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Interview: "Gold ist das Grundgeld der Menschheit"

27.09.2020  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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6. Sowohl Aktien als auch Gold bieten als Sachwert einen Inflationsschutz und profitieren von niedrigen Zinsen. Wann würden Sie Gold den Vorzug geben?

Die geldpolitisch herbeigeführten Null- und Niedrigzinsen blähen alle Vermögenspreise auf. In die gleiche Richtung arbeitet die Geldmengenflut, für die die Zentralbanken sorgen. Die Volkswirtschaften befinden sich dadurch quasi in einen Blindflug. Preisinflation ist nicht per se gut für Unternehmen und ihre Aktienkurse. Vielen von ihnen geht das Geschäftsmodell verloren, sie bekommen Probleme, erhöhte Produktionskosten auf die Absatzpreise zu überwälzen, büßen an Rentabilität ein.

Ich empfehle ein gewisses Maß an Diversifikation: Denn wir wissen nicht genau, was künftig geschieht, welche Gestalt die nächste Krise annehmen wird. Im einfachsten Fall halten Sie international gestreute Aktien und physisches Gold - und zwar im Verhältnis 65 zu 35 Prozent ihres Portfolios; und positionieren sich langfristig, das heißt für drei bis fünf Jahre.


7. Welche Rolle sollte Gold im Portfoliokontext spielen?

Ich stufe Gold als Währung ein. Das Gold konkurriert mit der Wertaufbewahrungsfunktion von US-Dollar, Euro und Co, nicht mit Aktien, Anleihen und Häusern. Die Kaufkraft des Goldes kann - anders als US-Dollar, Euro und Co - durch die Geldpolitik nicht entwertet werden. Zudem trägt das Gold kein Zahlungsausfallrisiko wie Bankguthaben. Aus meiner Sicht ist das Gold das perfekte Geld, es ist gewissermaßen das Grundgeld der Menschheit, das Geld der Zivilisation.


8. Der Anleger kann physisch in Gold kaufen, aber auch ETCs wie Xetra- oder Euwax-Gold, Fonds oder Goldminenaktien nutzen. Wo sehen Sie die Vor- und Nachteile bei den unterschiedlichen Formen eines Goldinvestments?

Machen Sie sich das Folgende klar: Bei Gold-ETFs halten Sie Anteile an einem Sondervermögen, das im Konkursfall des ETF-Anbieters der Konkursmasse entzogen ist. Halten Sie Anteile an Gold-ETCs - wie Xetra-Gold und Euwax-Gold -, dann besitzen sie Schuldverschreibungen, die bei Konkurs des Emittenten verloren gehen können. Gold-ETFs und Gold-ETCs haben Risiken: Erfüllungsrisiken, Ausfallrisiken, Preisrisiken, etc. Wohlgemerkt: Gold-ETFs und -ETCs mögen durch attraktiv sein für Anleger, die das kurzfristige Auf und Ab des Goldpreises mit niedrigen Kosten handeln möchten.

Wer sich aber wirksam vor Systemrisiken schützen will, der kommt am Besitz von physischem Gold in Form von Münzen und Barren nicht vorbei. Nur wer Gold in Münz- und Barrenform hat, besitzt wirklich Gold. Es macht einen großen Unterschied, ob man physisches Gold oder Papiergold in Form von ETFs oder ETCs hält.


9. Sie bieten bei der Degussa sogar einen Goldsparplan an. Wie genau funktioniert das?

Der Goldsparplan funktioniert ganz einfach. Mit Sparbeträgen, die der Anleger selbst bestimmt, werden bis auf 0,001 Gramm genau Miteigentumsanteile an 1 kg Degussa Goldbarren in einem Sammellager erworben. Als monatliche Sparleistung werden Beträge ab 50 Euro empfohlen, denn diese Käufe sind gemäß § 25c Umsatzsteuergesetz umsatzsteuerfrei. Sie haben damit die Möglichkeit, durch monatliche Zahlungen ihre Ersparnisse - oder die für Ihre Kinder und Enkelkinder - in Gold anzulegen. Einfach und sicher.

Bedenken Sie: Hätten Sie im Januar 1987 jeden Monat 100 Euro in Gold angelegt, hätten Sie heute einen Gegenwert von 158.019 Euro. Hätten den gleichen Betrag in den DAX investiert, hätten sie 155.273 Euro. Dass das Gold auch in den kommenden Jahren besser abschneidet als die Aktienmärkte, ist aus meiner Sicht nicht ausgeschlossen. Deshalb ist man gut beraten, Aktien und physisches Gold zu halten.


10. Wo erwarten Sie den Gold- und den Silberpreis im nächsten Jahr?

Wenn der Goldpreis Mitte 2021 bei knapp 2.600 USD/oz steht, wäre ich nicht überrascht, und ich wäre auch nicht verwundert, wenn der Silberpreis sich bis dahin auf 48 USD/oz gestiegen ist. Wir sprechen also - ausgehend von den derzeitigen Preisen - von einem Plus von 33 beim Gold beziehungsweise gut 80 Prozent beim Silber.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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