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Reihe positiver Meldungen - EU/UK, Floskeln, mehr nicht!

16.06.2020  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1335 (06:34 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1238 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107,51. In der Folge notiert EUR-JPY bei 121,85. EUR-CHF oszilliert bei 1,0763.

Nachdem in der zweiten Wochenhälfte der letzten Woche und zu Wochenbeginn Risikoaversion reüssierte, ergab sich gestern im Tagesverlauf eine Wendung in Richtung Risikobereitschaft an den Finanzmärkten.

Unter Umständen erkannte der Markt, dass sich das Infektionsbild bezüglich Covid-19 nicht wirklich gegenüber den Vortagen verändert hat. Wenn sich in den USA, in Brasilien und Russland täglich mehrere tausend Menschen zusätzlich infizieren und der Markt das als verträglich diskontierte, macht es keinen Sinn, wegen circa 100 zusätzlichen Fällen in China das Handtuch zu werfen.

Darüber hinaus ergaben sich Meldungen, die ermutigen. Die US-Regierung passt ihre Sanktionen gegen Huawei an, um Kooperation bei 5-G Standards zu ermöglichen. China und USA lockern beidseitig Flugbeschränkungen.

Kooperation ersetzt ansatzweise die gelebte US-Konfrontation gegenüber China. Das ist begrüßenswert. Ein zarter Anfang ist gemacht. Skepsis bezüglich der US-Wankelmütigkeit ist aber dennoch angebracht.

Die US-Notenbank will ihr Notfallprogramm zum Aufkauf von Unternehmensanleihen um eine weitere Struktur ergänzen. Sie wird ein Portfolio zusammenstellen, das sich an einem breit angelegten Marktindex von US-Firmenanleihen orientiert. Dabei sollen Mindeststandards für Ratings, maximale Laufzeit und andere Kriterien gelten. Damit werden elementare Strukturen der US-Wirtschaft unterstützt und durch die temporäre Corona-Krise getragen.

Die Meldungen zeigten Wirkung. Nach schwachem Start konnten Aktien und der EUR/USD an Boden gewinnen.


Brexit-Verhandlungen: Kein Durchbruch, nur diplomatische Floskeln

Das Spitzengespräch zwischen dem britischen Premier Johnson und der hochrangigen Delegation der EU lieferte keine belastbaren neuen Ansätze. Es wurden am Ende diplomatische Floskeln bemüht, um das Narrativ eines konstruktiven Austausches zu vermitteln. Das ist nicht zu beanstanden, es ist Ausdruck von Professionalität.


So etwas lautet dann wie folgt: (Unser Kommentar ist kursiv dargestellt)

Das Vereinigte Königreich und die EU sind sich einig, dass die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen neuen Schwung brauchen.

Welch eine bahnbrechende Erkenntnis. Ergo fehlt dieser Schwung.

Beide Seiten hätten sich bei den Gesprächen hinter Pläne ihrer Chefunterhändler gestellt, den Austausch im Juli zu intensivieren.

Die angesprochenen Pläne der Chefunterhändler, hinter die sich jeweils beide Seiten stellen, sind nicht kompatibel. Da kann man sehr viel Diskussion intensivieren. Das ist dann vielleicht gut für „Zoom“ oder andere Anbieter von Videokonferenzen, mehr aber auch nicht. Schwung lässt sich aus dieser Konstellation nicht ableiten.

So sollten die Voraussetzungen für den Abschluss einer Vereinbarung und deren Ratifizierung noch vor dem Jahresende geschaffen werden. Teil dessen solle, wenn möglich, eine frühzeitige Einigung auf die Grundsätze eines späteren Abkommens sein.

Unser Kommentar: Der Begriff „sollte“ ist Ausdruck von Rationalität, die das UK seit dem Referendum 2016 nicht geliefert hat. Das UK will faktisch, dass sich die EU den Interessen des UK beugt. So sieht der britische Respekt für 27 andere demokratisch legitimierte Regierungen aus. Dieses Spitzengespräch lieferte viel Rauch um nichts.

