hat deutlich gezeigt, dass eine steigende Geldmenge mit steigenden Konsumgüter- und Aktienpreisen einhergegangen ist (Abb. 3). Die jüngste Ausweitung der Geldmenge spricht - ausgehend von dem bereits erfolgten Rückgang des Preisniveaus (wie hier definiert) - für ein Aufwärtspotential der Preise von etwa knapp 30 Prozent.

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Quelle: Refinitiv; Berechnungen Degussa. * Ermittelt aus Konsumgüterpreisindex und Aktienmarkt-Preisindex. Letzter Datenpunkt für M2: 30. April 2020.


Die voranstehende Überlegungen sollen unterstreichen, dass die Geldmengenausweitung die Güterpreise vermutlich nicht nur auf ihrem bisherigen Niveau halten wird, sondern das sie - weil sie sehr wahrscheinlich nicht mehr rückgängig gemacht werden kann - für einen zusätzlichen Preisschub sorgen wird, der Konsumgüter- und/oder Vermögenspreise erfassen wird. In beiden Fällen nimmt die Kaufkraft des Geldes ab: Der Geldhalter wird künftig weniger Konsumgüter und/oder weniger Vermögensgüter für sein Geld bekommen. Die Zeche der "Rettungspolitiken" haben die Geldhalter zu zahlen.


Blick auf den Euroraum

Abb. 4 zeigt die Entwicklung der Euro-Geldmenge und eines breit definierten Preisniveaus seit Anfang 1980 bis heute. Auch hier ist zu erkennen, dass die steigende Geldmenge im Trendverlauf mit einem Ansteigen des Preisniveaus verbunden war; gleichwohl gab es mitunter Abweichungen des Preisniveaus von der Geldmengenausweitung, die aber stets wieder korrigiert wurden. Die letzten verfügbaren Geldmengen-Daten stammen von Ende März 2020.

Hier machen sich bereits die Anfänge der Geldmengenausweitung bemerkbar. So stieg die Euro-Geldmenge M1 um 10,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr, eine deutliche Beschleunigung von 8,1 Prozent im Vormonat. Die Geldmenge M3 wuchs um 7,5 Prozent gegenüber noch 5,5 Prozent im Vormonat.

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Quelle: Refinitiv; Berechnungen Degussa. * Ermittelt aus Konsumgüterpreisindex und Aktienmarkt-Preisindex. Serien sind indexiert (Januar 1980 = 100).


Wenn die Euro-Staaten ihre Defizite ausweiten, um die verlorenen Einkommen zu kompensieren, und Unternehmen und Konsumenten verstärkt Kredite aufnehmen, und die Banken dadurch neues Geld schaffen, wird sich das ebenfalls in einem Ansteigen der Euro-Geldmengen niederschlagen.

Wie die obenstehende Graphik andeutet, würde eine Ausweitung der Euro-Geldmenge M3 von zwischen 15 bis 20 Prozent - eine Größenordnung, die wir für plausibel halten - einen Aufwärtsdruck auf die Preise in eben dieser Größenordnung ausüben. Auch hier lässt sich allerdings nicht mit Gewissheit sagen, ob der Preissteigerungseffekt die Konsumgüter und/oder Vermögensbestände oder einen Kombination aus beiden erfassen würde.


Das Inflationsproblem

Der politisch diktierte "Lockdown" und die Versuche, dem dadurch verursachten Schaden mit neu gedrucktem Geld zu begegnen, schwört ein Inflationsproblem herauf. Es ist daher zu hoffen, dass die Volkswirtschaften möglichst schnell dem politisch diktierten Lockdown entkommen - denn dann gibt es Hoffnung, dass sich das Ausmaß der Geldflut noch begrenzen lässt. Anleger sind gut beraten, die Gefahr der Geldentwertung ernst zu nehmen - gerade in einem Umfeld von Null- und Negativzinsen, in dem nun auch noch die Güterpreise anzusteigen drohen und die Bankguthaben entwerten. Eine Möglichkeit, der Entwertung zu entkommen, ist das Halten von Gold. Seine Kaufkraft kann durch die Zentralbankpolitik nicht herabgesetzt werden, und es trägt auch - anders als Bankeinlagen - kein Zahlungsausfallrisiko.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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