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Risikobereitschaft - Fed: Da kommt noch was!

26.11.2020  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1928 (06:31 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1882 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104,31. In der Folge notiert EUR-JPY bei 124.41. EUR-CHF oszilliert bei 1,0816.


Die Finanzmärkte signalisieren weiter Risikobereitschaft

Die erhöhten Niveaus an den Aktienmärkte haben Bestand. Die Entwicklungen sind durchaus divergent. Chinas Wirtschaft brummt, aber nicht Chinas Aktienmärkte. Investoren sind auf die deutlich teureren westlichen Aktienmärkte (KGV(KBV) fokussiert. Das nehmen wir interessiert zur Kenntnis und diskutieren intern den Begriff "catching up potential" auf mittel- und langfristiger Basis.

Der Euro gewinnt an Boden. Einer der Gründe ist voraussichtlich, dass der Devisenmarkt unterstellt, dass die Fed schneller als die EZB Geldschleusen öffnen wird. Wir verweisen auf nachfolgende Themen dieses Reports, die sich der voraussichtlichen laxeren Fed-Politik als auch EZB-Politik widmen.

Die Reaktion der Edelmetalle irritiert, denn die sollten bei einer Entwertung der Währungen durch Zentralbankpolitik profitieren. Oder wird diesem Markt im Vorwege technisch "das Genick" gebrochen (Wirkung der Algorithmen/des computerbasierter Handels/Future Handel), um die dann folgende Reaktion auf die Zentralbankpolitik in geordnete Bahnen zu leiten? Wer weiß das schon? Anekdotische Evidenz gibt es in den letzten 20 Jahren für derartige Manöver.

Auch Bitcoin musste in den letzten 24 Stunden nach dem starken Anstieg zuvor Federn lassen (mehr als -5,5%).

Brexit: EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen dämpfte Hoffnungen auf ein Handelsabkommen. Sie betonte, die EU sei sehr gut auf ein „No-Deal Szenario“ vorbereitet. Gut so, bringen wir es endlich zu Ende. Wir grüßen London und rufen den politischen Eliten zu: "Danke für das Ungemach der letzten vier Jahre!"


Fed: Laxere Zins- und Geldpolitik voraus!

In den letzten Äußerungen diverser Vertreter der US-Notenbank außerhalb der Notenbanksitzung wurde unmissverständlich argumentiert, dass die US-Wirtschaft starke staatliche Unterstützung brauche. Auf die US-Administration wurde förmlich öffentlicher Druck ausgeübt. Diese Position in der US-Notenbank setzt voraus, dass die Federal Reserve den expansiven Kurs fortsetzt und voraussichtlich verstärken wird. Je stärker die Politik in der Subventionspolitik versagt, desto stärker ist die US-Notenbank aufgrund ihres dualen Mandats gefordert.

Gemäß Protokoll der letzten Notenbanksitzung wurde intensiv über eine lockerere Zentralbankpolitik diskutiert. Eine Verschärfung der Krisenlage würde Anpassungen im Ankaufprogramm erforderlich machen. Derzeit erwirbt die US-Notenbank Anleihen im Umfang von 120 Mrd. USD pro Monat. Sowohl eine Aufstockung des Programms als auch eine Umstellung auf Käufe von Anleihen mit längeren Laufzeiten waren Diskussionspunkte.

Anleihekäufe mit längerer Laufzeit würden Druck auf das Kapitalmarktzinsniveau (langfristiger Zins) ausüben. Das erleichterte die Finanzierung der Staatsverschuldung (2020: 4.261 Mrd. USD/20% des BIP bisher!) und würde laut Textbuch der Ökonomie den Grenznutzen von Investitionen erhöhen, ergo Investitionsanreize geben.

Eine Zinssenkung um 0,25% ist nicht auszuschließen, denn das würde die US-Verbraucher entlasten, deren Aktivität mit 70% des BIP korreliert ist. Würde die Zinslast der hohen Konsumverschuldung reduziert, die weitgehend am kurzfristigen Zins hängt, setzte das Mittel für diskretionäre Zwecke frei.

