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Der "Big Short" auf das ungedeckte Papiergeld

28.08.2020  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Abb. 2 zeigt die Anzahl der Feinunzen Gold, die für den Erwerb einer offiziellen Währungseinheit aufgewendet werden müssen für die Zeit von 1999 bis heute. Für alle Währungen ergibt sich das gleiche Bild: Sie alle haben mächtig gegenüber dem Gold abgewertet. Zum Beispiel der Euro: Musste man Anfang 1999 noch 1 Goldeinheit aufwenden, um 1 Euro zu erwerben, waren dafür im August 2020 nur noch 0,17 Goldeinheiten erforderlich. Es fällt nicht schwer, eine Erklärung für den Wertverfall der ungedeckten Papierwährungen gegenüber dem Gold zu finden.


"The Big Long"

Ein Blick in die Währungsgeschichte zeigt, dass das Gold durchaus die Bezeichnung "Grundgeld der Zivilisation" verdient. Über viele Jahrtausende diente es den Menschen als Wertspeicher und Zahlungsmittel. Und die offizielle "Demonetisierung" des Goldes erfolgte erst zu Beginn der 1970er Jahre. Seit dieser Zeit wird in allen bedeutenden Volkswirtschaften der Welt ungedecktes Papiergeld verwendet.

Eine Geldart, die nach politischer Willkür mal stark, mal weniger stark vermehrt wird. Das Ergebnis: Die Kaufkraft des ungedeckten Papiergeldes nimmt im Zeitablauf ab - insbesondere auch gegenüber dem Gold.

Dieser Prozess hat sich seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 beschleunigt, und er hat mit der politisch diktierten Lockdown-Krise zusätzlich an Fahrt gewonnen. Die durch den Stillstand entstandenen Einkommensausfälle werden mit neu geschaffenem Geld bezahlt. Angesichts einer drastisch einge brochenen Produktionsleistung führt das zu einem preistreibenden "Geldüberhang", der sich sehr wahrscheinlich in steigenden Konsumgüterpreisen und/oder Vermögenspreisen zeigen wird. Doch damit nicht genug!

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Quelle: Refinitiv; Berechnungen Degussa. Die Serien sind indexiert (Januar 1999 = 100). Periode Januar 1999 bis August 2020. (1) Monetäre Basis plus Geldmenge M2, korrigiert um den Bargeldumlauf (der in beiden Aggregaten erfasst wird).


Die Abhängigkeit von "Droge Geldmengenausweitung und Niedrigzins" ist größer denn je. Denn im Zuge der politisch diktierten Lockdown-Krise ist die Verschuldung der Volkswirtschaften drastisch angestiegen. Vor allem aber gibt es keine politischen Hemmungen mehr, bei wirtschaftlicher Not die Geldmengen drastisch auszuweiten.

Bei der nächsten Erschütterung in der Finanz- und Wirtschaftsarchitektur ist absehbar, dass die Geldschleusen noch weiter geöffnet werden; denn es ist nicht abzusehen, dass die de facto erfolgte Eingliederung der Zentralbanken in die Finanzministerien rückgängig gemacht wird.

Die Regierenden haben erreicht, was sie immer schon wollten: Die Zentralbanken sind willige Financiers ihrer fiskalischen Abenteuer, das letzte Bisschen "politische" Unabhängigkeit ist nun auch noch perdu.

Diese Konstellation kennt man aus der Kriegswirtschaft: Die Zentralbank finanziert ohne Wenn und Aber die Defizite des Staates. In der Vergangenheit führte das regelmäßig in die Inflation, zuweilen auch Hochinflation. Der Anstieg des Goldpreises in allen Währungen - beziehungsweise die Abwertung aller Währungen gegenüber dem Gold -, die sich bereits seit Jahren zeigt, ist mit Fug und Recht als ein "Big Short" zu bezeichnen; und der "Big Short" wird wahrscheinlich noch viel größer.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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