Vor diesem Hintergrund ist anzumerken, dass es gut ist, dass die Delegation der EU offensichtlich nicht gegenüber Premier Johnson eingeknickt ist. Wer die Vorteile und damit die Rechte dieses europäischen Marktes in Anspruch nehmen will, hat sich auch an die Regeln dieses Marktes zu halten. Ansonsten würden 27 Mitgliedsländer der EU faktisch diskriminiert. Alles andere wäre also aus kontinentaleuropäischer Sichtweise unsolidarisch gegenüber den Staaten und den Bürgern der EU.

Die europäische Wirtschaft tut gut daran, sich auf einen Brexit ohne Deal einzustellen. Da sind wir ganz nah bei dem Hauptgeschäftsführer des DIHK Martin Wansleben. Er erklärte, dass eine Verlängerung der Übergangsphase über 2020 hinaus nun offiziell ausgeschlossen sei. Damit wachse der Druck auf die Wirtschaft, da Zölle, umfangreiche Handelshemmnisse und rechtliche Unsicherheit im Außenhandel mit dem UK drohten. Diese Unsicherheit spiegelte sich bereits in den deutschen Exporten in das Vereinigte Königreich wider: Diese seien in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres um circa 20% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen – ein deutlich stärkerer Einbruch als der Rückgang um 11%in die sonstige EU.


Aktuelle Corona-Lage gemäß der Johns-Hopkins-Universität:

Wir weisen darauf hin, dass die Darstellung der Johns-Hopkins-Universität lediglich eine Annäherung an die reale Lage liefert. Die Datenqualität ist in Teilen erodiert. Das gilt insbesondere für Genesungszahlen. Grundaussagen lassen sich dennoch grob ableiten.

Das Thema der Exit-Strategien aus den Extremmaßnahmen bestimmt weiter grundsätzlich das Bild. Es gibt aber auch vereinzelt Verschärfungen der Maßnahmen, die aber weitgehend regionalen und nicht nationalen Charakter aufweisen.

In Asien setzt sich die Entspannung (und die wirtschaftliche Erholung) fort. In China liegen 251 akute Infektionen vor. In Südkorea stellt sich die Zahl auf 1.117. In Japan liegt sie bei 943. In Singapur sind es 10.426.

In Kontinentaleuropa ist die Lage stabil. Einige Länder liefern keine aktuellen Genesungszahlen laut Johns-Hopkins, so dass wir uns hier nur auf die Länder fokussieren, die ihren Aufgaben nachkommen. In Deutschland liegt die Zahl der akuten Infektionen bei 6.183. Österreich liegt bei 391 Fällen. Die Schweiz bringt es auf 292. In Italien sind es noch 25.909. Irritierend sind die Genesungszahlen aus den Niederlanden (186!), Belgien, Spanien, Frankreich und Schweden (keine Angabe).

Die Problemländer sind weiter die USA (1.421.565), das UK (255.210), Brasilien (366.603) und Russland (245.382). Deren Genesungszahlen sind übrigens plausibel …


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Handelsbilanz per April mit geringem Überschuss

Die Handelsbilanz wies per Berichtsmonat April, dem bisherigen Tiefpunkt der konjunkturellen Folgen der Corona-Krise, in der saisonal bereinigten Fassung einen Überschuss in Höhe von 1,20 Mrd. nach zuvor 25,50 Mrd. Euro aus (revidiert von 23,50 Mrd.). Die Devisenreserven stellten sich per Mai auf 895,81 Mrd. Euro nach zuvor 909,92 Mrd. Euro.

Die deutschen Verbraucherpreise sanken per Mai laut finaler Berechnung im Monatsvergleich um 0,1%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 0,6%. Beide Werte entsprachen den vorläufigen Werten und den Prognosen. Der Deutsche Großhandelspreisindex sank per Mai im Monatsvergleich um 0,6% nach zuvor -1,4%. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 4,3% nach zuvor -3,5%.


USA: New York setzt positiven Akzent

Der New York Fed Manufacturing Index stieg per Berichtsmonat Juni von zuvor -48,50 auf -0,20 Punkte (Prognose -29,80).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0850 - 70 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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