Die Fed, die Zinsen und Gold und Silber
20.08.2020 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
Am 19. August 2020 gaben die Preise für Gold und Silber merklich nach: Der Goldpreis fiel zurück auf 1.928,21 USD/oz (minus 3,6% gegenüber dem Vortag), der Silberpreis auf 26,54 USD/oz (minus 4,2% gegenüber dem Vortag).
Der Grund für die Preisbewegung war sehr wahrscheinlich ausgelöst durch die Veröffentlichung des Gesprächsprotokolls der letzten Sitzung des US-Zentralbankrates („Fed Minutes“), stattgefunden vom 28. bis zum 29. Juli 2020.(*)
In diesem Protokoll ist zu lesen, dass die Fed-Räte derzeit von der Idee Abstand halten wollen, "Zinsobergrenzen“ oder „Zinsziele“ für die längerfristigen US-Anleihemärkte zu verkünden.
Dazu muss man wissen: Schon seit geraumer Zeit diskutiert man in der US-Zentralbank darüber, die langfristigen Zinsen der Staatsanleihen zu "deckeln“, so dass sie nicht (mehr über bestimmte Niveaus hinaus) steigen können. Man nennt das auch die Politik der "Zinskurven-Kontrolle“.
[Eine Zinskontrollpolitik bedeutet, dass die Zentralbank vorab konkrete Zinsziele für den langfristigen Anleihemarkt verkündet und sie auch durch setzt: Wenn beispielsweise die Anleiherenditen über das gewünschte Zinsniveau hinaus ansteigen, kauft die Zentralbank die Anleihen, erhöht deren Kurse, und senkt dadurch deren Renditen wieder ab.]
Aus dem Gesprächsprotokoll kann man zwar erfahren, dass aus Sicht der Fed-Räte eine derartige Zinskontrollpolitik derzeit keine Notwendigkeit ist, dass jedoch eine solche Maßnahme eine mögliche Option bleibt und eingesetzt wird, wenn es nötig erscheint.
Die Edelmetallmärkte scheint das Fed-Protokoll enttäuscht beziehungsweise verunsichert zu haben.
Denn die Möglichkeit, dass die Zinsen vielleicht doch wieder steigen könnten, belastet die Gold- und Silberpreise (und natürlich auch die Aktien- und Häusermärkte); und auch auf den Währungsmärkten blieb die Reaktion auf das Fed-Protokoll nicht aus: Der US-Dollar wertete auf; gegenüber dem Euro gewann er fast einen Prozentpunkt – weil die Anleger dem US-Dollar wieder mehr vertrauen.
Warum der negative Effekt auf die Edelmetallpreise? Nun, der Grund ist, dass die US-Zinsen die Kosten der Goldhaltung maßgeblich beeinflussen. Die Faustregel lautet: Je niedriger (höher) die US-Zinsen sind, desto geringer (höher) sind die Kosten, Gold zu halten; und desto positiver (negativer) ist die Wirkung auf den Goldpreis.
Das ist verständlich: Wenn zum Beispiel die Zinsen hoch sind, entgehen dem Goldhalter Zinserträge (die er mit dem Halten von zinstragenden Papieren hätte erzielen können), und dann wird weniger Gold nachgefragt, und der Goldpreis leidet.
Doch angesichts der weltweiten Schuldenproblematik (die Verschuldung der Volkswirtschaften streben im Zuge des politisch diktierten Lockdowns Rekordstände an, insbesondere in den USA) werden die Zentralbanken alles tun (müssen), um die Zinsen niedrig zu halten beziehungsweise weiter abzusenken.
Und genau das ist auch ein entscheidender Grund, warum wir es für sehr wahrscheinlich halten, dass der Preisboom bei den Edelmetallen sich fortsetzt, insbesondere bei Gold und Silber: Die Zinsen bleiben niedrig, und sie werden sogar sehr wahrscheinlich noch weiter fallen (in inflationsbereinigter Rechnung), und die Geldmengen steigen an und erhöhen die Güterpreisinflation.
Gold und Silber sind in diesem Umfeld „sichere Häfen“. Dabei sei jedoch betont:
Es gibt keine Garantie, dass sich der langfristige Preisauftrieb des Goldes (der spätestens seit 2016 wieder im Gange ist) im bisherigen Tempo fortsetzt; und dass es keine vorübergehenden Preisrücksetzer geben wird. Vielmehr werden die Preisschwankungen sehr wahrscheinlich hoch bleiben, vielleicht sogar noch weiter zunehmen.
Wie kann ich als Anleger am besten vorgehen?