Fazit: Das "Scheunentor" weiterer expansiver Maßnahmen ist bei der Federal Reserve extrem weit offen. Wenn die Fed diesbezüglich reagierte setzte das die EZB unter Druck, in gleiche Richtung zu marschieren, denn ansonsten würde der voraussichtliche Aufwertungsdruck, den der EUR gegenüber dem USD erfahren würde, wie eine Verschärfung der Zins- und Geldpolitik der EZB wirken. Ergo ist es nicht eine Frage des "ob", sondern eine Frage des "wann und wie". Das Thema Anlagenotstand als Folge finanzieller Repression wird prominenter.


EZB: Finanzstabilitätsbericht

Die EZB erkennt in ihrem Finanzstabilitätsbericht Gefahren und Risiken für die Wirtschaft und die Stabilität des Finanzsystems. Die Hilfsmaßnahmen dämmten auf kurze Sicht die Risiken ein. Ein zu schnelles Ende der Hilfen könnte Firmen und Haushalte unter Druck setzen. Ergo weiter so! Insgesamt nehme die Verwundbarkeit von Banken und Unternehmen im Zuge der Krise mittelfristig zu.

Das Risiko von Blasen am Immobilien- und Finanzmarkt stiege. Aber sind das wirklich Blasen, wenn der Diskontierungsfaktor (Zins des Produktionsfaktors Kapital) politisch verfügt dauerhaft zu Kaufkraftverlusten führt? Nicht die Marktreaktion am Immobilien- und Finanzmarkt, sondern die Zentralbankpolitik losgelöst von den Gesetzen des freien Marktes mit politischen Preisen stellt die Anomalie dar. Und es kommt noch mehr Repression, siehe Frau Schnabel, siehe Herr Rehn, siehe Federal Reserve! "Food for thought!"


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Stimmung der Verbraucher im Abwärtsmodus

In Deutschland sank der GfK-Konsumklimaindex per Dezember von zuvor -3,2 (revidiert von -3,1) auf -6,7 Punkte (Prognose -5,0) und markierte den tiefsten Wert seit Juli 2020.

In Frankreich fiel der Index des Verbrauchervertrauens per November von zuvor 94 auf 90 Punkte (Prognose 92) und markierte den niedrigsten Stand seit Dezember 2018!


USA: Divergente Entwicklungen

Der Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter stieg per Oktober im Monatsvergleich um 1,3% (Prognose 0,9%) nach zuvor 2,1% (revidiert von 0,5%). Das BIP legte in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung per 3. Quartal 2020 gemäß zweiter Schätzung um 33,1% (zuvor 33,2%) zu. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stiegen im Wochenvergleich per 21. November von 748.000 (revidiert von 742.000) auf 778.000 (Prognose 730.000).

Persönliche Einkommen sanken im Monatsvergleich per Oktober unerwartet um 0,7% (Prognose 0,0%) nach zuvor +0,7% (revidiert von 0,9%). Persönliche Ausgaben stiegen per Oktober im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose 0,4%) nach zuvor 1,2% (revidiert von 1,4%). Die Daten implizieren eine verstärkte Verschuldungsdynamik im Konsumsektor. Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan stellte sich laut finaler Berechnung per November auf 76,9 Punkte (vorläufiger Wert und Prognose bei 77,0).

Der Absatz neuer Wohnimmobilien verzeichnete per Oktober im Monatsvergleich einen Rückgang von 1.002.000 (revidiert von 959.000) auf 999.000 (Prognose 970.000) in der auf das Jahr hochgerechneten Version.


Japan: Erbauliches aus dem Konsumsektor

Die Einzelhandelsumsätze in Ladenketten (Chain Stores) nahmen per Oktober im Jahresvergleich um 2,8% nach zuvor -4,6% zu.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1580 - 1.1610 negiert den positiven Bias.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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