Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Digitales Zentral-Bankgeld ist der Weg in die Tyrannei

29.08.2020  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Das Thema digitales Zentralbankgeld ist vielschichtig und wird heiß diskutiert. Doch am Endedes Tages zeigt sich: Digitales Zentralbank führt indie Tyrannei.

Viele Zentralbanken arbeiten seit geraumer Zeit eifrig an "digitalem Zentralbankgeld". In Fachkreisen heißt die neue Geldkreatur "Central Bank Digital Currency" (CBDC). Was viele Hauptstrom-Ökonomen naiv als "innovativ" und "fortschrittlich" bejubeln, entpuppt sich bei genauem Durchdenken als eine finstere Angelegenheit.

Um was geht es genau? Die Kunden der Banken sollen fortan die Möglichkeit erhalten, ihre Konten direkt bei der Geldbehörde zu führen. Wer ein Guthaben bei einer Geschäftsbank hat, der soll es jederzeit eins zu eins in ein Geldguthaben bei der Zentralbank eintauschen können.

Indem Bankguthaben in digitales Zentralbankgeld eintauschbar sind, versichern die Zentralbanken die Kreditinstitute quasi perfekt gegen Zahlungsausfälle. Denn niemand, der bei einer Bank ein Konto unterhält, muss mehr fürchten, dass mit der Pleite seiner Bank seine Guthaben untergehen könnten. Die Bankguthaben - also die Verbindlichkeiten der Banken gegenüber ihren Kunden - erlangen vielmehr die Kreditqualität des Zentralbankgeldes. Und die ist gegen alle Zweifel erhaben.

Denn die Zentralbanken haben das staatliche Monopol der Geldproduktion inne. Sie können jederzeit jede politisch gewünschte Geldmenge schaffen. Auf diese Weise können sie strauchelnde Schuldner vor Illiquidität und Insolvenz bewahren. Die Geschäftsbanken produzieren zwar ebenfalls Geld: das Geschäftsbankengeld. Es handelt sich dabei aber um eine Schuld der Geschäftsbank gegenüber ihren Kunden, die ausfällt, wenn die Bank nicht über ausreichend Zentralbankgeld in Form von Bargeld (Münzen und Banknoten) und Guthaben bei der Zentralbank verfügt.

Ein Bankkunde kann sich, wenn ihm die Kreditqualität seiner Bank zu schlecht erscheint, sein Guthaben in Bargeld auszahlen lassen. Doch es bestehen zu Recht ernste Zweifel, dass im Falle eines breit angelegten Bankensturms ("Bank Run") die Bargeldbestände ausreichen, um die Auszahlungswünsche der Kunden vollumfänglich zu erfüllen. Mit digitalem Zentralbankgeld können die Kunden bequem aus der Geschäftsbankenbilanz in die

Zentralbankbilanz schlüpfen. Als Kunde muss man sich also kaum mehr sorgen, dass die Bank, bei der man sein Guthaben hält, schlecht wirtschaftet.

Mit ihrem digitalen Geld werden die Zentralbanken den Geschäftsbanken Marktanteile im Einlagen- und Zahlungsverkehrsgeschäft abjagen. Diese Entwicklung wird befördert, sollte die Zentralbank nachfolgend auch noch in das Kreditgeschäft einsteigen: wenn die Zentralbank also privaten Haushalten und Unternehmen, die bei ihr Konten unterhalten, Darlehen anbietet. Ein solcher Schritt würde aus Sicht vieler Bankkunden die Attraktivität, ihre Einlagen bei Geschäftsbanken zur Zentralbank zu verlagern, noch weiter erhöhen.

Wenn die Zentralbank immer mehr Zahlungs- und Kredittransaktionen in die eigene Bilanz saugt, erodiert das Geschäftsmodell der privaten Banken. Aus Sicht von Investoren ist es nicht mehr interessant, Banken Eigenkapital bereitzustellen. Und damit öffnet sich ein Einfallstor für den Staat: Er kann als Retter kapitalschwacher Banken in Erscheinung treten, sie direkt oder indirekt verstaatlichen.

Das digitale Zentralbankgeld gibt den Regierungen also auch die Macht in die Hand, die letzten verbliebenen privatwirtschaftlichen Elemente aus dem Bankwesen zu verdrängen und die Banken vollends zu beherrschen. Das digitale Zentralbankgeld konkurriert natürlich auch mit dem Bargeld. Wenn die Geldverwender das Ausfallrisiko des digitalen Zentralbankgeldes dem des Bargeldes gleichsetzen und wenn sie auch noch das digitale Zentralbankgeld als bedienerfreundlich und kostengünstig ansehen, gibt es Kannibalismus: Das digitale Zentralbankgeld verdrängt das Bargeld und trägt dazu bei, es aus dem Verkehr zu ziehen.

Verwenden die Menschen zusehends digitales Zentralbankgeld zu Zahlungszwecken, wird der staatlichen Zentralbank auf dem Tablett präsentiert, wer was wann und wo kauft und verkauft - und das tatsächliche Ende der finanziellen Privatsphäre ist eingeläutet. Das digitale Zentralbankgeld ist aber vor allem auch ein Druckmittel, die Umsetzung politischer Programme zu erzwingen - etwa, indem Zugang zu und Verwendung von digitalem Zentralbankgeld unter Bedingungen gestellt wird.

Mittels eines "Social Credit Systems" erhalten nur nachweislich regierungstreue Menschen ein Konto bei der Zentralbank; und nur Unternehmen, die CO2 freundlich produzieren, die nur geimpfte Personen einstellen und so weiter. Der Phantasie, was sich noch alles mit dem digitalen Zentralbankgeld in die Tat umsetzen lässt, sind kaum Grenzen gesetzt - und vor allem das dystopische Szenario, dass sich in einem zusehends verstaatlichten Geld- und Kreditwesen eine Welt-Fiat-Währung aus der Taufe heben lässt, gewinnt an Wahrscheinlichkeit.

Das digitale Zentralbankgeld verlängert den Fortbestand des ungedeckten Geldsystems. Es bannt die "Gefahr", dass der Banken- und Finanzsektor und das Handelsgeschehen auf den Kapitalmärkten es zum Einsturz bringen können. Den politischen Kräften, die beharrlich daran arbeiten, eine "neue Weltordnung" zu oktroyieren - also die "politischen Globalisten", das "Establishment", die "Elite von Davos" -, erhalten durch das digitale Zentralbankgeld einen ungeahnten Machtzuwachs.

Die Zentralbanken geben ihnen sogar eine äußerst scharfe Waffe an die Hand, mit der sie auch noch die verbliebenen Freiheiten der Bürger und Unternehmer außer Kraft setzen können. Man sollte sich keiner falschen Hoffnung hingeben: Wenn das staatliche Geldmonopol nicht fällt, wenn das Zentralbankgeldsystem nicht beendet wird, stehen die Chancen denkbar schlecht, den Niedergang der freien Gesellschaft aufhalten und den Weg in die Tyrannei abwenden zu können.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


Einen Überblick über die Entwicklung des digitalen Zentralbankgeldes findet sich zum Beispiel bei Auer, R., Cornelli, G., Frost, J. (2020), Rise of the central bank digital currencies: drivers, approaches and technologies, BIS Working Papers, No 880, 24 August. Klicken Sie hier.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"