Geschichtslektion: Goldeigentum, wenn Zentralbanken die Kontrole verlieren
26.06.2020 | Egon von Greyerz
"Außergewöhnliche Irrtümer und die Verrücktheit der Massen" sind nichts Ungewöhnliches, es gibt sie in regelmäßigen Abständen, und über solche schrieb Charles Mackay in Memoirs of Extraordinary Popular Delusions and the Madness of Crowds. Wie es scheint, erlebt die Welt mehr Irr- und Wahnsinn als Wahrheit, Vernunft und Verstand.
Die Muster sind immer dieselben. Die Wirtschaft befindet sich nie im Gleichgewicht, sondern bewegt sich in Boom-Bust-Zyklen. Ließe man es zu, dass sich diese Zyklen natürlich entfalten, so würde ein stetiger Rhythmus aus Auf- und Abwärtsbewegungen entstehen - ohne Extremausschläge in gleich welche Richtung.
Hauptziel von Regierungen ist Wiederwahl durch Stimmenkauf
Allerdings wird der natürliche Verlauf dieser Zyklen durch die menschliche Psyche sowie Machthunger unterminiert. Die meisten Führer, ob nun Könige oder Präsidenten, haben Versagensängste gepaart mit Größenwahn. Sie wissen auch Folgendes: Erreicht die Wirtschaftsaktivität ihren Höhepunkt und gehen die guten Zeiten zu Ende, dann entgehen sie ihrem eigenen Rauswurf am besten dadurch, dass sie für anhaltend gute Zeiten sorgen. Das Hauptziel heutiger Führungen ist Machterhalt durch Wählerstimmenkauf.
Und wie lassen sich Wählerstimmen kaufen, wenn sich die Wirtschaft im Abschwung befindet und die Kassen leer sind? Ganz einfach! Man schöpft einfach Geld aus dem Nichts, wie ich in meinem Artikel von vor einer Woche erkläre. Die alten Römer haben es so gemacht und auch die Franzosen, Briten, Deutschen, Argentinier und auch alle anderen.
Nicht die Preise steigen - der Wert des Geldes sinkt
Wenn ein Land Geld druckt, um Wohlstandsphasen zu verlängern, merkt anfänglich niemand den Betrug. Immerhin heißt das Geld nach wie vor Dollar oder Pfund. Allerdings werden die Dinge schrittweise teurer. Steigende Preise werden gerne gemeinhin als Inflation interpretiert. Doch niemand erkennt (oder versteht), dass nicht die Preise steigen, sondern der Wert des Geldes sinkt, da es in immer größeren Mengen, welche jedoch wertlos sind, in Umlauf gebracht wird.
Die jüngste Panik begann im August 2019
Im August 2019 trat die aktuelle Krise in ihre akute Phase ein. Zu dieser Zeit wurden Fed und EZB zum ersten Mal von Panik erfasst.
Seither haben sie die Märkte mit Billionen Dollar und Euro geflutet, und trotzdem wollen die Probleme nicht verschwinden. Lässt sich ein Schuldenproblem überhaupt mit noch mehr Schulden lösen? Ich habe die panischen Aussagen der Zentralbanken im August letzten Jahres als absolut entscheidenden Moment wahrgenommen und ihnen so viel Bedeutung zugemessen wie der Schließung des "Goldfensters" durch Nixon im August 1971. Damals schrieb ich: "Für die Welt ist ein überaus folgenschwerer Moment gekommen, und praktisch niemand kann das sehen."
Das Endspiel beginnt
Die USA und die Welt treten jetzt in die finale Phase des Endes der seit 50 Jahren währenden Zerstörung von Wirtschaft und Finanzsystem ein. Es hat also ein halbes Jahrhundert gebraucht, um zum Endspiel zu gelangen, doch im Kontext der Weltgeschichte ist das nur ein Augenblinzeln.