Indem ich einen möglichst langen Anlagehorizont wähle. Wer mit einem langfristigen Horizont operiert (von, sagen wir, drei, fünf oder mehr Jahren), der hat nach wie vor gute Gründe, Gold und Silber auch bei den aktuellen Preisen zu erwerben: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Preise für Gold und Silber künftig viel höher stehen als heute, steigt mit der Länge des Anlagehorizonts.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH
Der Grund für die Preisbewegung war sehr wahrscheinlich ausgelöst durch die Veröffentlichung des Gesprächsprotokolls der letzten Sitzung des US-Zentralbankrates („Fed Minutes“), stattgefunden vom 28. bis zum 29. Juli 2020.(*)
In diesem Protokoll ist zu lesen, dass die Fed-Räte derzeit von der Idee Abstand halten wollen, "Zinsobergrenzen“ oder „Zinsziele“ für die längerfristigen US-Anleihemärkte zu verkünden.
Dazu muss man wissen: Schon seit geraumer Zeit diskutiert man in der US-Zentralbank darüber, die langfristigen Zinsen der Staatsanleihen zu "deckeln“, so dass sie nicht (mehr über bestimmte Niveaus hinaus) steigen können. Man nennt das auch die Politik der "Zinskurven-Kontrolle“.
[Eine Zinskontrollpolitik bedeutet, dass die Zentralbank vorab konkrete Zinsziele für den langfristigen Anleihemarkt verkündet und sie auch durch setzt: Wenn beispielsweise die Anleiherenditen über das gewünschte Zinsniveau hinaus ansteigen, kauft die Zentralbank die Anleihen, erhöht deren Kurse, und senkt dadurch deren Renditen wieder ab.]
Aus dem Gesprächsprotokoll kann man zwar erfahren, dass aus Sicht der Fed-Räte eine derartige Zinskontrollpolitik derzeit keine Notwendigkeit ist, dass jedoch eine solche Maßnahme eine mögliche Option bleibt und eingesetzt wird, wenn es nötig erscheint.
Die Edelmetallmärkte scheint das Fed-Protokoll enttäuscht beziehungsweise verunsichert zu haben.
Denn die Möglichkeit, dass die Zinsen vielleicht doch wieder steigen könnten, belastet die Gold- und Silberpreise (und natürlich auch die Aktien- und Häusermärkte); und auch auf den Währungsmärkten blieb die Reaktion auf das Fed-Protokoll nicht aus: Der US-Dollar wertete auf; gegenüber dem Euro gewann er fast einen Prozentpunkt – weil die Anleger dem US-Dollar wieder mehr vertrauen.
Warum der negative Effekt auf die Edelmetallpreise? Nun, der Grund ist, dass die US-Zinsen die Kosten der Goldhaltung maßgeblich beeinflussen. Die Faustregel lautet: Je niedriger (höher) die US-Zinsen sind, desto geringer (höher) sind die Kosten, Gold zu halten; und desto positiver (negativer) ist die Wirkung auf den Goldpreis.
Das ist verständlich: Wenn zum Beispiel die Zinsen hoch sind, entgehen dem Goldhalter Zinserträge (die er mit dem Halten von zinstragenden Papieren hätte erzielen können), und dann wird weniger Gold nachgefragt, und der Goldpreis leidet.
Doch angesichts der weltweiten Schuldenproblematik (die Verschuldung der Volkswirtschaften streben im Zuge des politisch diktierten Lockdowns Rekordstände an, insbesondere in den USA) werden die Zentralbanken alles tun (müssen), um die Zinsen niedrig zu halten beziehungsweise weiter abzusenken.
Und genau das ist auch ein entscheidender Grund, warum wir es für sehr wahrscheinlich halten, dass der Preisboom bei den Edelmetallen sich fortsetzt, insbesondere bei Gold und Silber: Die Zinsen bleiben niedrig, und sie werden sogar sehr wahrscheinlich noch weiter fallen (in inflationsbereinigter Rechnung), und die Geldmengen steigen an und erhöhen die Güterpreisinflation.
Gold und Silber sind in diesem Umfeld „sichere Häfen“. Dabei sei jedoch betont:
Es gibt keine Garantie, dass sich der langfristige Preisauftrieb des Goldes (der spätestens seit 2016 wieder im Gange ist) im bisherigen Tempo fortsetzt; und dass es keine vorübergehenden Preisrücksetzer geben wird. Vielmehr werden die Preisschwankungen sehr wahrscheinlich hoch bleiben, vielleicht sogar noch weiter zunehmen.
Wie kann ich als Anleger am besten vorgehen?
Indem ich einen möglichst langen Anlagehorizont wähle. Wer mit einem langfristigen Horizont operiert (von, sagen wir, drei, fünf oder mehr Jahren), der hat nach wie vor gute Gründe, Gold und Silber auch bei den aktuellen Preisen zu erwerben: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Preise für Gold und Silber künftig viel höher stehen als heute, steigt mit der Länge des Anlagehorizonts.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH