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Das Überleben der Größten

23.12.2020  |  John Mauldin
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Mit der Zeit, so meint er [Goolsbee], kann dieser Zyklus selbsterhaltend werden. Auf Produktionsmärkten ermöglichen es Monopolabgaben den größeren Spielern, kleine Wettbewerber unterzubewerten oder aufzukaufen. An Finanzmärkten verschafft das Führen der passiven Investoren hin zu massiven ETFs den Giganten die niedrigsten Kapital- und Hebelkosten. Und in der Politik können die größeren Spieler sicherstellen, dass die Regeln sie begünstigen und die Antitrust-Behörden schwerfällig und unterfinanziert bleiben.

Goolsbee hebt hervor, dass sich die Fusionsaktivität im vergangenen Jahrzehnt zwar verdoppelt hat, die staatlichen Ausgaben und die Antitrust-Behörden jedoch gemeinsam mit der Anzahl an Fahndungsaktionen stark zurückging."


Nun, ein Teil davon wird tatsächlich vom Markt angetrieben. Größe ist wichtig. Große Restaurantketten können ihr Fleisch kaufen und es in hohen Mengen produzieren, was zu sehr niedrigen Preisen führt. Dies verschafft ihnen einen Vorteil gegenüber kleinen, lokalen Besitzern. Dasselbe gilt für viele andere Unternehmen. Amazon kann schnelle, kostenlose Lieferung für viele Produkte anbieten, weil es niedrigere Raten erhält und ein weitreichendes Netzwerk aus Warenhäusern besitzt. Manchmal können große Unternehmen effizienter das zur Verfügung stellen, was der Verbraucher möchte. So ist das Leben.

Diesmal haben große Unternehmen jedoch diese Vorteile und den Vorteil der kostengünstigen Finanzierung der Federal Reserve sowie weniger Wettbewerb, weil viele kleine Unternehmen Schwierigkeiten haben oder Pleite gehen. Das ist nicht natürlich. Das ist es, was Neil Howe als "Monopolabgabe" bezeichnet und es würde nicht passieren, wenn es nicht Regierungs- und Zentralbankeingreifen gäbe.

Das ist nicht nur ein Problem für kleine Unternehmen, sondern für Jedermann. Große Organisationen tun bestimmte Dinge sehr gut. Schnelle Innovation gehört typischerweise nicht dazu (auch wenn es einige klare Ausnahmen gibt). Größe führt zu Vorsicht und schreckt vor der Art Risiko ab, das zu Durchbrüchen führt; auch wenn die Wirtschaft ohne sie erstarrt und das Wachstum zurückgeht. Das haben wir im letzten Jahrzehnt beobachten können; es braucht nicht noch schlimmer zu werden.

Des Weiteren sind kleine Unternehmen die Akademie des Unternehmertums. Menschen fangen Unternehmen an und lernen die Grundlagen kennen. Selbst wenn sie scheitern, leisten sie im Nachhinein in gewisser Weise ihre Beiträge. Wir brauchen mehr kleine Unternehmen, nicht weniger. Jedes Leben, das in der Pandemie verloren geht, ist tragisch. In gewisser Weise ist auch jedes verlorene Unternehmen tragisch. Deren Fehlen hinterlässt eine Kluft in der Wirtschaft und in unseren Leben.


Zombie-Unternehmen

Mein Freund Niels Jensen bei Absolute Return Partners veröffentlichte einen neuen Artikel mit Namen "The Zombies Are Coming", in dem er nicht von echten Zombies, sondern von Zombie-Unternehmen spricht. Er definiert sie so:

"Ein Zombie-Unternehmen ist einfach ein Unternehmen, das weder tot noch lebendig ist. In anderen Worten: Es ist so hoch verschuldet, dass jedes generierte Bargeld dazu verwendet wird, die Zinsen auf den Schulden zu zahlen […]. Das bedeutet, dass es kein Restgeld oder überschüssige Kapazität des Unternehmens gibt, um zu investieren oder zu wachsen. Das bedeutet, dass es nicht in der Lage ist, mehr Angestellte einzustellen, doch auf der anderen Seite auch, dass das Unternehmen tatsächlich kein Geld auf operationaler Basis verliert und somit auch keine weiteren Entlassungen durchführen muss."

Dann zitiert er Studien von der BIZ und der OECD aus den Jahren 2017 und 2018. Diese Situation hat sich verschlimmert.

"Wie die BIZ herausfand, sind bis 2016 mehr als 12% aller gelisteter, nicht-finanzieller Unternehmen in der Welt zu Zombies geworden - während sie vor 30 Jahren noch praktisch nicht-existent waren. Zeitgleich fand man heraus, dass mit der zunehmenden Häufigkeit von Zombie-Unternehmen auch deren Wahrscheinlichkeit zugenommen hat, länger am Leben zu bleiben."

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Billige Kredite für große Unternehmen verschlimmern dieses "Zombifizierungsproblem", was die kreative Zerstörung zerrüttet, die Wohlstand und Jobs mit sich bringt. Niels demonstriert eine Verbindung zwischen billigen Krediten und Bankgesundheit. Je mehr Unternehmen, an die Banken verleihen, künstlich am Leben erhalten werden, desto schwer ist es für sie, das Darlehen zu kündigen und einen Schlag gegen ihr eigenes Kapital zu erhalten. Warum das alles wichtig ist? Weil es das Wirtschaftswachstum eindämmt.

"Beginnen wir mit den Auswirkungen der Zombies auf die Produktivität. In einem Bericht von 2017 dokumentierten Wissenschaftler der OECD eine Verbindung zwischen dem Anteil der Zombie-Unternehmen und der Arbeitsproduktivität gegenüber der Produktivität in Nicht-Zombie-Unternehmen. Die OECD definiert ein Zombie-Unternehmen genau so wie die BIZ ein Zombie-Unternehmen etwa 18 Monate später definiert, also sind die beiden Studien in dieser Hinsicht vergleichbar."

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Wenn Arbeiter von einem Zombie-Unternehmen zu einem produktiven Unternehmen übergehen, steigert sich ihre Arbeitsproduktivität, was der Gesamtwirtschaft zu Gunsten kommt. Große Unternehmen künstlich am Leben zu erhalten, ist ein Grund dafür, warum die Wirtschaften in der Vergangenheit langsamer gewachsen sind. Leuthold Group kalkuliert, dass 15% der großen US-Unternehmen in einer Form der Zombifizierung feststecken.


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