Die USA führen die Welt jetzt in einen Totalzusammenbruch nicht nur des Finanzsystems, sondern auch des Handels und der sozialen Strukturen. Und noch immer kann es niemand sehen. Die Aktienmärkte stehen fast auf Allzeithochs und in den Ballungsräumen zahlreicher Hauptstädte boomt der Markt für gehobene Wohnimmobilien.
Die USA erfüllen jetzt fast alle Voraussetzungen, die zur Zerstörung eines Imperiums führen: Defizite, Schulden, exzessive Militärausgaben, Währungsentwertung, Zusammenbruch des Handels, eine Seuche, der Zusammenbruch von Recht und Ordnung sowie Ausschreitungen. Um die Liste komplett zu machen, fehlen noch zwei Dinge - nämlich Kriege und Hyperinflation. Leider ist es wahrscheinlich, dass diese Dinge in den kommenden Jahren noch hinzukommen.
1971 markierte den Anfang vom Ende des US-Imperiums
Seit 1971 bricht der Dollar ein, Defizite und Schulden explodieren, zudem brechen die sozialen Strukturen, wie auch Recht und Ordnung, zusammen. Wie bei allen Imperien trugen auch die USA den Keim der eigenen Zerstörung schon in sich.
Und so wurde sie erreicht:
1. Mehr ausgeben als einnehmen und DRUCKEN, DRUCKEN, DRUCKEN
Seit Anfang der 1960er betreiben die USA das mit großem Geschick. Seither ist die US-Bundesverschuldung ausnahmslos jedes Jahr gestiegen. 1971 lag die US-Staatsverschuldung noch bei 400 Mrd. $, heute beträgt sie 26 Billionen $ - das entspricht einer explosiven Verfünfundsechzigfachung (65 x).
Den folgenden Chart hatte ich zum ersten Mal Ende 2017 gezeigt, als Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde. Damals prognostizierte ich, dass die US-Staatsverschuldung bis Ende 2021 28 Billionen $ erreichen werde und sich bis 2025 auf 40 Billionen $ verdoppelt. Dieser massive Anstieg der Verschuldung schien damals unvorstellbar und unglaubwürdig. Doch kaum jemand beschäftigt sich mit Geschichte und lernt aus der Vergangenheit.
Die Muster sind immer dieselben. Die Wirtschaft befindet sich nie im Gleichgewicht, sondern bewegt sich in Boom-Bust-Zyklen. Ließe man es zu, dass sich diese Zyklen natürlich entfalten, so würde ein stetiger Rhythmus aus Auf- und Abwärtsbewegungen entstehen - ohne Extremausschläge in gleich welche Richtung.
Hauptziel von Regierungen ist Wiederwahl durch Stimmenkauf
Allerdings wird der natürliche Verlauf dieser Zyklen durch die menschliche Psyche sowie Machthunger unterminiert. Die meisten Führer, ob nun Könige oder Präsidenten, haben Versagensängste gepaart mit Größenwahn. Sie wissen auch Folgendes: Erreicht die Wirtschaftsaktivität ihren Höhepunkt und gehen die guten Zeiten zu Ende, dann entgehen sie ihrem eigenen Rauswurf am besten dadurch, dass sie für anhaltend gute Zeiten sorgen. Das Hauptziel heutiger Führungen ist Machterhalt durch Wählerstimmenkauf.
Und wie lassen sich Wählerstimmen kaufen, wenn sich die Wirtschaft im Abschwung befindet und die Kassen leer sind? Ganz einfach! Man schöpft einfach Geld aus dem Nichts, wie ich in meinem Artikel von vor einer Woche erkläre. Die alten Römer haben es so gemacht und auch die Franzosen, Briten, Deutschen, Argentinier und auch alle anderen.
