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Paris will europäische Souveränität - Merci Macron!

17.11.2020  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1857 (06:12 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1814 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104,48. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123,89. EUR-CHF oszilliert bei 1,0820.

Neue historische Höchstmarken im Dow-Jones und S&P 500 und ansonsten stabile bis freundliche Aktienmärkte bestimmten das Bild der letzten 24 Stunden. An den Devisenmärkten herrscht Ruhe. Die Versuche, Edelmetalle aggressiver abzuverkaufen, scheiterten bisher.

Biden fordert zügig ein Hilfspaket vom US-Kongress, denn selbsttragende Kräfte der Ökonomie sind in den USA unausgeprägt. Spaniens Notenbankchef fordert mehr geldpolitische Stimulierung durch die EZB. Von den USA und der Eurozone werden in den kommenden Monaten weitere Lockerungen veranlasst werden. Diese faktische Entwertung des USD und des Euros werden in anderen Aktiva Resonanz finden (Aktien, Immobilien, Edelmetalle).

In der EU rumpelt es. Polen und Ungarn lassen die Masken fallen. Sie wollen ein Veto gegen den EU-Haushalt und damit das Hilfspaket einlegen, weil die Mittelvergabe Brüssels an das Einhalten von Rechtsstaatsprinzipien (Gewaltenteilung) gebunden werden soll. Jedes Kind in der EU weiß, dass das Rechtsstaatsgebot ein unerlässliches Qualitätsmerkmal der Demokratie ist.

Mehr noch muss Rechtsstaatlichkeit gegeben sein, um Mitglied der EU werden zu können. Polen und Ungarn belegen mit diesem Schritt, dass ihnen bewusst ist, dass sie dieses Qualitätsmerkmal nicht vorhalten können. Diese aktuelle Lage unterstreicht Macrons Forderung, nicht mehr wie bisher Länder nach Gutsherrenart der EU beitreten zu lassen. Wer bei Eintrittsstandards latent nivelliert, hat am Ende kein Niveau! Das ist den Bürgern der EU nicht zuzumuten!


Präsident Macron will europäische Souveränität!

Diese Forderung ist überfällig. Der letzte Protagonist, der in Kontinentaleuropa in diese Richtung wirkte, war Frankreichs Präsident de Gaulle. Mit seinem Tod im Jahre 1970 verebbte diese Motivation. Erst in der Folge seines Todes konnte das UK beitreten. Lang ist es her! Das UK geht! Kommt erneut eine Chance auf europäische Souveränität?

Gibt es die Möglichkeit, die Vereinigten Staaten von Europa auf die Beine zu stellen, um nicht zwischen den sich etablierenden Blöcken durch Kleinteiligkeit in die politische und in die ökonomische Bedeutungslosigkeit mit der Konsequenz politischer Instabilität in den Nationalstaaten abzudriften („Business and Politics of Scale“)?

Souveränität ist die Grundlage der Freiheit und Demokratie, denn Souveränität ist Ausdruck der Selbstbestimmung. Ohne Selbstbestimmung gibt es keine Freiheit und Demokratie. Unterordnung ist die Aufgabe der Selbstbestimmung. Sie ist damit Ausdruck der Aufgabe der Freiheit. Freiheit steht auf unserer deutschen Werteskala ganz oben. Vor diesem Hintergrund müsste die Zustimmung Berlins zu Macrons Forderungen selbstverständlich sein, um die Zukunft Kontinentaleuropas zu gestalten.

Präsident Macron hat gestern eine deutsch-französische Debatte über die künftigen Beziehungen zu den USA ausgelöst. Macron hatte in einem Interview über die europäische Souveränität gesprochen. Er sagte, es sei kein Widerspruch, eng mit den USA zusammenzuarbeiten und gleichzeitig die EU zu einem eigenständigeren Handeln zu befähigen.

Er kritisierte offen das Bekenntnis von Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer zu den US- Beziehungen. Er teile nicht die Meinung AKKs, die diese Beziehungen und die USA weiter als Garanten für die Sicherheit Europas und Deutschlands bezeichnet hatte. Macron sagte, er hielte das für eine Fehlinterpretation der Geschichte. Intellektuell ist die Argumentation Macrons stichhaltig.

Aber Regierungssprecher Seibert widersprach Macron. Europa könne nur mit einer engen Zusammenarbeit mit den USA die Probleme bewältigen. Deutschland und Europa seien mit den USA durch jahrzehntelange Partnerschaft und Freundschaft, gemeinsame Werte (US-Demokratie, Regime-Change, Drohnenmorde?) und gemeinsame Interessen (China, Russland, Iran?) verbunden.

Seiberts O-Ton: "Die Bundesregierung ist überzeugt, dass wir die großen Herausforderungen unserer Zeit mit den USA gemeinsam angehen müssen, um sie bewältigen zu können". Seibert lieferte damit eine Absage an Macron und echte Souveränität.

Währenddessen boten Außenminister Maas und sein französischer Kollege Le Drian den USA in einem gemeinsamen Beitrag für Printmedien eine engere Zusammenarbeit an. Mit Biden sei eine größere transatlantische Geschlossenheit möglich. In der Tat ist Zusammenarbeit mit den USA bei gemeinschaftlichen Anliegen sinnvoll, aber bitte auf Augenhöhe, nicht unter der Maßgabe der Unterordnung, der Aufgabe der Souveränität!

Macrons Forderung nach europäischer Souveränität stellt eine Verteidigung unserer europäischen Freiheit dar! Sie ist keine Kampfansage an Washington, sondern Ausdruck von einem sachlich unanfechtbaren Selbstbehauptungswillen, der in nationaler Kleinheit der Länder der EU/Eurozone unrealistisch ist! Der Eingriff der USA in nationale Souveränität (z.B. North Stream II) ist eine laute Mahnung! Merci Macron!


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Seit 2000 von 380 auf mehr als 900 Mrd. Euro

Die Devisenreserven stellten sich per Oktober auf 914,71 nach zuvor 909,58 Mrd. Euro und nähern sich dem historischen Höchststand von 923,0 Mrd. Euro aus dem August 2020.


USA: New York enttäuscht

Der New York Fed Manufacturing Index sank per November von zuvor 10,50 auf 6,30 Punkte. Die Prognose lag bei 12,75 Zählern.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1580 - 1.1610 negiert den positiven Bias.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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