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EZB im Fokus - Brexit: Noch ein Akt! - USA/China: Neuer Ansatz?

10.12.2020  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2098 (06:09 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2059 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104,42. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126,32. EUR-CHF oszilliert bei 1,0751.

Gestern war der Finanzmarkt von Positionsanpassungen und Gewinnmitnahmen geprägt. Die zwischenzeitlichen Höchststände an den Aktienmärkten konnten nicht gehalten werden. USD-Shortpositionen wurden getrimmt (Euro, Edelmetalle).

Die EZB steht heute im Fokus. Nach relativ vollmundigen Äußerungen der Entscheidungsträger im Vorwege der heutigen Sitzung des EZB-Rats nahezu im Gleichschritt mit den "Tauben" der Fed, erwartet der Markt eine Lieferung.

Es geht nicht um eine Veränderung der Zinspolitik, sondern um eine Neugestaltung der quantitativen Maßnahmen hinsichtlich Umfang und qualitativer Ausstattung. Sollte die EZB heute nicht liefern, spielte sie mit ihrem so lange und intensiv aufgebauten Ruf und Anspruch als Vollkaskoversicherung.

Mehr noch spielte sie mit dem Risiko einer nicht unerheblichen Aufwertung des Euros, was nicht ansatzweise mit dem Zielkatalog der EZB im Einklang stünde (deflationärer Impuls, Konjunkturschwächung).


Brexit: Noch ein Akt im Drama!

Wie erwartet brachte das Dinner in Brüssel zwischen Johnson und von der Leyen nichts außer Kosten. Man vereinbarte eine neue Frist bis Sonntagabend, ohne sich sachlich näher gekommen zu sein. Sehr geehrte Frau von der Leyen: Einen Fuß der Schuhgröße 45 bekommt man nicht in einen Schuh Größe 40! London führt die EU seit 4 Jahren vor. Das "Deadline-Spiel" ist grotesk!


USA/China: Chance auf einen neuen Ansatz?

Die US-Handelsexpertin Katherine Tai (45) soll angeblich Handelsbeauftragte in der Regierung des voraussichtlichen Präsidenten Biden werden.
  • Sie ist Amerikanerin chinesischer Abstammung und spricht fließend Mandarin.

  • Sie studierte in Yale und Harvard Jura.

  • Sie leitete von 2011 bis 2014 die Durchsetzung des chinesischen Handelsabkommens im Büro des US-Handelsvertreters.

  • Sie bekleidet derzeit die Position einer Beraterin des Ausschusses für Handelsfragen im Repräsentantenhaus.

  • Im Sommer forderte sie eine andere Herangehensweise in der China-Politik als den Wirtschafts- und Finanzkrieg der Trump-Regierung.

Anders ausgedrückt ist sie ein Profi. Ihr asiatischer Hintergrund eröffnete andere Zugänge. Die Chance, dass sich mit einer Biden-Administration die China-Politik von einer konfliktorientierten zu einer lösungsorientierten Form verändert, ist real. Für den Frieden in der Welt und eine besser funktionierende Weltwirtschaft wäre das eine Wohltat.

Die Nachricht ihrer Berufung wurde von den Demokraten in beiden Kongress-Häusern begrüßt. Es bedarf noch einer Bestätigung ihrer Berufung durch den US-Senat.


USA-Haushalt in Not - "Shutdown" droht

Die politischen Eliten in den USA sind hinsichtlich des Corona-Hilfspakets weiter nicht einig, obwohl allen Beteiligten bewusst ist, dass mangels selbstragender wirtschaftlicher Kräfte (siehe 2019) und der zusätzlichen massiven Belastungen durch Corona weitere konsumtive Hilfsmaßnahmen zwingend notwendig sind, denn das Thema Unterernährung wird in den USA sukzessive akuter und findet sich mittlerweile in der US-Tagespresse wieder. Hier wird deutlich, wie weit die politischen Eliten in den USA von den Menschen vor Ort distanziert sind, in welchem Zustand sich die USA befinden und wie gespalten das Land ist.

Zusätzlich stößt der öffentliche Haushalt an seine Grenzen. Es bedarf einer parlamentarischen Ermächtigung, um sich überhaupt weiter verschulden zu dürfen und zu können. Per 8. Dezember summiert sich die öffentliche Neuverschuldung im laufenden Kalenderjahr in den USA auf mehr als 4.220 Mrd. USD!

Das US-Repräsentantenhaus hat als erste Kongresskammer für einen Übergangshaushalt gestimmt, der eine ab 11.12.2020 drohende Zahlungsunfähigkeit des Bundes bis zum 18.12.2020 verhindern soll. Die zweite Kammer, der Senat, wird sich wohl heute mit der Vorlage beschäftigen müssen, denn zeitlich pressiert es.

Dieser Zwischenhaushalt soll Zeit für die Verhandlungen über ein größeres Paket mit einem Volumen von 1,4 Billionen USD generieren.

Diese Umstände und diese Debatten werfen Fragen auf, ob die USA Verantwortung in ihrer globalen Rolle angemessen und verantwortungsvoll leben können, da sie nicht einmal ihre eigenen brennenden Hausaufgaben bewältigen können.


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Spanien und Niederlande setzen positive Akzente

Der Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands stellte sich per Berichtsmonat Oktober auf 22,5 Mrd. Euro nach zuvor 26,3 Mrd. Euro. In Spanien sank die Industrieproduktion per Berichtsmonat Oktober im Jahresvergleich um 1,6% (Prognose -2,6%) nach zuvor -3,1% (revidiert von -3,4%). In den Niederlanden stieg die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes per Oktober im Monatsvergleich um 2,0% nach zuvor -0,3% (revidiert von -1,0%).


USA: Starke Absatzzahlen im Großhandel

Die Lagerbestände im Großhandel legten per Oktober im Monatsvergleich um 1,1% (Prognose 0,9%) nach zuvor 0,9% zu. Der Absatz verzeichnete einen Anstieg um 1,8% (Prognose 0,8%) nach zuvor 0,4% (revidiert von 0,1%).


CAD: Keine Zinsveränderung

Die Zentralbank Kanadas hat auf ihrer Dezembersitzung den Leitzins unverändert bei 0,25% belassen.


Japan: Positive Tendenz

Der Business Survey Index stieg im 4. Quartal um 21,6% nach zuvor 0,1% im 3. Quartal. Damit verzeichnete der Index den stärksten Anstieg im Quartalsvergleich in der uns bis 2004 vorliegenden Historie. Die Erzeugerpreise waren per Berichtsmonat November im Monatsvergleich unverändert (Prognose 0,0%) nach zuvor -0,2%. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 2,2% (Prognose -2,2%) nach zuvor -2,1%.


China: Keine Beanstandungen

Die Geldmenge M-2 nahm per Berichtsmonat November im Jahresvergleich um 10,7% (Prognose 10,5%) nach zuvor 10,5% zu. Das Wachstum der Kreditvergabe stellte sich im November auf 12,8% (Prognose 12,9%) nach zuvor 12,9%.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1580 - 1.1610 negiert den positiven Bias.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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