Drei Neustarts: Alle führen zu Gold
08.12.2020 | Egon von Greyerz
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Zweiter Neustart - CBDCDer zweite Neustart dreht sich um Central Bank Digital Currencies oder CBDC (von Zentralbanken ausgegebene Digitalwährungen). Da das derzeitige Finanzsystem bankrott ist, haben IWF, BIZ und die führenden Zentralbanken erkannt, dass das derzeitige Währungssystem ersetzt werden muss. Die Zentralbanken würden ein Währungssystem, das auf Papiergeld gründet, durch digitale Geldsysteme ersetzen.
Schon jetzt arbeiten die großen Zentralbanken an CBDC. An der Spitze der nationalen CBDCs stünde dann eine Digitalwährung von IWF/BIZ, welche die Sonderziehungsrechte ersetzen würde.
Aktuell drucken die Zentralbanken nicht direkt Geld, um es ins System einzubringen. Stattdessen schöpfen sie Geld durch Offenmarkt-Operationen. Darunter fällt auch der Kauf von Wertpapieren am Markt, die mit neuem Geld finanziert werden - oder aber die Schöpfung von Bankreserven, welche den Geschäftsbanken zur Verfügung gestellt werden.
Geschäftsbanken sind die größten Geldschöpfer
Mit diesen Reserven und ihren eigenen Einlagen werden die Geschäftsbanken zu den größten Geldschöpfern. Die Reserven dieser Banken vervielfachen sich aufgrund des Mindestreserve-Bankenwesens, das es ihnen erlaubt, einen Teil ihrer Einlagen und Reserven weiter zu verleihen.
Einfach formuliert: Wenn eine Bank 100 $ als Einlage erhält, kann sie 90 $ davon verleihen/ schöpfen und hält 10 $ als Reserve zurück. Die Person, die sich jene 90 $ geliehen hat, benutzt das Geld und dann kommen diese 90 $ auf direktem oder indirektem Weg (z.B. durch den Kauf von Waren) wieder zurück ins Bankensystem in Form einer Einlage. Anschließend werden 90 % oder 91 $ erneut verliehen, und so geht das immer weiter, wobei sich auch die Bilanzsummen der Banken exponentiell ausweiten.
Geschäftsbanken sind somit die größten Gelddrucker oder -schöpfer. Und das hat zu jener Schuldenexplosion geführt, die wir gerade weltweit erleben.
Zentralbanken - die neuen Gläubiger
Das neue CBDC-System wird letztendlich dazu führen, dass die Geschäftsbanken ihre Kreditvergabeaktivitäten einstellen werden. Stattdessen werden Zentralbanken Geld schöpfen und es direkt an Personen oder Unternehmen verleihen/ verschenken. Und nur darum geht es bei MMT (Modern Monetary Theory).
Wenn die Zentralbanken die Kredite der Geschäftsbanken übernehmen, werden sie höchstwahrscheinlich auch das Einlegerkapital verrechnen, welches dann wertlos wäre. Zudem würde der Untergang vieler Geschäftsbanken zugelassen werden.
Zentralbanken mit ultimativer Kontrolle
Das wäre wirklich ein geniales System, da die Zentralbanken alle Geldtransaktionen kontrollierten könnten, einschließlich Steuererhebung. Sie würden dann jedes einzelne Bankkonto kontrollieren und könnten auch alle Steuern, staatlichen Gebühren oder Strafen direkt einziehen, ohne Einwilligung des Kontoinhabers.
Die Zentralbank könnte auch nie Bankrott gehen, da sie einfach alle schlechten Schulden abschreiben und mehr Geld schöpfen würde - in einem nie enden wollenden Teufelskreis aus unbegrenzter Geld- und Schuldenschöpfung.
Das Problem dabei ist, dass Schulden nie ohne schwerwiegende Konsequenzen verschwinden können. Wenn man große Schuldenmengen abschreibt, würden auch die Vermögenswerte wertlos werden, hinter denen diese Schulden standen. Mit den unbegrenzten Geldschöpfungsfähigkeiten der Zentralbanken sollen all diese Probleme angeblich lösbar sein. Das zumindest glaubt man!
Geldschöpfung in den 2000ern: Nur für Reiche
Geldschöpfung in den 2000er Jahren funktionierte nie als Stimulus, sie war viel mehr das Rettungsboot für ein Finanzsystem, das seit 2006 permanent vom Bankrott bedroht ist.
Deswegen hat es auch keine Verbraucherpreisinflation gegeben (jedoch massive Vermögenspreisinflation) - denn dieses Geld erreichte nie die breiten Massen. Stattdessen diente es der temporären Stützung von Banken und erlaubte all jenen, die gleich neben der Druckerpresse standen, den Aufbau von enormen Vermögen.
Zu den wenigen Privilegierten mit Zugang zum geschöpften Geld gehören die Banken selbst, ihre obersten Führungsebenen, Hedgefonds sowie Großinvestoren und Großunternehmen. In der Folge entstand eine massive Kluft zwischen Arm und Reich, die zu noch viel größeren Bürgerunruhen führen wird, als wir sie jetzt schon sehen.
Bretton Woods II - Wolf im Schafpelz
Was sollte aber schlecht an einem solchen System sein? Scheinbar wäre es das perfekte Schlaraffenland: Geld ist nach Belieben herstellbar und die Welt wird auf diesem Weg in den totalen Glückszustand versetzt.
Es gibt dabei ein großes Problem. Dieses neuen Bretton Woods II (bzw. Neustart II) ist nur ein Wolf im Schafspelz. Es wäre lediglich ein neues Konstrukt, das den Eindruck vermitteln soll, dass das alte System jetzt Geschichte sei und dass die alten Schulden praktischerweise an Stellen "geparkt" wurden, wo sie keinen Schaden anrichten.