Nicht die Preise steigen - der Wert des Geldes sinkt
Wenn ein Land Geld druckt, um Wohlstandsphasen zu verlängern, merkt anfänglich niemand den Betrug. Immerhin heißt das Geld nach wie vor Dollar oder Pfund. Allerdings werden die Dinge schrittweise teurer. Steigende Preise werden gerne gemeinhin als Inflation interpretiert. Doch niemand erkennt (oder versteht), dass nicht die Preise steigen, sondern der Wert des Geldes sinkt, da es in immer größeren Mengen, welche jedoch wertlos sind, in Umlauf gebracht wird.
Die jüngste Panik begann im August 2019
Im August 2019 trat die aktuelle Krise in ihre akute Phase ein. Zu dieser Zeit wurden Fed und EZB zum ersten Mal von Panik erfasst.
Seither haben sie die Märkte mit Billionen Dollar und Euro geflutet, und trotzdem wollen die Probleme nicht verschwinden. Lässt sich ein Schuldenproblem überhaupt mit noch mehr Schulden lösen? Ich habe die panischen Aussagen der Zentralbanken im August letzten Jahres als absolut entscheidenden Moment wahrgenommen und ihnen so viel Bedeutung zugemessen wie der Schließung des "Goldfensters" durch Nixon im August 1971. Damals schrieb ich: "Für die Welt ist ein überaus folgenschwerer Moment gekommen, und praktisch niemand kann das sehen."
Das Endspiel beginnt
Die USA und die Welt treten jetzt in die finale Phase des Endes der seit 50 Jahren währenden Zerstörung von Wirtschaft und Finanzsystem ein. Es hat also ein halbes Jahrhundert gebraucht, um zum Endspiel zu gelangen, doch im Kontext der Weltgeschichte ist das nur ein Augenblinzeln.
Die USA führen die Welt jetzt in einen Totalzusammenbruch nicht nur des Finanzsystems, sondern auch des Handels und der sozialen Strukturen. Und noch immer kann es niemand sehen. Die Aktienmärkte stehen fast auf Allzeithochs und in den Ballungsräumen zahlreicher Hauptstädte boomt der Markt für gehobene Wohnimmobilien.
Die USA erfüllen jetzt fast alle Voraussetzungen, die zur Zerstörung eines Imperiums führen: Defizite, Schulden, exzessive Militärausgaben, Währungsentwertung, Zusammenbruch des Handels, eine Seuche, der Zusammenbruch von Recht und Ordnung sowie Ausschreitungen. Um die Liste komplett zu machen, fehlen noch zwei Dinge - nämlich Kriege und Hyperinflation. Leider ist es wahrscheinlich, dass diese Dinge in den kommenden Jahren noch hinzukommen.
1971 markierte den Anfang vom Ende des US-Imperiums
Seit 1971 bricht der Dollar ein, Defizite und Schulden explodieren, zudem brechen die sozialen Strukturen, wie auch Recht und Ordnung, zusammen. Wie bei allen Imperien trugen auch die USA den Keim der eigenen Zerstörung schon in sich.
Und so wurde sie erreicht:
1. Mehr ausgeben als einnehmen und DRUCKEN, DRUCKEN, DRUCKEN
Seit Anfang der 1960er betreiben die USA das mit großem Geschick. Seither ist die US-Bundesverschuldung ausnahmslos jedes Jahr gestiegen. 1971 lag die US-Staatsverschuldung noch bei 400 Mrd. $, heute beträgt sie 26 Billionen $ - das entspricht einer explosiven Verfünfundsechzigfachung (65 x).
Den folgenden Chart hatte ich zum ersten Mal Ende 2017 gezeigt, als Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde. Damals prognostizierte ich, dass die US-Staatsverschuldung bis Ende 2021 28 Billionen $ erreichen werde und sich bis 2025 auf 40 Billionen $ verdoppelt. Dieser massive Anstieg der Verschuldung schien damals unvorstellbar und unglaubwürdig. Doch kaum jemand beschäftigt sich mit Geschichte und lernt aus der Vergangenheit.