"Normal" könnte nicht das bedeuten, was wir uns wünschen
26.05.2020 | John Mauldin
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Depression oder nichtNach dem Wochenende kehrten wir am Dienstag zurück.
Zuerst hörten wir Felix Zulauf in einer Unterhaltung mit Grant Williams. Felix ist nicht bullisch, prognostiziert jedoch auch kein Szenario einer Weltwirtschaftskrise.
Er nannte drei wichtige Unterschiede zwischen damals und heute.
1. In den 1930er Jahren gab es keine Sozialhilfe. Nun entsprechen Transferzahlungen in einigen Ländern bis zu 40% des BIPs.
2. Wir betreten diese Rezession mit deutlich höheren Regierungsdefiziten als am Boden der Weltwirtschaftskrise.
3. Das demografische Bild ist recht anders, wobei niedrige Geburtenraten und/oder negatives Bevölkerungswachstum an einigen Orten vorherrschen.
Felix erwartet etwas Ähnliches wie Japan nach 1989, wobei es essentiell jahrelang kein Wachstum und einen nationalisierten Anleihemarkt geben wird. Versuche, die Beschäftigtenzahlen zu erhöhen, werden die Wirtschaft weniger effizient machen. Er hob ebenfalls hervor, dass viele Rentenfonds aufgrund negativer Anleiherendite mehr bezahlen werden müssen, als sie verdienen. Das bedeutet eine Neuverteilung des Reichtums von zukünftigen Generationen an aktuelle Rentner. Das Ergebnis wird eine Bevölkerung sein, die effektiv über die Zeit hinweg ärmer wird.
Abschließend
Ich kenne David Bahnsen seit sehr langer Zeit. Ich veröffentlichte die Theologiebücher seines Vaters, vor langer Zeit in einer weit entfernten Galaxie. Er ist einer der erstaunlichsten Denker, mit dem ich je das Privileg hatte, in den letzten 10 Jahren sprechen zu dürfen. Er opferte seine Zeit, um an der Konferenz teilzunehmen. Diesen Morgen sandte er die folgende Notiz an seine Klienten:
Die Konferenz in dieser Woche erinnerte mich daran, dass die Verwaltung von Investmentmärkten keine Zeit für "Normalität" lässt. Das einzige Normale an Finanzmärkten ist, dass sie niemals normal sind. Sicherlich gibt es Zeiten erhöhter Volatilität und sicherlich gibt es Ereignisse, die sich in meiner Investmentkarriere als erinnerungswürdiger herausstellen als andere. Doch als ich die Sprecher hörte und selbst an den Diskussionen der Konferenz teilnahm, traf mich die Realisierung hart, dass wir tatsächlich hier sitzen und die Finanzmärkte diskutieren, während draußen COVID sein Unwesen treibt...
Ohne es zu beabsichtigen, sprachen wir nicht über COVID. Wir diskutierten Ängste um Deglobalisierung. Wir diskutierten die Staatsschulden. Inflation. Deflation. Technologische Transformationen. Geopolitische Unsicherheiten. Unternehmerische Möglichkeiten. Krieg. Frieden. Wahlen. Steuern. Starke Währungen. Schwache Währungen. Öl. Zinsen. Zentralbanken. Booms. Busts. Bewertungen. Geschichte. Wir gaben offenkundig zu, dass es genügend gibt, um das man sich sorgt und aufgeregt ist, vollkommen unabhängig von COVID.
Ich hatte tatsächlich nicht vergessen, dass es während dieser Zeit genügend Probleme für die Finanzmärkte neben COVID gab. Doch in meinem Verlangen nach Normalität bin ich sicher, dass es Momente gab, in denen ich romantisiert habe, was das bedeutet. Als ein Investmentmanager ist "Normalität" ein konstanter Zustand der Veränderung, eine innewohnende Instabilität und Anerkennung von verschiedenen Risiko/Ertragskompromissen, die niemals einfach sind, jedoch immer wichtig.
Das ist das Leben, das ich gewählt habe. Ich würde es gegen nichts in der Welt eintauschen. Die aktuelle COVID-Krise setzte intensive Aufmerksamkeit, Sorgfalt, Vorsicht und Analyse voraus. Doch wenn es morgen einen Impfstoff gäbe und eine Arbeitslosenquote von 3,5%, dann gäbe es noch zehn weitere Dinge, die wir in der Konferenz besprochen haben und COVIDs mentalen Platz eines professionellen Investors einnehmen könnten.
Ich denke, dass wir uns in weniger als 12 Monaten in einer Welt nach dem Impfstoff, nach COVID-19 befinden werden. Doch für Investoren wird die Liste, die David erwähnte, nicht verschwinden. Wie David - und ich denke viele von uns - romantisieren wir den Moment, in dem der Virus verfliegt und wir zum "normal" zurückkehren können. Und wahrhaft erscheint die Tatsache, nicht mit dem Tod oder dem Jobverlust konfrontiert zu sein, wie eine ziemlich romantische Aussicht.
Wie wir nächste Woche sehen werden, finden Entstehung und Veränderung immer schneller statt. Es ist nicht nur ein Konflikt zwischen Ost und West, sondern die Definition dessen, was wir als Nationen, Gesellschaftsordnung und zivilisierte Gesellschaft bezeichnen. In einem Jahrzehnt, in dem sich so viel verändern wird, könnte das Wort "normal" nicht das bedeuten, was wir uns vielleicht wünschen.
© John Mauldin
www.mauldineconomics.com
Dieser Artikel wurde am 22. Mai 2020 auf www.mauldineconomics.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.